«Schlange», zischt Mägi zurück.
«Was musst du gerade machen?», fragt Mama und kommt zu mir an den
Tisch.
«Rechnen.» Ich klicke mit dem Kugelschreiber. «Brüche gleichnamig
machen.»
«Mathe ist doch einfach», sagt Mägi und tippt auf ein Arbeitsblatt, das
vor ihr auf dem Tisch liegt.
«Natürlich, wenn man das Handy zu Hilfe nehmen kann, dann schon.»
«Handy?», fragt Mama.
Ich zucke nur mit den Schultern.
Mägi legt ihr Mobiltelefon auf den Tisch. «Verräterin», flüstert sie und
macht eine Grimasse, natürlich so, dass es Mama nicht sehen kann.
«Selber schuld», gebe ich zurück und beginne mit der Arbeit.
Sven
Hallo, ich bin Sven Solberg und wohne auch an der Märzgasse. Gleich
gegenüber von Kati. Ich habe heute Morgen bereits ein Arbeitsblatt
Deutsch gelöst und muss jetzt eine ganz schwierige Frage beantworten:
Soll ich mal eben zum Kühlschrank gehen oder zuerst zwei Rechnungen
lösen? Weil jetzt laut Stundenplan Schule wäre, entscheide mich fürs
Rechnen.
Dabei komme ich einfach nicht vorwärts, denn unsere Lehrerin Frau
Sievers erklärte uns gestern am Whiteboard auf Teams nur, wie wir zwei
verschiedene Brüche gleichnamig machen können, von drei Brüchen hat
sie nichts gesagt. Also lasse ich es sein, gehe zum Kühlschrank und
nehme die Milch heraus. Dann mache ich mir ein grosses Glas
Ovomaltine. Mit drei Löffeln statt mit zwei wie sonst, wenn Mama
zuschaut. Doch Mama ist bei der Arbeit, ich bin alleine in unserer
Wohnung.
Meine Eltern sind seit ein paar Jahren geschieden. Mein Vater wohnt mit
seiner neuen Freundin in Konstanz. Jedes zweite Wochenende besuche
ich ihn. Das ist jetzt nicht mehr möglich, dann die sonst offene Grenze