HARVARD BUSINESS MANAGER MAGAZINE Harvard_Business_Manager__Juli_2017 | Page 11

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DOWNSIZING FÜHREN KÜNDIGUNGEN IN DIE PLEITE?

In den zwei Jahren nach der Rezession 2008 setzten amerikanische Unternehmen rund acht Millionen Mitarbeiter auf die Straße. Mittlerweile sind Entlassungen selbst in wirtschaftlich stabilen Zeiten das Mittel der Wahl, um Kosten zu senken, Strukturen anzupassen oder Arbeitsabläufe zu straffen. Die nahezu reflexartigen Kündigungen rufen inzwischen jedoch immer mehr Kritiker auf den Plan. Eine wissenschaftliche Untersuchung bestätigt deren Skepsis nun: Downsizing erhöht die Wahrscheinlichkeit einer Pleite, fanden Forscher um Michelle L. Zorn von der Auburn University in Alabama heraus. Weil Wissen verloren gehe und die verblie- benen Mitarbeiter durch zusätzliche Aufgaben überlastet seien, fehle ihnen die Zeit, Neues zu lernen. Zudem trügen Kündigungen dazu bei, das Vertrauen und die Loyalität zum Unternehmen zu schmälern. Alles zusammen mache sich in einem Mangel an Innovationen und Produktneuheiten bemerkbar, was letztlich zur wirtschaftlichen Schieflage führen könne, so die Forscher. Insgesamt untersuchten sie 4710 börsennotierte Unternehmen aus 83 Branchen und ver- glichen Daten von 2010 mit jenen aus dem Jahr 2015. Das Ergebnis der Studie ist eindeutig: Die Wahrscheinlich- keit, dass eine Firma pleiteging, war nach einer Schrumpfkur doppelt so hoch wie vordem. Ganz offensichtlich wiegen positive kurzfristige Effekte wie Kostensenkungen die negativen Auswirkungen auf längere Sicht nicht auf. Auch ein üppiges Finanzpolster rettet Firmen im Downsizing-Modus nicht unbedingt. Immaterielle Werte hingegen scheinen vorteilhaft zu sein, denn Unternehmen müssen das Wissen der verbliebenen Mitarbeiter nutzen, um Geschäftsprozesse neu zu organisieren oder Kooperationen einzugehen. Manager sollten deshalb auch nach größeren Restrukturierungen für eine gute Personalausstattung sorgen, damit ihr Unter- nehmen nicht in die Pleite rutscht.
Quelle: Michelle L. Zorn et al.: „ Cure or Curse? Does Downsizing Increase the Likelyhood of Bankruptcy?“, Journal of Business Research, Juli 2017

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Chief Digital Officers( CDOs) gab es Ende 2016 im deutschsprachigen Raum. Bis Ende 2017 soll sich die Zahl auf rund 350 verdoppeln. Vo r reiter der rasanten Ent wicklung dieser noch selte- nen Vorstands funktion sind englischsprachige und skandinavische Länder. Weltweit gibt es etwa 2500 CDOs.
Quelle: CDO-Kompass

GRÜNDER ZEIGT HER EURE FINGER

Was hat die Länge unserer Finger mit unserer Gründungsneigung zu tun? Eine Menge, wie Nicos Nicolaou von der Warwick Business School und seine Kollegen herausgefunden haben. Das Verhältnis von Zeigefingerlänge zu Ringfingerlänge – auch 2D: 4D genannt, „ D“ steht hier für „ Digit“, also Finger – hängt vom Testosteronlevel ab, dem wir im Mutte r leib ausgesetzt waren. Je länger der Ringfinger im Verhältnis zum Zeigefinger ist, desto mehr Testosteron haben wir mitbekommen. In der Regel haben Frauen längere Zeigefinger, Männer längere Ring- finger. In Nicolaous Studie unter 449 Männern und 525 Frauen zeigte sich, dass Männer mit einem niedri- geren 2D: 4D-Verhältnis( also höherem Testosteron level im Mutterleib) signifikant häufiger als Selbstständige arbeiteten. Bei Frauen war das Ergebnis immerhin noch marginal signifikant.
Quelle: Nicos Nicolaou et al.: „ Testosterone and the Tendency to Engage in Self-Employment“, Management Science, März 2017