Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit in Bayern 5
1 Einleitung
Ausgehend von den Befunden der 2013er Studie sollen dort nicht behandelte Aspekte abgedeckt, bereits hinreichend analysierte Aspekte dagegen ausgeklammert werden. In Anbetracht aktueller gesellschaftlicher und politischer Entwicklungen, namentlich des Zuzugs zahlreicher Geflüchteter Personen in den Jahren 2015 und 2016 nach Deutschland und damit auch nach Bayern, wurde der inhaltliche Schwerpunkt gegenüber 2013 teilweise verändert. Nach wie vor stehen abwertende Einstellungen gegenüber bestimmten Gruppen im Fokus. Wie schon 2013 wurden die Elemente Muslimenfeindlichkeit, Ausländerfeindlichkeit, Antisemitismus, Abwertung von Homosexuellen sowie Abwertung von Langzeitarbeitslosen erfasst. Neu hinzugekommen sind die Bereiche Antiziganismus, Rassismus 1 sowie die Abwertung von Flüchtlingen. Nicht mehr oder nur am Rande berücksichtigt werden die Abwertung von Menschen mit Behinderung, die Abwertung von Obdachlosen, Frauenfeindlichkeit sowie Zustimmung zum Nationalsozialismus / Glaube an deutsche Überlegenheit.
Die Erhebung orientiert sich an den Studien des Instituts für Interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung an der Universität Bielefeld, die seit 2001 deutschlandweit durchgeführt und unter dem Titel Deutsche Zustände veröffentlicht wurden. Auch die Friedrich-Ebert- Stiftung hat seit der Gründung des Projekts gegen Rechtsextremismus im Jahr 2005 Untersuchungen zu den Themen Rechtsextremismus, Antisemitismus sowie fremdenfeindliche und rassistische Einstellungen durchgeführt. Der zentrale Begriff dieser Studien ist Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit( GMF). Menschenfeindliche Einstellungen basieren auf der Einteilung der Gesellschaft in Gruppen nach bestimmten Kriterien. So ist die Einteilung Mann – Frau zurückzuführen auf das biologische Geschlecht. Mit dieser leicht nachvollziehbaren Einteilung verbunden sind jedoch weitere Aufteilungen, die zum Beispiel das soziale Verhalten betreffen. Hier spielen habituelle Voreinstellungen im Hinblick auf die Zuschreibung von Erwartungen eine wichtige Rolle. Bei der Aufteilung Mann – Frau wäre dies zum Beispiel die sexuelle Präferenz. Die Erwartung ist, dass Männer Frauen präferieren und dies auch wechselseitig der Fall ist, also auch Frauen Männer als Sexualpartner bevorzugen. Doch dies muss nicht immer so sein: Es gibt Männer und Frauen mit anderen sexuellen Partnerpräferenzen und damit verbunden die mögliche Gruppenaufteilung in Heterosexuell – Homosexuell. Die Homosexualität wird allerdings von einigen Menschen, als kulturell unpassend wahrgenommen. Dies kann zu feindseligen Einstellungen und sogar gewalttätigen Handlungen gegenüber dieser Gruppe führen. Solche Einstellungen können
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In unserer Untersuchung wurden Einstellungen zum „ klassischen“ Rassismus erhoben. Gemeint sind damit Abwertungen von Menschen mit anderer Hautfarbe. Wenn im Weiteren von Rassismus die Rede ist, ist stets dieser „ klassische“ Rassismus gemeint.