«Du bist doch eine supernette Schwester.» Ich zwinkere ihr zu und
behalte das Handy-Geheimnis für mich.
Mama macht sich wieder an ihre Hausarbeit, ich rechne und Mägi
schreibt etwas über den süssen Jungen, der in ihre Parallelklasse geht
und in den alle Mädels verknallt sind.
«Ich bin wieder da!» Das ist Paps. Er war mit unserer Mischlingshündin
Lucy spazieren. Früher waren wir nicht begeistert, wenn wir mit dem
Hund raus mussten. Nun streiten wir darum, denn der Lucyspaziergang
ist eine gute Gelegenheit, um zwischendurch an die Luft zu kommen.
Paps setzt sich zu uns an den Tisch und öffnet seinen Laptop. Er ist
Journalist bei einer Zeitung und arbeitet seit einiger Zeit wie wir von zu
Hause aus. «Homeoffice», heisst das bei den Erwachsenen, Heimbüro,
auch so ein komisches Wort.
Wenn Paps mit uns am Tisch sitzt, wird es spannend. Er macht Interviews
via Skype und spricht mit Sportlern und Politikerinnen über die Lage, in
der wir gerade stecken. So erfahren wir ganz nebenbei spannende
Neuigkeiten.
«Ich gehe!», ruft Mama kurz vor zehn Uhr.
Sie arbeitet nicht mehr im Theater, denn auch das hat geschlossen. Seit
zwei Wochen ist sie in ihren alten Beruf zurückgekehrt und betreut im
Spital Münsterlingen kranke Kinder.
«Hast du alles?», fragt Paps wie jeden Morgen, wenn sie aus dem Haus
geht.
Mama öffnet ihre Handtasche. «Maske, Handschuhe und Desinfektions-
mittel für die Hände. Alles da.»
Paps küsst und umarmt sie zum Abschied. «Pass auf dich auf.»
«Wie immer», sagt Mama.
Sobald sie weg ist, springen wir auf. «Pause!» ruft Mägi und stellt das
Radio an.