zwischen Kreuzlingen und Konstanz ist mit Gittern versperrt. «Du musst
Geduld haben», sagt Papa am Telefon, «sicher verschwindet diese
Krankheit wieder.»
Hoffentlich hat er recht.
Bei vielen Kindern ist jemand von den Eltern zu Hause. Andere haben
Geschwister. Wie Kati. Sie sagt zwar, dass dies nicht immer lustig sei,
doch wenigstens hat sie jemanden zum Streiten und ist nicht so alleine
wie ich. Meine Mama war am Anfang, als die Schule zuging, auch zu
Hause. Das Modegeschäft Korner, in dem sie Kleider verkaufte, musste
schliessen. Nur Geschäfte, die Esswaren anbieten oder Medikamente,
sind noch offen.
«Was mache ich, wenn ich meine Arbeit verliere?», fragte Mama immer
wieder.
«Es gibt sicher eine Lösung», versuchte ich sie zu beruhigen.
«Du bist lieb, Sven», antwortete sie und wischte eine Träne weg.
Vor drei Tagen bekam sie dann einen Anruf von Herrn Korner. Sie könne
sofort wieder zur Arbeit kommen, sagte er. Er habe einen Shop im
Internet eröffnet, der sehr gut laufe.
Mama telefoniert oder mailt jetzt mit den Kundinnen und Kunden, dann
packt sie die bestellten Kleider ein, die direkt zu den Leuten nach Hause
gehen. Seitdem bin alleine in meinem privaten Schulzimmer. Mein
Kontakt zur Schule läuft über den Laptop auf dem Tisch.
Gerade ist eine neue Aufgabe von unserer Lehrerin bei Teams
reingekommen. Das ist das Programm, mit dem wir nun arbeiten. Für
jedes Fach bekommen wir Aufträge. Mathe, Deutsch, Englisch,
Französisch, manchmal brummt mir der Kopf.
«Eine Geschichtenbox basteln», lautet der Auftrag
Weil nun bald Pause ist, lasse ich das Ganze ungeöffnet und wähle die
Nummer von meinem Freund Murat.