HARVARD BUSINESS MANAGER MAGAZINE Harvard_Business_Manager__Juli_2017 | Page 47
tion untersucht. Wir wollten herausfinden, wel-
che Möglichkeiten des Wandels es gibt, und wel-
che Herausforderungen für das Management mit
den einzelnen Transformationspfaden verbunden
sind. Daraus entwickelten wir ein Konzept, das
wir „Business Model Transformation Board“ nen-
nen. Es liefert einen Orientierungsrahmen für
Unternehmen, um zu erfahren, welche Möglich-
keiten und Wege der Transformation ihnen in
ihrer jeweiligen Wettbewerbssituation zur Ver -
fügung stehen.
Generell gelten Digitalisierung und Service -
orientierung als die zentralen Treiber für die Ver-
änderung von Geschäftsmodellen. Beide werden
durch technologischen Fortschritt ermöglicht.
So liefert zum Beispiel das Internet der Dinge
die nötigen Voraussetzungen, um neuartige
Dienstleistungen anzubieten (siehe den Beitrag
„Wie smarte Produkte den Wettbewerb verän-
dern“ von Michael E. Porter und James E. Heppel-
mann, Harvard Business Manager, Dezember
2014). Dabei reicht es nicht, für den Übergang
zu einem neuen Geschäfts modell einfach nur
vom physischen auf das digitale Produkt umzu-
schalten – oder sich von der Produkt- zur Service-
orientierung zu verändern. Stattdessen entstehen
individuelle Mischformen aus physischen und di-
gitalen Produkten beziehungsweise von Produkt-
und Serviceorientierung. Unsere Untersuchungen
zeigen auch, dass dies keine Einbahnstraße ist.
Auch digitale Un ternehmen passen sich an, ergän-
zen sich zum Beispiel mit physischen Produkten,
das können Buchläden sein, wie sie Amazon seit
Ende 2015 eröffnet, oder Bücher, die das Start-up
Zapp tales als Geschenkartikel aus WhatsApp-
Chats erstellt.
Der Wandel des Traktorherstellers John Deere
vom Maschinenverkäufer zum Dienstleister („far-
ming as a service“) illustriert diese Veränderungen
sehr gut. Seine Kunden sind Betreiber großer
landwirtschaftlicher Betriebe. Sie verwenden
schwere Maschinen wie Traktoren und Mähdre-
scher. Diese sind über das Internet untereinander
und mit einer Zentrale vernetzt. John Deere kann
so eine Reihe von Dienstleistungen anbieten, die
dem Landwirt helfen, seinen Ertrag zu steigern.
Zu diesem Agrarmanagement gehören Informatio-
nen zur optimalen Bewässerung durch ein Netz-
werk aus Bodensensoren und Bewässerungskno-
ten oder das Ermitteln des richtigen Zeitpunkts für
die Aussaat, abgeleitet aus Sensoren- und Wetter-
informationen sowie Leistungsdaten aus der
Landwirtschaft.
Auf die Frage, worin die richtige Balance be-
steht, gibt es keine allgemeingültige Antwort.
Das Management muss sich seinen optimalen Mix
je nach Ausgangssituation und Geschäftsmodell
erarbeiten. Trotz der Vielfalt der Möglichkeiten
konnten wir erkennen, dass die vielen Dutzend
Geschäftsmodellvarianten sich konzeptionell so
ähnlich waren, dass wir sie zu Gruppen zu-
sammenfassen konnten. Als Kriterium dafür dien-
ten uns die folgenden zwei Dimensionen, auf de-
nen die Veränderungen von Geschäftsmodellen
primär beruhen:
Vollständigkeit einer Transaktion („inclusive -
ness“) Das Spektrum reicht vom Verkauf eines
DIGITALISIERUNG
Unternehmen können
durch eine Vielzahl
neuer Technologien ihre
Angebote anders
entwickeln, produzieren
und vertreiben. Die Digi-
talisierung bietet auch
radikal neue Möglich -
keiten, mit den Kunden
in Kontakt zu treten –
etwa indem Akteure
und Dinge miteinander
vernetzt werden.
SERVICE-
ORIENTIERUNG
Das Nutzenversprechen
wird auf einzelne
Kundenbedürfnisse aus-
gerichtet. In der ersten
Phase wird ein standar -
disiertes Kernprodukt
um spezifische Dienst -
leistungen ergänzt.
In der zweiten Phase
steht die Dienstleistung
ganz im Zentrum des
Angebots.
einzelnen Produkts ohne direkte Folgetransaktio-
nen bis zu einem in Sortimentsbreite und/oder
-tiefe sehr u