Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit in Bayern | Page 7

Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit in Bayern 7 2 Das Konzept Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit Das sozialwissenschaftliche Konzept Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit (GMF) soll helfen, den Zustand einer Gesellschaft zu erfassen und zu erklären. Der Fokus liegt hierbei auf der Frage, ob es feindselige Einstellungen gegenüber bestimmten Gruppen gibt, wie diese zustande kommen und welche Folgen sie haben. „Die humane Qualität einer Gesellschaft erkennt man nicht an Ethikdebatten in Feuilletons meinungsbildender Printmedien oder in Talkshows, sondern am Umgang mit schwachen Gruppen“, heißt es in der Vorstellung des Forschungsbereichs GMF des Instituts für Interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG, 2006), dessen Direktor, Andreas Zick, gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit als eine „Abwertung von Gruppen durch Gruppen“ beschreibt (Zick et al., 2012, S. 65). Genauer gefasst bezieht sich „der Begriff Menschenfeindlichkeit […] auf das Verhältnis zwischen Gruppen und meint kein individuelles Feindschaftsverhältnis. Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit umfasst Stereotype, Vorurteile, Diskriminierung gegen Menschen aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu schwachen Gruppen unserer Gesellschaft, kurz: die Abwertung von Gruppen.“ (Groß/Zick/Krause, 2012, S. 11) Vom IKG wurden unter der Leitung des Erziehungswissenschaftlers Wilhelm Heitmeyer zehn Studien unter dem Titel Deutsche Zustände veröffentlicht, in denen der Zusammenhang zwischen sozioökonomischen Merkmalen und der Entstehung von Vorurteilen gegenüber gesellschaftlichen Minderheiten in Deutschland analysiert wird. Es handelt sich dabei um eine Langzeitstudie, die es ermöglicht, die Entwicklung gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit zu erkennen und besondere Merkmale, die diese verstärken, zu identifizieren. Auch für die vorliegende Studie gelten diese Ziele. Die zugrundeliegende Definition für Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit (GMF) lautet: Menschen werden aufgrund ihrer vermeintlichen oder tatsächlichen Zugehörigkeit zu einer Gruppe als ungleichwertig eingestuft. GMF wird als ein Syndrom bezeichnet. Ein Syndrom ist durch das gleichzeitige Vorhandensein unterschiedlicher Symptome gekennzeic