Geschichtendock 2020 ePub_Folge_01 | Page 6

«Du bist doch eine supernette Schwester.» Ich zwinkere ihr zu und behalte das Handy-Geheimnis für mich. Mama macht sich wieder an ihre Hausarbeit, ich rechne und Mägi schreibt etwas über den süssen Jungen, der in ihre Parallelklasse geht und in den alle Mädels verknallt sind. «Ich bin wieder da!» Das ist Paps. Er war mit unserer Mischlingshündin Lucy spazieren. Früher waren wir nicht begeistert, wenn wir mit dem Hund raus mussten. Nun streiten wir darum, denn der Lucyspaziergang ist eine gute Gelegenheit, um zwischendurch an die Luft zu kommen. Paps setzt sich zu uns an den Tisch und öffnet seinen Laptop. Er ist Journalist bei einer Zeitung und arbeitet seit einiger Zeit wie wir von zu Hause aus. «Homeoffice», heisst das bei den Erwachsenen, Heimbüro, auch so ein komisches Wort. Wenn Paps mit uns am Tisch sitzt, wird es spannend. Er macht Interviews via Skype und spricht mit Sportlern und Politikerinnen über die Lage, in der wir gerade stecken. So erfahren wir ganz nebenbei spannende Neuigkeiten. «Ich gehe!», ruft Mama kurz vor zehn Uhr. Sie arbeitet nicht mehr im Theater, denn auch das hat geschlossen. Seit zwei Wochen ist sie in ihren alten Beruf zurückgekehrt und betreut im Spital Münsterlingen kranke Kinder. «Hast du alles?», fragt Paps wie jeden Morgen, wenn sie aus dem Haus geht. Mama öffnet ihre Handtasche. «Maske, Handschuhe und Desinfektions- mittel für die Hände. Alles da.» Paps küsst und umarmt sie zum Abschied. «Pass auf dich auf.» «Wie immer», sagt Mama. Sobald sie weg ist, springen wir auf. «Pause!» ruft Mägi und stellt das Radio an.