K-Colors of Korea July 2014 | Page 11

Shin Dong-Hyuk lebt jetzt in Seoul, doch er reist im Auftrag von LINK, einer Menschenrechtsorganisation, um die ganze Welt um über seine Geschichte zu sprechen. Das Filmteam, um den deutschen Regisseur Marc Wiese, trifft einen gebrochenen Mann. Einen Mann, der seinen Tag damit verbringt, in der Stille seines Zimmers sitzend, seine Gedanken zu verjagen. Einen Mann, der in Freiheit lebt, das Lager jedoch in seinem Kopf mit sich trägt. Einen Mann, der sagt, dass er zurück in das Internierungslager möchte. Er vermisst die dortige Unschuld und die Reinheit des Herzens. Als Zuschauer kann man dies nicht verstehen. Man kann es nur versuchen. Shin Dong-Hyuk ist in eine Welt geboren, in der es klare Regeln für das Überleben gibt. Es gibt jemanden, der ihm 24 Stunden am Tag sagt, was richtig und was falsch ist, was er zu tun hat und was zu lassen. Er muss keine großen Entscheidungen treffen, muss sich nicht die Fragen nach Moral stellen. Was er sieht und gelernt hat, wonach alle anderen Leben, erschien ihm immer richtig. Der Welt draußen ist er nicht gewachsen. Das Konzept von Geld und Selbstverwirklichung ist ihm fremd. Er ist nicht in der Lage Verbindungen zu Menschen aufzubauen. Er sagt, in Seoul sieht er jeden Tag in den Nachrichten, wie sich Menschen umbringen. Im Internierungslager habe sich nie jemand umgebracht. Warum hängen die Menschen in einer für uns so unmenschlichen Umgebung mehr an ihrem Leben als die Menschen, die in vermeintlicher Freiheit leben? Antworten findet man in der abendfüllenden Dokumentation „Camp 14“ nicht. Sie ist in Spielfilmformat gedreht. Animierte Szenen zeigen Dong-Hyuks Erinnerungen an das Leben im Camp. Außerdem fließen private Videoaufnahmen eines ehemaligen Aufsehers ein. Dieser, sowie ein weiterer, ehemaliger, hochrangiger Aufseher, kommen ebenfalls zu Wort. Sie erzählen von Folter und Vergewaltigung. Ihre Gesichter dabei emotionslos. Auch für sie war alles, was sie taten, Alltag. Sie sagen, das Leben eines Menschen war weniger Wert als ein Wurm und am Ende sollten die Gefangenen sowieso getötet werden. „Camp 14“ ist keine leichte Kost. Jedoch ein wichtiger Film und eine einzigartige Dokumentation, die Einblick gibt in eine Welt, die von der nordkoreanischen Regierung so strikt verleugnet wird. 11