Modern Times: Vom ersten Feuer bis zum hochgetunten Homunculus Neue Debatte - Beiheft #011 - 07/2017 | Página 3
Aber sie konnten doch ethisch-moralisch
der naturrechtlichen Indianerkultur in fast
allen Belangen nicht das Wasser reichen.
Diese Menschen empfanden sich als integ-
raler Bestandteil eines Naturganzen, grif-
fen mit Ehrfurcht und Vorsicht mit ihren
technischen Möglichkeiten in die Natur
ein, entschuldigten sich bei den Geistern
der gejagten Tiere und taten alles, um das
Gleichgewicht der Natur zu erhalten.
Feuer für den Herd oder um Feinde
zu verbrennen
In jeder technischen Erfindung auf der Ba-
sis tieferer Einsicht in die Funktionsgeset-
ze der Natur waren und sind Optionen un-
terschiedlicher gesellschaftlicher Nutzung
angelegt, über die nicht die umgebende
Natur und die Erfindung als solche mit
„Naturnotwendigkeit“ entscheidet, son-
dern die menschlichen Gesellschaften.
Der Weg in die Klassengesellschaft
Sie konnten sich um die Hüterin des Herd-
feuers gruppieren oder mit dem Feuer
Ernte und Hütten ihrer Feinde abbrennen.
Mit Pfeil und Bogen konnte sie ein Mam-
mut erlegen oder auf den Nachbarstamm
losgehen. Sie konnten das Rad erfinden
und Transportkarren für friedliche Han-
delskontakte bauen oder Streitwagen, mit
denen sie die Gegner niedermachten.
Als nach Hunderttausenden von Jahren
Evolution an großen, fruchtbaren, klima-
tisch günstig gelegen Strömen (Euphrat,
Tigris, Nil, Jangtsekiang, Indus) Zivilisati-
onsinseln als frühe Gotteskönigtümer mit
einer staatlichen Verwaltung entstanden,
änderte sich etwas Grundlegendes im
Verhältnis Mensch-Technik/Natur. Die
Menschheit stieg damals in die erst heute
zusammenbrechende Menschheitsepoche
der Klassengesellschaften ein.
Die Freiheitsgrade, die die Menschen
durch ihre Erfindungen erhielten, spiegel-
ten nicht automatisch den sozialen Reife-
grad der jeweiligen Gesellschaft wider. Die
technisch weit überlegenen amerikani-
schen Siedler und Geschäftemacher mit
ihren Gewehren konnten beispielsweise
die Bisonherden abknallen, riesige Lände-
Die ehemals naturbedingte Lebensge-
meinschaft von Stammesgesellschaften
differenzierte sich endgültig in ein Oben
und Unten von unterschiedlichen Besitz-
klassen mit antagonistischen Interessenla-
gen und einseitigen Gewalt- und Herr-
schaftsverhältnissen.
Die winzigen herrschenden Klassen in der
Geschichte saßen den arbeitenden, das
gesellschaftliche, materielle Leben produ-
zierenden Menschen egoistisch im Nacken.
Ohne selbst zum gesellschaftlichen Pro-
dukt beizutragen, bestimmten sie über
technische Neuerungen und Entwicklun-
gen. Sie waren zum einen vor allem an der
Waffenentwicklung und militärischen Er-
rungenschaften interessiert. Zum anderen
förderten sie nachhaltig Tempelanlagen,
Heiligtümer, Mausoleen, für einen ein-
schüchternden und religiösen Auftritt.
Eroberung durch Ausrottung: Bisonschädelkno-
chen, um 1870.
reien einzäunen und das Land zur käufli-
chen Ware erklären.
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