HARVARD BUSINESS MANAGER MAGAZINE Harvard_Business_Manager__Juli_2017 | Page 14

TRENDS SERVICE WIE AUS KUNDEN FANS WERDEN Wenn Kunden zu einem Unternehmen Kontakt aufnehmen, nutzen die meisten nach wie vor das Telefon: 50 Prozent greifen zum Hörer oder Smartphone, wenn es darum geht, Fragen und Anliegen zu klären. Lediglich 21 Prozent schreiben eine Mail, 17 Prozent gehen dafür direkt ins Geschäft. Doch unabhängig vom Kanal: Für die Unternehmen bieten solche Kontakte große Chancen. Denn wie stark sich ein Kunde mit einem Unternehmen identifiziert, hängt maßgeblich vom Service ab, der sich bei solcherlei Gelegenheiten zeigt. Das legt jedenfalls eine Studie aus der Schweiz nahe, die mit 3500 befragten Verbrauchern und 100 Unternehmensvertretern die bislang umfassendeste DEUTSCHE KUNDEN Untersuchung zum Thema Kundenservice im deutschsprachigen UND IHRE LIEBLINGSKONZERNE Raum ist. Kunden, die sich als „Fans“ eines Unternehmens „Von welchem Unternehmen sind outeten, begründeten dies zu 61 Prozent mit dessen heraus - Sie ein Fan?“ (Angaben in Prozent) ragendem Service. Erst danach folgten die attraktiven Produkte 1. Amazon 9,7 und Dienstleistungen mit 56 Prozent. Und der Preis 2. Apple 4,4 3. Deutsche Telekom 4,0 spielt mit 23 Prozent nur eine untergeordnete Rolle. Damit 4. BMW 3,5 widerlegt die Untersuchung die Erwartungshaltung in den 5. Vodafone 2,7 Unternehmen deutlich. Denn der überwiegende Teil der 6. 1&1 1,8 6. Samsung 1,8 Verantwortlichen glaubt, Kunden entwickelten sich vor allem 6. Audi 1,8 wegen Preisen und Produkten zu treuen Fans. Auch in einem 6. Allianz 1,8 weiteren Punkt irren Manager, wie die Studie zeigt: Das Gros 10. Debeka 1,0 überschätzt die Fanquote seines Unternehmens massiv. Quelle: „Kundenservice im digitalen Zeitalter“, Benchmarkstudie 2017, Pidas Welche Konzerne sich in Deutschland die meisten Fans erarbeitet in Zusammenarbeit mit der ZHAW haben, zeigt unsere Grafik. CEOS KINDER DES BOOMS TRICKSEN GERN Die Zeit des Erwachsenwerdens prägt uns mehr, als wir ahnen. Wir bilden nicht nur unseren Musikgeschmack aus, sondern auch unsere Einstellung zum Leben. Wie sehr diese wenigen Jahre sogar die spätere Integrität von CEOs beeinflussen, zeigt die Studie zweier Wirtschaftswissenschaftler von der Emory University und der London Business School. Sie wollten wissen: Handeln CEOs, die ihre Karriere in Boom - zeiten begannen, unmoralischer als jene, die ihre ersten Berufs erfahrungen während einer Rezession machten? Dafür untersuchten sie die Lebensläufe von 2012 US-ameri kanischen CEOs, die überwiegend in den 60er, 70er und 80er Jahren ihren Abschluss gemacht hatten. Insbeson dere interessierten sich die Forscher für Indizien, dass die CEOs Aktien optionen unrecht mäßig rückdatiert haben könnten. Solche Mani pu la - tionen waren in den 90er Jahren und nach der Jahrtausendwen- de gängige Prax is in den USA, obwohl sie zulasten des Unter - 14 HARVARD BUSINESS MANAGER JULI 2017 nehmens und der Aktionäre gehen. Viele Vorfälle wurden nie geahndet, doch die Forscher fanden Hinweise darauf, welche Berichte an die Börsen aufsichtsbehörde sehr wahrscheinlich gefälscht waren. Das Ergebnis der Studie ist eindeutig: Wer sein Examen in rosigen wirtschaftlichen Zeiten gemacht hatte, neigte als CEO sehr viel eher zum Schummeln und Tricksen – ungefähr 30 Prozent häufiger als Unternehmenschefs, die in Krisen zeiten auf den Arbeitsmarkt kamen. Die Managementforscher erklären dies mit der Tatsache, dass in Boomzeiten das unethische Verhalten der Wirtschaftsakteure regelmäßig zunimmt. Wer in seinen prägenden Jahren ein solches Klima miterlebt habe, entwickle selbst eine laxere moralische Haltung. Quelle: Emily C. Bianchi, Aharon Mohliver: „Do Good Times Breed Cheats?“, Organization Science, Dezember 2016