K: Gab es negative Punkte, negatives Feedback, oder
sogar Schwierigkeiten und Probleme?
Saram: Nicht wirklich. Natürlich sind wir auch mit
merkwürdigen Menschen in Kontakt gekommen, die
versuchten, das Unrechtsregime Nordkoreas öffentlich
schönzureden, aber solche Begegnungen waren doch
erfreulich selten.
Halbinsel vorliegt. Andererseits wäre es auch
nichtverkehrt, aus den Fehlern wie auch den erfolgreichen
Aspekten der deutschen Wiedervereinigung zu lernen,
damit man Fehler nicht wiederholt. Ein Mitglied
unseres Teams ist aus Südkorea nach Deutschland
gezogen, um genau das zu tun. Wir persönlich finden das
bewundernswert.
Eine Schwierigkeit gibt es allerdings schon, vor der
stehen aber alle, die in diesem Bereich aktiv sind. Und das
sind die komplexen, politischen Rahmenbedingungen,
in denen sich das Drama der Bevölkerung Nordkoreas
abspielt. Es gibt z.B. Aktivisten, die nordkoreanische
Flüchtlinge aus China schmuggeln. Werden die
Flüchtlinge in China von den Behörden aufgegriffen,
werden sie wieder nach Nordkorea abgeschoben;
dort droht ihnen (und ihren ganzen Familien!) dann
Folter, Arbeits- oder Konzentrationslager oder die
sofortige Hinrichtung. Diese Rettungsmissionen sind
natürlich in China illegal, die Flüchtlinge und die
Fluchthelfer begeben sich also in sehr große Gefahr.
Die meisten Koreaner, mit denen wir darüber
gesprochen haben, wünschen sich eine baldige und vor
allem gewaltfreie Wiedervereinigung. Das kann man
doch auf jeden Fall unterstützen!
K: Wie steht ihr zum Thema Wiedervereinigung,
erstrebenswert oder sehr ihr es eher kritisch? Welche
Probleme würden eurer Meinung nach bei der
Wiedervereinigung besonders auftreten?
Saram: Das ist eine so umfangreiche Frage, dafür
bräuchten wir eigentlich ein weiteres Interview. Man
sollte keinesfalls der Bevölkerung Koreas erzählen, was
das Beste für sie sei. Aber nach Möglichkeiten Hilfe
anzubieten, kann nicht verkehrt sein. Deutschland hat
die Wiedervereinigung gemeistert, allerdings war es
eine völlig andere Situation, als sie auf der koreanischen
Die Probleme einer Wiedervereinigung sind aber
deutlich größer, als sie es in Deutschland waren.
Nordkorea ist eines der ärmsten Länder der Welt,
Südkorea eine der erfolgreichsten Wirtschaftsmächte.
Zwischen der Bevölkerung der BRD und der DDR
war immerhin Kontakt (Briefe, Telefonate und
eingeschränkte Besuche) möglich, zwischen Nord- und
Südkorea ist dies nicht der Fall. Offiziell befinden sich
beide Länder ja auch immer noch im Krieg. Und diese
Probleme sind nur die Spitze des Eisbergs.
Wir haben aber die Hoffnung, dass die internationale
Staatengemeinschaft bei einer Wiedervereinigung dem
koreanischen Volk hilfreich zur Seite stehen wird. Die
Krise auf der koreanischen Halbinsel dauert jetzt schon
über 60 Jahre, irgendwann muss das einfach ein Ende
finden. Und in der Geschichte finden wir viele Beispiele
dafür, dass so etwas manchmal schneller gehen kann, als
man für möglich gehalten hätte.
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