Geschichtendock 2018 ePub_Kurzversion_01 | Page 3

Kati „Kaaati! Ich muss auch duschen“, ruft meine Schwester Mägi. „Gleich.“ Langsam spüle ich die Seifenreste von meinem Körper. „Machst du dich für den französischen Kaiser schön? Oder ist es ein Thurgauer Bauernjunge, der dir den Kopf verdreht hat?“ „Dumme Nuss.“ Schnell gehe ich in mein Zimmer. Wenn die wüsste. „Wer geht heute mit dem Hund raus?“, fragt Paps. „Ich bin unter der Dusche“, ruft Mägi. „Und ich noch nicht angezogen.“ Paps fragt jeden Morgen. Dann nimmt er die Leine, dreht seine Runde durchs Quartier und lässt Lucy an jeder Ecke schnuppern. „Ihr seid spät dran heute“, sagt Mama wie jeden Morgen. „Ach was, der Zug fährt erst um acht Uhr.“ Es riecht nach Kaffee und Toast, als ich mich an den Tisch setze. „Hast du für mich eingekauft?“ Ich rühre Schokoladenpulver in eine Tasse. „Ich habe doch vom Ausflug zum Schloss von Napoleon erzählt.“ „Tut mir leid“, sagt sie, „du kannst dir etwas am Bahnhof kaufen.“ Bald sitzen alle am Tisch. Paps hat die Zeitung mitgebracht. Meine Schwester zieht eine Seite zu sich hinüber. „Hört euch das an: Betrüger am Werk“, liest sie laut vor. „In den letzten Wochen gab es in den Kantonen Thurgau und St. Gallen mehrere Betrugsfälle. Einige gutgekleidete Männer haben versucht, ältere Menschen zu täuschen. Sie versprachen ihnen grosse Gewinne. Die Betrüger erzählten von Weinlieferungen, saftigen Schinken und von ganzen Käselaiben aus Frankreich, die in der Schweiz gute Preise erzielen würden. Die Polizei warnt ausdrücklich davor, fremden Leuten sein Geld zu geben.“ „Wer ist denn nur so doof?“ Ich nehme mir noch eine Scheibe Toast. „Es gibt immer Leute in Notlagen, die ihr letztes Geld einsetzen und hoffen, endlich einmal Glück zu haben“, sagt Mama.