K-Colors of Korea July 2014 | Page 9

K: Gab es negative Punkte, negatives Feedback, oder sogar Schwierigkeiten und Probleme? Saram: Nicht wirklich. Natürlich sind wir auch mit merkwürdigen Menschen in Kontakt gekommen, die versuchten, das Unrechtsregime Nordkoreas öffentlich schönzureden, aber solche Begegnungen waren doch erfreulich selten. Halbinsel vorliegt. Andererseits wäre es auch nichtverkehrt, aus den Fehlern wie auch den erfolgreichen Aspekten der deutschen Wiedervereinigung zu lernen, damit man Fehler nicht wiederholt. Ein Mitglied unseres Teams ist aus Südkorea nach Deutschland gezogen, um genau das zu tun. Wir persönlich finden das bewundernswert. Eine Schwierigkeit gibt es allerdings schon, vor der stehen aber alle, die in diesem Bereich aktiv sind. Und das sind die komplexen, politischen Rahmenbedingungen, in denen sich das Drama der Bevölkerung Nordkoreas abspielt. Es gibt z.B. Aktivisten, die nordkoreanische Flüchtlinge aus China schmuggeln. Werden die Flüchtlinge in China von den Behörden aufgegriffen, werden sie wieder nach Nordkorea abgeschoben; dort droht ihnen (und ihren ganzen Familien!) dann Folter, Arbeits- oder Konzentrationslager oder die sofortige Hinrichtung. Diese Rettungsmissionen sind natürlich in China illegal, die Flüchtlinge und die Fluchthelfer begeben sich also in sehr große Gefahr. Die meisten Koreaner, mit denen wir darüber gesprochen haben, wünschen sich eine baldige und vor allem gewaltfreie Wiedervereinigung. Das kann man doch auf jeden Fall unterstützen! K: Wie steht ihr zum Thema Wiedervereinigung, erstrebenswert oder sehr ihr es eher kritisch? Welche Probleme würden eurer Meinung nach bei der Wiedervereinigung besonders auftreten? Saram: Das ist eine so umfangreiche Frage, dafür bräuchten wir eigentlich ein weiteres Interview. Man sollte keinesfalls der Bevölkerung Koreas erzählen, was das Beste für sie sei. Aber nach Möglichkeiten Hilfe anzubieten, kann nicht verkehrt sein. Deutschland hat die Wiedervereinigung gemeistert, allerdings war es eine völlig andere Situation, als sie auf der koreanischen Die Probleme einer Wiedervereinigung sind aber deutlich größer, als sie es in Deutschland waren. Nordkorea ist eines der ärmsten Länder der Welt, Südkorea eine der erfolgreichsten Wirtschaftsmächte. Zwischen der Bevölkerung der BRD und der DDR war immerhin Kontakt (Briefe, Telefonate und eingeschränkte Besuche) möglich, zwischen Nord- und Südkorea ist dies nicht der Fall. Offiziell befinden sich beide Länder ja auch immer noch im Krieg. Und diese Probleme sind nur die Spitze des Eisbergs. Wir haben aber die Hoffnung, dass die internationale Staatengemeinschaft bei einer Wiedervereinigung dem koreanischen Volk hilfreich zur Seite stehen wird. Die Krise auf der koreanischen Halbinsel dauert jetzt schon über 60 Jahre, irgendwann muss das einfach ein Ende finden. Und in der Geschichte finden wir viele Beispiele dafür, dass so etwas manchmal schneller gehen kann, als man für möglich gehalten hätte. 9