Kati
Vor einigen Wochen hätte sich niemand vorstellen können, dass das
ganze Land stillsteht. Die Restaurants sind geschlossen, die Fähre nach
Friedrichshafen überquert den Bodensee nicht mehr, weil die Grenze
nach Deutschland dicht ist. Wir sollen möglichst zu Hause bleiben. Und
immer wieder die Hände waschen. Zum Davonlaufen. Das Ganze wegen
einer Krankheit, die wir nicht sehen und von der wir nicht wissen, wen sie
anstecken wird und wen nicht.
«Was muss ich tun, wenn ich drei Brüche mit verschiedenen Nennern
habe?» In der Schule könnte ich einfach aufhalten und unsere Lehrerin
Frau Sievers, fragen. Doch nun bin ich zu Hause und erhalte meine
Antworten nur noch über den Klassenchat.
«Zeig mal», sagt Mama, die schon lange nicht mehr mit Brüchen
gerechnet hat.
Während sie Zahlen auf ein Blatt kritzelt, kann sich Mägi unbemerkt ihr
Handy schnappen und startet unter dem Tisch eine Unterhaltung mit
ihren Freundinnen.
«Irgendwie geht das nicht.» Mama seufzt. «Da musst du Paps fragen.»
«Ich erkläre es dir», sagt Mägi mit zuckersüssem Lächeln und zeigt mir,
wie ich einen gemeinsamen Nenner für alle drei Brüche finden kann.