Rad rei se
Richtung Lyon unterwegs ist. Dort will er auf einem Bauernhof, den er sich mit Freunden gekauft hat, Urlaub machen. Beim abendlichen Plausch und Bier lernen wir zudem noch einen alten Niederländer kennen, der viel Erfahrung mit langen und beschwerlichen Reisen hat, er erzählt, er sei schon von Oxford nach Rom gepilgert.
Immer weiter am Rhein entlang gelange ich schließlich nach Basel und beschließe, mir tatsächlich eine Radkarte zu besorgen. Der Grund für das vielleicht dilettantisch erscheinende Verhalten, ohne Karte loszufahren, war bis dahin der Reiz des Ungewissen und die damit verbundene Freiheit. Nachdem ich aber schnell die Lust an überflüssigen Kilometern und Steigungen verloren hatte, musste ich in Sachen Routenplanung Zugeständnisse machen. Auf der ausgesuchten „ Jura-Route“, die an der westlichen Grenze der Schweiz entlangläuft, komme ich sehr schnell an erste kleine Grenzen. Mich völlig untrainiert auf den Weg gemacht habe ich nur wenig Erfahrung mit Radtouren durch bergiges Gelände. Die starken Steigungen machen mir zu schaffen. Aber auch das ist mit Willen und Geduld bald bewältigt. Auf dem Weg nach Genf, den mir die gekaufte Karte weist, komme ich auf bergigem Gelände mit gelegentlichen Pannen an unglaublich schönen Szenerien vorbei. Die Schweiz hat mir landschaftlich am besten gefallen. In Genf angekommen mache ich eine längere Pause. Die Alpen stehen bevor und
als angehender Physikstudent darf ich das CERN auf keinen Fall verpassen.
Von Genf aus geht es über eine im Internet gefundene Rennrad-Strecke, die als „ leicht“ bezeichnet wird, durch die französischen Alpen. Mit dem Jura-Gebirge im Rücken bin ich an Berge gewöhnt und brauche mich nicht mehr ganz so stark zu quälen. Trotzdem verlangen mir die Anstiege einiges ab. Bei praller Sonne und 30 ° im Schatten wirkt ein Berg noch größer und unüberwindbar. Einfach mal durchbeißen! Die Glücksgefühle, die ich auf den Pässen verspüre, können diejenigen, die im klimatisierten Auto heraufgekommen sind, nicht nachfühlen. Die Strecke teile ich mir in kleine Stücke auf und gelange schließlich über den kleinen St. Bernhard in das italienische Aosta-Tal. Die italienische Sprache beherrsche ich nur bruchstückhaft, aber
Weitblick in den Alpen mit Zeichensprache und manchmal Englisch komme ich gut durch. In der kleinen Stadt Ivrea gönne ich mir einen Tag Pause und plane mit gekauften Auto-Karten meine Route nach Rom. Sehr zu mei-
FahrRad Frühling 201 3
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