FahrRad 2/2013 | Page 36

Glück auf! Der Radler kommt!
Radreise
Glück auf! Der Radler kommt!
Grottenbiken in den Niederlanden

Unser Reisebus fährt südlich des

Städtchens Valkenburg durch eine Landschaft von Wiesen und Äckern, auf denen die zukünftige Ernte erst wenige Zentimeter hoch ist. In einer schmalen Parkbucht an der Landstraße hält der Bus schließlich wenige Meter entfernt von einem unscheinbaren Steinhäuschen. Nur zwei Masten mit wehenden Fahnen haben zunächst darauf schließen lassen, dass in dem Gebäude wohl Besucher erwartet werden. Und doch ist dies der unspektakuläre Eingang zu einem Stollensystem von über 120 km Länge, dass sich im Untergrund der südniederländischen Provinz Limburg erstreckt.
Nach einer Begrüßung geht es für unsere zehnköpfige Gruppe durch einen runden Betonschacht über eine Wendeltreppe in die Tiefe. Unten angekommen, schließt eine in den hellen Mergelstein gehauene Treppe an, bis wir schließlich nach 163 Stufen die Sohle vierzig Meter unter Grund erreichen. Wir werden schon erwartet. Unser Tourguide Roel Kuypers spricht Englisch und erläutert uns zunächst einige Fakten zur Geschichte und Gegenwart des Bergwerks: Seit Beginn des 13. Jahrhunderts wird in der Region unter Tage Mergelstein abgebaut, zunächst durch die Erweiterung von natürlichen Höhlen. Dieser Mergelstein, geologisch nicht ganz richtig, schlicht „ Mergel“ genannt, ist ein helles, recht weiches Gestein aus viel Kalk und etwas Ton. Es ist vor allem als Baustein begehrt, allerdings heute kaum mehr für Neubauten, sondern vor allem zur Restauration alter Gebäude. Zum Abbau werden große Blöcke aus den Stollenwänden gebrochen, die
36 FahrRad Herbst 2013 zuvor mit langen Bandsägen vom seitlich umgebenen Gestein getrennt wurden. Spezielle Traktoren sorgen heute für den Abtransport durch die Stollen; früher waren es Pferde.
Nachdem wir einen Blick in die Fahrradgarage geworfen haben, einer AWO­Radstation nicht unähnlich, informiert uns Roel über die Touren. Bis zu 20 km sind untertage mit dem Rad befahrbar, je nachdem wo und wann der Abbaubetrieb gerade aktiv ist.
Tourguide Roel Kuypers informiert
Die üblichen Touren sind 8 bis 12 km lang und dauern etwa 1,5 Stunden. Die für uns vorgesehenen, in drei Größen verfügbaren Fahrräder sind nagelneu und mit einer innen liegenden Antriebswelle ausgestattet. Roel erläutert, dass eine außen liegende Kette zu wartungsintensiv wäre, insbesondere bei der im Bergwerk herrschenden Luftfeuche von 92 bis 96 %. Diese Atmosphäre macht sich bei uns schnell in Form von Schweiß bemerkbar, obwohl die ganzjährig konstante Temperatur von 12 C ° zunächst kühl erscheint. Jede Fahrt wird von einem erfahrenen Tourguide geführt, was schon allein dadurch nötig ist, weil es in dem komplexen Stollensystem keine speziellen Radwegweiser gibt. Für den
Homepage des Veranstalters: www. aspadventure. nl