Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit in Bayern | Page 13

Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit in Bayern 13 mann, 1989). In Bezug auf die obengenannten Hypothesen versucht ein Individuum solchen Gruppen beizutreten, die für das Individuum selbstwertsteigernd sind. Mögliche Mechanismen zur Verdeutlichung der Gruppenzugehörigkeit ist die (kognitive) Akzentuierung von Unterschieden zwischen Eigen- und Fremdgruppe, sowie die Verringerung von Differenzen in der Eigengruppe. So ergeben sich soziale Kategorien, mit denen Gruppenangehörigen bestimmte Eigenschaften und Werte zugeschrieben werden (vgl. Petersen, 2008, S.223f). Soziale Identität: Die Zugehörigkeit zu verschiedenen Gruppen kumuliert sich in die soziale Identität eines Individuums. Diese setzt sich aus eben jenen Wertvorstellungen und Eigenschaften der in a beschriebenen sozialen Kategorien zusammen (ebd., S.224). Das Individuum identifiziert sich selbst also durch die Gruppen, zu denen es gehört. Sozialer Vergleich: Grundlage der für in a und b beschriebenen Prozesse ist das Anstellen von Vergleichen. Soll die eigene soziale Identität positiv sein, müssen die Wert- und Einstellungszuschreibungen der Eigengruppe besser sein als die der Fremdgruppe (ebd., S.225). Soziale Distinktheit: Wenn das Ergebnis eines solchen Vergleichs als positiv für die eigene Gruppe empfunden wird, ist positive soziale Distinktheit die Folge. Um ein solches positives Ergebnis zu erreichen, können verschiedene Mechanismen zu Anwendung kommen, die von Tajfel und Turner (1986) als „soziale Kreativität“ beschrieben werden. Dazu zählt das Neudefinieren von Vergleichskategorien, die so gewählt werden, dass die Eigengruppe immer besser erscheint als die Fremdgruppe. Eine andere Möglichkeit ist, ein negatives Vergleichsergebnis so zu interpretieren, dass die zugehörige „Wertkonnotation“ (Petersen, 2008, S.225) positiv für die Eigengruppe ausfällt. Außerdem kann man zur Vermeidung eines negativen Vergleichs die Vergleichsgruppe wechseln. Das gemeinsame Ziel dieser Mechanismen ist: Die eigene Gruppe wird als besser erlebt. Problematisch wird der Prozess der sozialen Identitätsfindung dann, wenn die positive Distinktheit durch feindselige, womöglich sogar gewalttätige Handlungen gegenüber anderen Gruppen hergestellt wird. Insbesondere politische Propaganda kann in diesem Kontext zu gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit führen, indem sie zum Beispiel die nationale oder ethnische Eigengruppe als gefährdet darstellen. „Andere Probleme wie etwa Arbeitslosigkeit oder ungerechte Verteilung von Ressourcen geraten so aus dem Fokus der Aufmerksamkeit oder schlimmer noch, werden mit der Bedrohung durch die Fremden erklärt.“ (Zick et al., 2011, S.37). In der folgenden Abbildung wird der Zusammenhang zwischen SIT und GMF verdeutlicht.