HARVARD BUSINESS MANAGER MAGAZINE Harvard_Business_Manager__Juli_2017 | Page 76

DER TEST: LINEAR ODER EXPONENTIELL? Finden Sie heraus, wie gut Sie entscheiden. (Antworten auf Seite 78.) In welchem Szenario konsumieren Sie mehr Pizza? A. Sie essen eine Pizza mit 30 Zentimeter Durchmesser. B. Sie essen zwei Pizzas mit jeweils 20 Zentimeter Durchmesser. Unternehmen bekommen häufig den Rat, sich auf die Kunden mit dem höchsten Customer Lifetime Value (CLV) zu konzentrieren. Angenommen, Ihre Analysten haben Ihren Kundenstamm in Dezile des CLV eingeteilt (wobei das erste Dezil das wertvollste ist). Welche beiden Segmente stehen sich im Wert näher? A. 1 und 2. B. 3 und 8. Ihr Unternehmen betreibt zwei Fabriken. Angenommen, diese Fabriken sind 24 Stunden pro Tag, sieben Tage die Woche in Betrieb. In welchem Szenario ist die produzierte Stückzahl pro Jahr größer? A. Produktivitätssteigerung in der ersten Fabrik von 100 auf 120 Produkte pro Stunde. B. Produktivitätssteigerung in der zweiten Fabrik von 130 auf 140 Produkte pro Stunde. Sie wollen die Zahlungsbereitschaft von Männern und Frauen für ein neues Produkt ermitteln. Bisher haben Sie 20 Männer und 50 Frauen befragt. Welche Option steigert die Präzision Ihrer Schätzungen mehr? A. Befragung von 5 weiteren Frauen und 30 weiteren Männern. B. Befragung von 100 weiteren Frauen und fünf weiteren Männern. Welcher dieser beiden Geschäftsreisenden steigert die Zeit in der Luft mehr? A. Der erste Reisende erhöht die Anzahl seiner geflogenen Meilen von 20 000 auf 40 000 pro Jahr. B. Der zweite Reisende erhöht die Anzahl seiner geflogenen Meilen von 50 000 auf 60 000 pro Jahr. Angenommen, Sie wollen den Traffic auf Ihrer Firmenweb site erhöhen. Welche Option ist in dieser Hinsicht wirksamer? A. Verbesserung der Positionierung in den organischen Suchergebnissen vom zehnten auf den vierten Platz. B. Verbesserung der Positionierung in den organischen Suchergebnissen vom vierten auf den zweiten Platz. LINEARES DENKEN EINDÄMMEN Solange das Management von Menschen ausgeübt wird, werden kognitive Verzerrungen, die untrennbar mit dem menschlichen Gehirn verbunden sind, die Qualität von be- ruflichen Entscheidungen herabsetzen. Trotzdem lassen sich die Schwierigkeiten, die uns das lineare Denken be- schert, minimieren. Schritt 1: Die lineare Problematik erkennen MBA-Programme sollten angehende Manager explizit vor diesem Phänomen warnen und ihnen beibringen, wie sie damit umgehen können. Außerdem können Unternehmen Schulungsinitiativen starten, zum Beispiel mit spezifischen Aufgaben für nicht lineare Zusammenhänge (siehe Kasten oben „Der Test: Linear oder exponentiell?“). Unserer Erfah- rung nach empfinden Mitarbeiter solche Übungen als span- nend und erhellend. In einer Reihe von Bereichen gibt es bereits breiter ange- legte Schulungsprogramme. Eines davon ist Ocean Tipping Points, eine Initiative, die auf nicht lineare Beziehungen im marinen Ökosystem aufmerksam machen will. Wissen- schaftler und Manager gehen oft davon aus, dass die Bezie- hung zwischen einem Stressor (wie dem Fischfang) und einer ökologischen Reaktion (Rückgang der Fischbestände) linear verläuft. Doch manchmal verursacht eine kleine Ver- änderung eines Stressors einen überproportional großen Schaden: Schon eine kleine Zunahme des Fischfangs kann einen Fischbestand zusammenbrechen lassen. Ziel des Pro- jekts ist es, die relevanten Tipping-Points im Ökosystem 76 HARVARD BUSINESS MANAGER JULI 2017 Ozean zu ermitteln, um das Management der natürlichen Ressourcen zu verbessern. Schritt 2: Auf Ergebnisse statt Indikatoren konzentrieren Eine der wichtigsten Aufgaben des Topmanagements be- steht darin, dem Unternehmen eine Richtung vorzugeben und Anreize festzulegen. Häufig sind die gewünschten Er- gebnisse aber von den Entscheidungen des Tagesgeschäfts weit entfernt, deshalb ermitteln die Manager zwischenge- lagerte Kennzahlen und schaffen Anreize, diese Kennzah- len zu optimieren. Um den Umsatz zu steigern, versuchen zum Beispiel Unternehmen die Positio nierung ihrer Web- site in den organischen Suchergebnissen zu verbessern. Das Problem ist nur: Diese zwischengeschalteten Kenn- zahlen können zum Selbstzweck werden – ein Phänomen, das Wissenschaftler als „Medium Maximization“ bezeich- nen. Schwierigkeiten drohen dann, wenn zwischen einer Kennzahl und der gewünschten Wirkung keine lineare Beziehung besteht; wie zum Beispiel bei der Positionierung in den Suchergebnissen und den Verkaufszahlen. Wenn das Ranking in den Suchergebnissen schlechter wird, sinkt der Absatz zuerst drastisch und dann immer weniger: Die Auswirkungen sind viel größer, wenn die Website in den Suchergebnissen vom 1. auf den 2. Platz zurückfällt, als wenn sie vom 20. auf den 25. Platz rutscht. In anderen Fällen lassen sich mit einem Indikator meh- rere Ergebnisse vorhersagen; das ist für manche verwir- rend. Manager, die den künftigen Wert einer Investition