Nordkorea – ein Land, das in der
Vergangenheit lebt
Interview mit Jauke Huijer, die mit ihrem Sohn nach Nordkorea reiste
Z
Text von Andrea Maag; Fotos von Jauke Huijer
usammen mit einer holländischen Reisegruppe
hat im Frühling dieses Jahres die in der Schweiz
wohnhafte Holländerin Jauke Huijer mit ihrem
Sohn Jepp eine zehntägige Reise nach Nordkorea
unternommen. Was sie während dieser ungewöhnlichen
Reise erlebt hat und welchen Eindruck Nordkorea bei
ihr hinterlassen hat, erzählt sie K im Interview.
K: Guten Tag Frau Hujier. Nordkorea ist ein sehr
ungewöhnliches Reiseziel – wie ist die Idee, in dieses
Land zu fahren, entstanden?
Jauke Hujier: Ich habe schon Ende der 80er Jahre
gedacht, dass ich einmal in dieses Land fahren will.
Damals habe ich mir auch einen Reiseführer gekauft,
aber irgendwann geriet diese Idee in den Hintergrund.
Aber als ich letztes Jahr zwei zusätzliche Ferienwochen
bekommen habe, dachte ich mir, dass ich mit dieser Zeit
etwas Besonderes machen will – und dann kam mir
diese Sache mit Nordkorea wieder in den Sinn.
Ich bin generell jemand, der gerne Systeme entdeckt,
jemand, der die Gründe für das erforscht, was in einem
Land vor sich geht, auch wenn man natürlich nie alles
sehen kann, weil viele Dinge versteckt und geheim
gehalten werden. Ich wollte diese Reise auch gemeinsam
mit meinem Sohn machen, bevor er älter wird, und
ihm die Möglichkeit geben, einmal wirklich besondere
Ferien zu machen. Ein anderer Grund jetzt zu gehen war
auch, dass ich davon überzeugt bin, dass irgendwann
in nächster Zeit dieses nordkoreanische System
zusammenbrechen wird. Also habe ich mir gesagt, wenn
ich das noch sehen will, muss ich jetzt gehen.
K: Was musste alles erledigt werden, bevor die Reise
losgehen konnte?
JH: Wir mussten eine Menge Formulare ausfüllen,
unter anderem für das Visum. Allerdings kann man
nicht direkt von hier aus ein Visum für Nordkorea
beantragen, dass muss von China aus gemacht werden.
Unser holländischer Reiseführer musste als wir schon
in Peking waren auf die nordkoreanische Botschaft
gehen und dort unser Gruppenvisum ausstellen
lassen. Wir wussten also bis wir in Peking waren nicht,
ob wir überhaupt nach Nordkorea einreisen dürfen.
Etwa drei Wochen, bevor wir abgeflogen sind, hat
morgens plötzlich das Telefon geklingelt. Jemand von
12
der nordkoreanischen Botschaft hier in der Schweiz
hat angerufen und sich nach Jepp erkundigt, weil
Jepp nicht den gleichen Nachnamen hat wie ich. Ich
habe mir eigentlich nichts weiter dazu gedacht, aber
als Jepp am gleichen Tag von der Schule nach Hause
kam, sagte er, dass offenbar auch jemand die Schule
angerufen und sich dort nach ihm erkundigt habe.
Das Merkwürdige an der Sache ist, dass wir abgesehen
von diesen Telefongesprächen sonst nie etwas mit der
nordkoreanischen Botschaft in der Schweiz zu tun
hatten. Alles andere lief über Peking.
K: Wie lief die Ankunft in Nordkorea ab?
JH: Natürlich wurden wir zunächst einmal kontrolliert.
Am Flughafen haben unsere beiden nordkoreanischen
Reiseführer auf uns gewartet, ein Mann und eine Frau.
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