Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit in Bayern | Page 6

Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit in Bayern 6 sich auch in Gesetzen oder anderen politischen Institutionen manifestieren und die Grundprinzipien demokratischer Staatsformen gefährden. Dies wird unter anderem in der alten deutschen Gesetzgebung deutlich. Hier galt bis 1994 der Paragraph § 175 (StGB), der gleichgeschlechtliche Handlungen von Männern unter Strafe stellte oder auch das Ehe- und Familienrecht (1. EheRG) bis 1976, das verheirateten Frauen nur dann eine Erwerbstätigkeit erlaubte, wenn der Ehemann schriftlich zustimmte. Dies sind zwei Beispiele dafür, dass demokratische Regierungsformen nicht automatisch das gleichwertige Zusammenleben von Menschen garantieren. Die Abwertung von Menschen ist ein Zeichen einer eingeschränkten Solidarität. Umfassende Solidarität aber wird als Basis für Kooperation und Interessensausgleich in der Demokratie benötigt. Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit ist daher nicht demokratiekonform. Deshalb ist es für eine Demokratie wichtig, Institutionen, die Ungleichwertigkeit erzeugen, zu erkennen und abzubauen. Der zentrale Begriff der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit (GMF) wird im nachfolgenden Kapitel 2 vertieft. Es folgt eine Einführung in mögliche Erklärungsansätze für das Entstehen gruppenfeindlicher Einstellungen (Kapitel 3). In Kapitel 4 werden die Datenerhebung und die zugrundeliegende Methodik erläutert. Im Hauptteil des Berichts (Kapitel 5) werden die Ergebnisse der Datenauswertung präsentiert und interpretiert. Dazu zählen deskriptive Statistiken und Zusammenhangsanalysen mit Regressionsmodellen. Ziel dieser Auswertung ist die Identifikation von sozioökonomischen und sozialen Merkmalen, die eine abwertende Einstellung bezüglich bestimmter Gruppen begünstigen. Zudem wird hier auf Unterschiede zwischen der Landeshauptstadt München sowie dem restlichen Bayern verwiesen, soweit sie in einem erkennbaren Ausmaß vorhanden sind. Anhand der identifizierten Merkmale werden im Anschluss (Kapitel 6) Möglichkeiten zur Intervention vorgestellt, die sich an Vorschlägen der Amadeu Antonio Stiftung orientieren. In Kapitel 7 erfolgt eine abschließende Zusammenfassung der Studie.