Gazelle : The Palestinian Biological Bulletin (ISSN 0178 – 6288) . Number 101, January 2013, pp. 1-26. | Page 11
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Ein fast kompletter, etwa 43 Zentimeter langer Oberschädel eines Mosbacher
Löwen wurde um 1885 in den Mauerer Sanden von Mauer bei Heidelberg
entdeckt. Diesen Löwen-Oberschädel hat 1912 der Paläontologe Adolf Wurm
(1886-1968) beschrieben. Bei dem Fundort handelte es sich um die Sandgrube
Grafenrain, wo am 21. Oktober 1907 der Unterkiefer des Heidelberg-Menschen
(Homo erectus heidelbergensis bzw. Homo heidelbergensis) zum Vorschein kam.
Dieser Frühmensch gilt mit einem geologischen Alter von etwa 630.000 Jahren
als der älteste bekannte Mitteleuropäer. Der Unterkiefer des HeidelbergMenschen wird im Geologisch-Paläontologischen Institut der Universität
Heidelberg aufbewahrt. Dort lag früher auch der Löwen-Oberschädel aus Mauer,
bevor er 1982 anlässlich der 75. Wiederkehr der Entdeckung des HeidelbergMenschen dem Urgeschichtlichen Museum der Gemeinde Mauer als
Dauerleihgabe überlassen wurde (Probst, 2011).
Dass eine diesen ersten europäischen Löwen sehr nahe stehende Form schon viel
früher
existierte,
zeigt
die
frappierende
Formähnlichkeit
eines
Löwenunterkiefers aus den Mosbach-Sanden in Deutschland mit dem rund 1,75
Millionen Jahre alten Unterkiefer eines Löwen aus der Olduvai-Schlucht in
Tansania (Afrika). Dieser frühe Löwe aus Afrika wird zur Unterart Panthera leo
shawi gerechnet, die 1948 der südafrikanische Arzt und Paläontologe Robert
Broom (1866-1951) beschrieben hat. Noch mehr als die Mosbacher Teilfunde lässt
der Löwenschädel aus Mauer bei Heidelberg erkennen, dass diese Tiere eine
ursprünglichere Stufe der Hirnentwicklung als die meisten heutigen Löwen
aufwiesen. Das Hirn des Mosbacher Löwen dürfte etwa dem des in freier
Wildbahn und in unvermischter Form auch in Gefangenschaft ausgestorbenen
Berberlöwen oder Atlaslöwen (Panthera leo leo) und dem des Indischen Löwen
(Panthera leo goojratensis) oder Asiatischen Löwen (Panthera leo persica)
entsprechen. Letztere beiden Löwen besitzen weniger Hirnmasse als
Afrikanische Löwen (Panthera leo). Es scheint, als ob Löwen mit der geringeren
Hirnentwicklung auch in ihrem Sozialverhalten noch weniger entwickelt waren
als gegenwärtige Afrikanischen Löwen. Sie werden deshalb paarweise oder als
Einzelgänger gelebt und gejagt haben. Sicherlich mussten sich die Großkatzen
von Mosbach und Mauer wie die noch vor einigen Jahrzehnten im Atlasgebirge
heimischen Berberlöwen auch bei Schnee, Frost und Eis behaupten (Probst,
2011).
Der Mosbacher Löwe gilt mit einer maximalen Gesamtlänge bis zu etwa 3,60
Metern als die größte Raubkatze in Deutschland und Europa. Seine
Kopfrumpflänge betrug ca. 2,40 Meter, hinzu kam noch ein etwa 1,20 Meter
langer Schwanz. Nur der Amerikanische Höhlenlöwe (Panthera leo atrox) mit
einer maximalen Gesamtlänge von ungefähr 3,70 Metern übertraf die Maße des
Mosbacher Löwen. Der Mosbacher Löwe behauptete sich vermutlich bis vor
schätzungweise 300.000 Jahren. Aus ihm entwickelte sich der Europäische
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