FahrRad 1/2015 | Page 13

M ich als überzeugtem Anhänger und Befürworter des FahrradBusses hat der Todesstoß, den die PolitikerInnen des Kreistages im Dezember letzten Jahres dem einstigen Vorzeigeobjekt „FahrradBus“ versetzten, sehr geschmerzt, obwohl das Ereignis den Interessierten nicht mehr überraschen konnte. Seit Anbeginn hat die Politik den Bus immer wieder zum Spielball ihrer Begehrlichkeit gemacht. Das Projekt hat durch die von dieser Seite bewirkte ewige Herumkasperei nie die Zeit bekommen, die es benötigt hätte, um sich als feststehende Größe etablieren zu können. Bei ständiger Änderung der Linienführung und Abfahrtzeiten, Ausdünnung des Angebots sowie Kürzung des Budgets darf es logisch denkende Menschen nicht verwundern, dass der Nutzungsgrad des Busses von Jahr zu Jahr gesunken ist. 201 0 hatte der FahrradBus die landesweit beste Nutzung in vergleichbaren Projekten! Gut 2500 Fahrgäste wurden transportiert, bei Mitnahme von fast 1 000 Fahrrädern. Das war eine Auslastung von ca. 40 Prozent. Aber der Politik fehlte wieder einmal der lange Atem, der erzielte Erfolg reichte ihr nicht. Schließlich läuft die Legislatur nur fünf Jahre, was interessieren dann positive Ergebnisse späterer Jahre? So nahm dann das Verhängnis seinen Lauf. Es verwundert nur, dass die Projekte, mit denen der FahrradBus seinerzeit verglichen wurde, sich noch immer des Lebens freuen und sogar als Vorbilder für gelungene Kooperation im Bereich Nahmobilität angesehen werden. Ein Schelm, wer Böses da- bei denkt. Aber letztendlich fiel den Damen und Herren des Kreistages noch auf, dass die zwei gekauften Fahrradanhänger durch private Firmen unter Nutzung der Marke „FahrradBus“ vermarktet werden könnten. Unter den bisher im Raum stehenden Mietkonditionen und -kosten ist auch das wieder eine Totgeburt. Fest steht, der FahrradBus ist zu Tode therapiert und gespart worden. Dafür hat man letztes Jahr noch ein recht teures externes Gutachten gebraucht, dessen Kosten – oh Wunder – natürlich aus dem ohnehin gekürzten Budget des Busses gezahlt werden mussten. Zur Belohnung dafür durfte der dann nur noch einen (!) Umlauffahren. Eine Frage bewegt mich allerdings: Wie will der Kreis dieses Desaster der Kommission, die 201 6 die Verlängerung der Mitgliedschaft in der AGFS (Arbeitsgemeinschaft fahrrad- und fußgängerfreundlicher Kommunen) prüfen muss, vermitteln? Die Mitgliedschaft ist mehr als eine Frage des Prestiges und die Gewährung der Verlängerung kein lockerer Spaziergang. Erst kürzlich wurde die Stadt Marl ausgeschlossen. WilfriedPrenger FahrRad Frühling 201 5 Zum Thema Fahrradbus siehe auch FahrRad 1 /201 2 : S. 1 8 (Archiv: www.adfc-fahrrad.de ) Kreis Unna 13