Ich halte den Zeigefinger an die Lippen und wir spitzen unsere Ohren.
Zuerst ist da gar nichts, dann hören wir etwas Knacken und Knirschen.
Wir gehen den Gang entlang, immer auf der Suche nach dem Geräusch,
biegen nach links ab und kommen in einen Raum mit hohen Schränken.
«Das kommt von da, Alter.» Murat öffnet ein Türchen.
Der Lichtstrahl streift einige zerfetzte Zwiebackpackungen und
haufenweise Krümel. Dazwischen zwei pelzige Tierchen, die uns aus
dunkeln Kulleraugen anstarren.
«Hallo ihr Fresser», sage ich. Blitzschnell drehen sich die beiden Mäuse
um und verschwinden durch einen Spalt im Holz.
Weiter geht es immer den Ohren nach. Da ist wieder etwas. «Plopp!
Plopp! Plopp!», macht es.
Wir kommen in eine Küche. An der Wand ein Waschbecken mit einem
Wasserhahn, der tropft. Der Weg des Wassers? Kaum.
Weiter geht es durch den unheimlichen Bunker. Nach einer Weile hören
wir ein fernes Klopfen.
«Was ist das?» Ich halte an.
«Vielleicht ein Gefangener, der gegen die Gitterstäbe seiner Zelle
schlägt.»
«Hier unten? Der wäre doch schon längstens verhungert», versuche ich
mich zu beruhigen.
«Wer weiss», sagt Murat, «zu Essen gibt es ja noch einiges in diesen
Räumen.»
Vorsichtig gehen wir durch lange Gänge, immer auf der Suche nach
diesem Klopfen. Wir kommen an den Schlafräumen der Soldaten vorbei,
an Toiletten und Duschräumen. Einmal nehmen wir einen Gang nach
links, dann eine Abzweigung nach rechts, immer auf der Suche nach dem
merkwürdigen Geräusch, das immer lauter wird. Nach einigen Minuten
kommen wir zu einer Panzertüre aus glänzendem Stahl. Sie ist mit drei
Riegeln zugesperrt.
«Das Gefängnis», flüstert Murat.
Die Riegel sind angerostet und lassen sich nur gemeinsam öffnen.