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KARRIERE HAUPTSACHE, WICHTIG
Stellen Sie sich vor, Sie sind Jurist und fragen sich, welches Jobangebot Sie annehmen sollen: das einer Anwaltskanzlei oder lieber das der Rechtsabteilung eines Tech-Konzerns? Natürlich spielen bei der Entscheidung Gehalt und Unternehmenskultur eine Rolle. Für die spätere Arbeitszufriedenheit scheint jedoch ein anderer Faktor wichtiger zu sein, nämlich ob der Aufgabenbereich in die Kernkompetenz des Unternehmens fällt. Das hat ein Team von US-Psychologie- und Managementprofessoren herausgefunden. Welche Jobs gehören zu den Kernbereichen eines Unternehmens? Die Professoren fanden dafür vier Indi ka- toren: Wie wichtig ist die Arbeit im Gesamtkontext des Unternehmens? Kann eine andere Abteilung die Aufgabe übernehmen? Wie schnell würde der Arbeitsfluss ins Stocken geraten, wenn eine bestimmte Auf- gabe liegen bliebe? Und: Wie viele Arbeitsbereiche wären von einem solchen Ausfall betroffen? In einer Befragung von 700 Managern zeigte sich: Wer in einem Kernbereich arbeitet, dessen Aufgaben großen Ein- fluss auf das Unternehmen haben, ist glücklicher im Job als die Kollegen an der Peripherie. Er empfindet seine Arbeit als besonders sinnstiftend, fühlt sich dem Arbeitgeber stärker verbunden, hat weniger Angst vor Arbeitsplatzverlust und ein geringeres Burn-out-Risiko. Das bedeutet im Umkehrschluss für die Personalarbeit: Unternehmen sollten sich besonders um Mitarbeiter kümmern, deren Position weiter vom Kernbereich entfernt ist. Weil ihre Arbeitszufriedenheit deutlich geringer ist als die ihrer „ zentralen“ Kollegen, profitieren sie in besonderem Maße von besseren Arbeits- bedingungen.
Quelle: Lixin Jiang et al.: „ Being an Organizational ‚ Lynchpin‘“, Journal of Occupational and Organizational Psychology; März 2017
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8der neu berufenen CEOs in
Deutschland hatten 2016 einen Doktortitel – ein auffälliger Rück- gang. Denn noch zwei Jahre zuvor, 2014, hatten 27 Prozent der neuen CEOs in den 300 größten börsen- notierten Unternehmen promo- viert. Weltweit liegt die Zahl der CEOs mit PhD gleich bleibend bei etwa 10 Prozent. Die große Ausnahme ist China, wo im vergangenen Jahr 26 Prozent der neu ernannten CEOs eine Promotion vorweisen konnten.
Quelle: „ 2016 CEO Success Study“, Strategy &
MARKETING DAMIT DAS GEWISSEN RUHE GIBT
Käufer von Luxuswaren fühlen sich oft schuldig, weil sie viel Geld für Dinge ausgeben, die andere als verschwenderisch oder sinnlos empfinden. Wissenschaftler haben nun ein Gegenmittel gefunden, das sie „ funktionales Alibi“ nennen. Dabei handelt es sich um nützliche Ausstattungsmerkmale oder Anwendungsmöglichkeiten. Beispiele sind Luxus-SUVs, die notfalls auch unebenes Gelände meistern, oder Louis-Vuitton-Handtaschen mit einem Extraschutztäschchen fürs Handy. Um herauszubekommen, inwieweit nützliche Extras die Zahlungsbereitschaft erhöhen, werteten die Forscher unter anderem Kommentare im Internet aus. Außerdem testeten sie mithilfe von Anzeigen, ob Kunden eher bereit sind, einen höheren Preis zu zahlen, wenn der Zusatznutzen eines Produkts deutlich herausgestellt wird. Ergebnis: Nachdem sie in der Werbung gelesen hatten, dass eine Windeltasche der Marke Coach über ein Isolierfach für Babyfläschchen verfügt, gaben Schwangere an, dass sie rund 50 Prozent mehr dafür ausgeben würden. Das Fazit der Forscher: „ Die Strategie gibt Kunden einen guten Grund, ihre Sehnsucht nach Luxus zu stillen – und unterstützt kreative Marketeers bei der erfolgreichen Entwicklung neuer Produkte, Kampagnen oder Werbemaßnahmen.“
Quelle: Anat Keinan et al.: „ The Functional Alibi“, Journal of the Association for Consumer Research, 2016
12 HARVARD BUSINESS MANAGER JULI 2017