HARVARD BUSINESS MANAGER MAGAZINE Harvard_Business_Manager__Juli_2017 | Page 15
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BEAU SHEIL: „Können
Computer denken?“,
Harvard Business Manager, 1/1988
EINZELHANDEL
GEHEIMNISVOLLE WARE
Mit jedem Sortimentswechsel stehen Einzelhändler wieder vor
der Frage: Sollen wir alle Waren aus einer Produktkategorie gleich-
zeitig anbieten und 32 verschiedene Sandalenmodelle oder
14 elektrische Zahnbürsten ins Regal stellen? Oder kaufen Kunden
mehr, wenn sie nur wenige ähnliche Produkte sehen und auf den
Rest des Sortiments eine Zeit lang warten müssen? Zwei Professo -
ren der Harvard Business School haben herausgefunden, dass die
Antwort erheblich davon abhängt, um welche Produktkategorie
es geht. Dafür entwickelten Kris Johnson Ferreira und Joel Goh
ein mathematisches Modell unter der Annahme, dass ein Einzel -
händler alle Varianten eines Produkts zum selben Preis verkauft.
Dabei zeigte sich, dass Produktkategorien, in denen Kunden mit
hoher Wahrscheinlichkeit mehrere Dinge kaufen – etwa Schuhe
oder Mode – einen hohen „Value of Concealment“ besitzen.
Mit diesem Begriff bezeichnen die Autoren das Phänomen, dass
das Geheimhalten einiger Produkte mehr Verkäufe generiert als
das Ausstellen des gesamten Sortiments. Wissen Kunden also,
dass im nächsten Monat weitere T-Shirts in die Regale oder
Onlineshops kommen, kaufen sie jetzt mehr Teile, als wenn sie
alle T-Shirts auf einmal ansehen könnten.
Das funktioniert jedoch nicht in Produktkategorien, wo Kunden
typischerweise nur ein Exemplar pro Verkaufssaison erwerben –
etwa bei Autos oder Einbauküchen. Wer solche Produkte mit
einem niedrigen Value of Concealment anbietet, sollte seinen
Kunden also lieber das gesamte Sortiment auf einmal zeigen.
Quelle: Kris Johnson Ferreira, Joel Goh: „Assortment Rotation and the Value of
Concealment“, Harvard Business School Working Paper
„Die ersten praktikablen
KI-Systeme werden
vermutlich für
Anwendungen geschaffen
werden, die aus Laien-
sicht höchst abseitig
erscheinen. Auf
absehbare Zeit werden
wir jedenfalls keine
automatischen
Sekretärinnen, keine
Allzweckroboter für den
Haushalt und keine
rechts- oder heilkundigen
Computer erleben.“
34-MAL
mehr Erfolg haben Menschen, wenn
sie eine fremde Person persönlich
um etwas bitten, als wenn sie dies
per E-Mail tun. In einem Experiment
überschätzten Teilnehmer ihre
Erfolgsquote per Mail allerdings
deutlich – sie glaubten, die Chancen
seien in etwa gleich groß.
Quelle: M. Mahdi Roghanizad et al.:
„Ask in Person. You’re Less Persuasive
than You Think over Email“,
Journal of Experimental Social Psychology
JULI 2017 HARVARD BUSINESS MANAGER
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