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ich als überzeugtem Anhänger und
Befürworter des FahrradBusses
hat der Todesstoß, den die PolitikerInnen
des Kreistages im Dezember letzten Jahres dem einstigen Vorzeigeobjekt „FahrradBus“ versetzten, sehr geschmerzt,
obwohl das Ereignis den Interessierten
nicht mehr überraschen konnte. Seit Anbeginn hat die Politik den Bus immer wieder zum Spielball ihrer Begehrlichkeit gemacht. Das Projekt hat durch die von
dieser Seite bewirkte ewige Herumkasperei nie die Zeit bekommen, die es benötigt hätte, um sich als feststehende
Größe etablieren zu können. Bei ständiger Änderung der Linienführung und Abfahrtzeiten, Ausdünnung des Angebots
sowie Kürzung des Budgets darf es logisch denkende Menschen nicht verwundern, dass der Nutzungsgrad des Busses
von Jahr zu Jahr gesunken ist. 201 0 hatte
der FahrradBus die landesweit beste
Nutzung in vergleichbaren Projekten! Gut
2500 Fahrgäste wurden transportiert, bei
Mitnahme von fast 1 000 Fahrrädern. Das
war eine Auslastung von ca. 40 Prozent.
Aber der Politik fehlte wieder einmal der
lange Atem, der erzielte Erfolg reichte ihr
nicht. Schließlich läuft die Legislatur nur
fünf Jahre, was interessieren
dann positive Ergebnisse späterer Jahre? So nahm dann das
Verhängnis seinen Lauf. Es verwundert nur, dass die Projekte,
mit denen der FahrradBus seinerzeit verglichen wurde, sich
noch immer des Lebens freuen
und sogar als Vorbilder für gelungene Kooperation im Bereich
Nahmobilität angesehen werden. Ein Schelm, wer Böses da-
bei denkt. Aber letztendlich fiel den Damen und Herren des Kreistages noch auf,
dass die zwei gekauften Fahrradanhänger durch private Firmen unter Nutzung
der Marke „FahrradBus“ vermarktet werden könnten. Unter den bisher im Raum
stehenden Mietkonditionen und -kosten
ist auch das wieder eine Totgeburt.
Fest steht, der FahrradBus ist zu Tode
therapiert und gespart worden. Dafür hat
man letztes Jahr noch ein recht teures externes Gutachten gebraucht, dessen Kosten – oh Wunder – natürlich aus dem ohnehin gekürzten Budget des Busses
gezahlt werden mussten. Zur Belohnung
dafür durfte der dann nur noch einen (!)
Umlauffahren.
Eine Frage bewegt mich allerdings:
Wie will der Kreis dieses Desaster der
Kommission, die 201 6 die Verlängerung
der Mitgliedschaft in der AGFS (Arbeitsgemeinschaft fahrrad- und fußgängerfreundlicher Kommunen) prüfen muss,
vermitteln? Die Mitgliedschaft ist mehr als
eine Frage des Prestiges und die Gewährung der Verlängerung kein lockerer Spaziergang. Erst kürzlich wurde die Stadt
Marl ausgeschlossen.
WilfriedPrenger
FahrRad Frühling 201 5
Zum Thema Fahrradbus siehe auch FahrRad
1 /201 2 : S. 1 8 (Archiv: www.adfc-fahrrad.de )
Kreis Unna
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