Kati
„Kaaati! Ich muss auch duschen“, ruft meine Schwester Mägi.
„Gleich.“ Langsam spüle ich die Seifenreste von meinem Körper.
„Machst du dich für den französischen Kaiser schön? Oder ist es ein
Thurgauer Bauernjunge, der dir den Kopf verdreht hat?“
„Dumme Nuss.“ Schnell gehe ich in mein Zimmer. Wenn die wüsste.
„Wer geht heute mit dem Hund raus?“, fragt Paps.
„Ich bin unter der Dusche“, ruft Mägi.
„Und ich noch nicht angezogen.“
Paps fragt jeden Morgen. Dann nimmt er die Leine, dreht seine Runde
durchs Quartier und lässt Lucy an jeder Ecke schnuppern.
„Ihr seid spät dran heute“, sagt Mama wie jeden Morgen.
„Ach was, der Zug fährt erst um acht Uhr.“ Es riecht nach Kaffee und
Toast, als ich mich an den Tisch setze. „Hast du für mich eingekauft?“
Ich rühre Schokoladenpulver in eine Tasse. „Ich habe doch vom Ausflug
zum Schloss von Napoleon erzählt.“
„Tut mir leid“, sagt sie, „du kannst dir etwas am Bahnhof kaufen.“
Bald sitzen alle am Tisch. Paps hat die Zeitung mitgebracht. Meine
Schwester zieht eine Seite zu sich hinüber.
„Hört euch das an: Betrüger am Werk“, liest sie laut vor. „In den letzten
Wochen gab es in den Kantonen Thurgau und St. Gallen mehrere
Betrugsfälle. Einige gutgekleidete Männer haben versucht, ältere
Menschen zu täuschen. Sie versprachen ihnen grosse Gewinne. Die
Betrüger erzählten von Weinlieferungen, saftigen Schinken und von
ganzen Käselaiben aus Frankreich, die in der Schweiz gute Preise
erzielen würden. Die Polizei warnt ausdrücklich davor, fremden Leuten
sein Geld zu geben.“
„Wer ist denn nur so doof?“ Ich nehme mir noch eine Scheibe Toast.
„Es gibt immer Leute in Notlagen, die ihr letztes Geld einsetzen und
hoffen, endlich einmal Glück zu haben“, sagt Mama.