HARVARD BUSINESS MANAGER MAGAZINE Harvard_Business_Manager__Juli_2017 | Page 49

TRANSFORMATION STRATEGIEN gabe eines Mietwagens abwickeln. Die Autos kön- nen sie innerhal regionaler Grenzen an beliebigen Parkplätzen zurückgeben. Angesichts der dynami- schen globalen Entwicklung von Wettbewerbern wie Uber erweiterte Daimler 2012 sein Angebot er- neut und gründete die Daimler Mobility Services GmbH. Deren Kernprodukt Moovel ist eine App, die dem Kunden für eine beliebige Fahrstrecke den optimalen Verkehrsmittelmix anbietet. Damit steigerte Daimler den Grad der Vollständigkeit und Integration weiter. Die Kunden können über die Website oder die dazugehörige App unter- schiedliche Mobilitätsdienste wie Leihwagen (un- ter anderem Car2go), Bahn oder Taxi wählen. Da- durch erhält Daimler auch enormes Wissen über das Mobilitätsverhalten der Kunden, was eines Tages mit den Daten aus autonomen Fahrzeugen zusammengeführt werden kann. Backend: Eine führende Plattform etablieren und kontrollieren, um sowohl interne als auch externe Dienste anbieten zu können die zu erwartenden Rückgänge im Pkw-Geschäft aufzufangen. CEO Dieter Zetsche glaubt an ein Umsatzziel von einer Milliarde Euro im Jahr 2020 (was allerdings erst 1 bis 2 Prozent des Konzernumsatzes ergäbe). Insgesamt hat Daimler bereits über 500 Millionen Euro in dieses neue Plattformgeschäftsmodell inves- tiert. Um zu einer dominanten und profitablen Mobilitätsplattform zu werden („Winner takes most“) und sich gegenüber Wettbewerbern wie Moovit oder Qixxit durchzusetzen, wird das Unternehmen sich auch auf der Anbieterseite wei- ter öffnen müssen. Dazu gibt es bereits Gespräche mit DriveNow von BMW. Auch werden noch wei- tere Mobilitätsdienstleister auf die Plattform kom- men müssen. Die mittelfristige Herausforderung ist nun, beide Geschäftsmodelle kulturell mitein- ander zu verflechten, denn bislang sind die Daim- ler Mobility Services noch eine weitgehend iso- lierte Einheit im Konzern, mit Mitarbeitern, die meist von außen kamen. Daimler musste für die Aufgaben bei Car2go zahl- reiche neue Prozesse installieren. Dazu gehört das Erstellen von Abrechnungen oder das Bereitstel- len intakter Fahrzeuge. Auch neue Partnerschaf- ten wurden notwendig. 2011 ging das Unterneh- men ein Joint Venture mit Europcar ein, um von deren Erfahrung im Flottenmanagement und der Logistik zu profitieren. Bei der Erweiterung des Angebots durch Moovel musste das Unternehmen die möglichst nahtlose Vernetzung mit neuen Partnern wie MyTaxi, Hailo, RideScout oder der Deutschen Bahn bewältigen. Ertragsmechanik: Statt Einzelverkäufen einen Strom eher geringer, dafür aber kontinuierlicher Einnahmen erzeugen Meist ergeben diese sich über ein Subskriptions- modell etwa in Form von Abonnements oder durch eine Servicelevelvereinbarung. Daimlers Autovermietung Car2go rechnet nach Benut- zungszeit ab. Moovel ist kostenlos für die Kunden, während die Partner für die Vermittlungsdienste eine Gebühr entrichten müssen. Zukünftig kann man sich auch Flatrate-Mobilitätsangebote in einer bestimmten Region vorstellen oder Einnah- men aus kundenspezifischen Anzeigen. Damit ist die Transformation des Daimler-Ge- schäftsmodells nicht zu Ende. Natürlich wird der Konzern auch weiter Mercedes-Fahrzeuge in einem Produktgeschäftsmodell produzieren und verkaufen. Doch der Umsatzanteil des neuen Plattformgeschäftsmodells der Daimler Mobility Services sollte ständig größer werden, auch um JULI 2017 HARVARD BUSINESS MANAGER 49