Camp 14
Shin Dong-Hyuks Schilderungen aus einem nordkoreanischen Arbeitslager
S
Text von Esther Klung, Fotos von Camp 14
hin Dong-Hyuks Eltern treffen sich in dem
nordkoreanischen Internierungslager Kaechon.
Der Vater bekommt die Mutter für gute Arbeit
zugeteilt. Eigentlich sind zwischenmenschliche
Beziehungen verboten. Familien, die ins Lager kommen,
werden getrennt und dürfen sich nie wiedersehen.
Freundschaften, Liebe und Mitgefühl sind Fremdworte.
Schon die ganz kleinen Kinder werden zu harter,
körperlicher Arbeit gezwungen. Mit 35 anderen Kindern
besucht Dong-Hyuk die Schule im Lager. Dort wird er
Zeuge, wie ein Mädchen solange von dem Lehrer auf
den Kopf geschlagen wird, bis sie an ihren Verletzungen
stirbt. Die Strafe für fünf gestohlene Weizenkörner. Für
den Jungen ist dies normal. Schläge, Stacheldrahtzaun,
Hunger, öffentliche Hinrichtungen, all dies ist Alltag für
Dong-Hyuk. Mit 14 wird er sieben Monate gefoltert.
Sein Körper ist seitdem deformiert und von Narben
übersät. Über die Wasserfolter, bei der die Gefangenen
beinahe ertrinken, kann er heute, mehr als 15 Jahre
später, noch nicht sprechen. Über die Feuerfolter, bei
der sein Rücken schwerste Verbrennungen davontrug,
spricht er. Er überlebt seine Verletzungen nur dank der
Pflege eines Mitgefangenen. Zum ersten Mal