Edelstahl Aktuell Februar 2025 | Page 37

BUSINESS WORLD

ten massiv verschärft . Stellenabbau und Werksschließungen häufen sich . „ Neben der schwachen Konjunktur erschweren auch strukturelle Probleme die Lage “, erläutert Hantzsch . „ Hohe Kosten – etwa für Energie und Arbeitskräfte – mindern die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft und verschärfen die bestehenden Herausforderungen .“ Seit dem Tiefpunkt 2021 sind
die Insolvenzen im Verarbeitenden Gewerbe um mehr als 80 Prozent gestiegen – ein deutlich stärkerer Anstieg als in der Gesamtwirtschaft . Besonders erhöhten sich die Fallzahlen in Industriezweigen wie Metallerzeugung und -bearbeitung sowie Papierwarenproduktion , wo die Insolvenzen im Vergleich zu 2023 um über 200 Prozent zulegten . Auch die Herstellung von Gummi-
und Kunststoffwaren sowie die Getränkeproduktion verzeichneten überdurchschnittlich hohe Zuwächse . „ Die aktuelle Insolvenzwelle legt auch die Schwächen der deutschen Wirtschaft offen “, fasst Hantzsch die Entwicklung zusammen . Die
von der Bundesregierung geplanten Maßnahmen , wie etwa eine Senkung der Stromkosten zur Entlastung der Industrie , werden angesichts der aktuellen politischen Lage jedoch voraussichtlich kaum ausreichend sein , die Krise aufzuhalten .

Polen : Mehr Zahlungsverzug trotz positiver Aussichten

Sechs von zehn polnischen Unternehmen mussten 2024 länger auf ihr Geld warten und berichten von Zahlungsverzug . Das entspricht einem Anstieg von 11 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr , auch wenn das Wirtschaftswachstum in Polen dank der Erholung des Privaten Konsums wieder Fahrt aufgenommen hat .
Zurückgegangen ist hingegen die Dauer von Zahlungsverzögerungen – sie liegt im Schnitt bei 46 Tagen . Das hat der Kreditversicherer Coface im Rahmen einer Studie zum Zahlungsverhalten in Polen ermittelt . Obwohl einige Branchen wie die Transport- oder die Textilwirtschaft weiterhin mit Herausforderungen kämpfen , ist der Ausblick auf 2025 vielversprechend . 60 % der befragten Unternehmen in Polen geben an , in den letzten sechs Monaten Zahlungsverzögerungen erlebt zu haben – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu 49 % im Jahr 2023 . „ Bei der Befragung 2019 , also vor Ausbruch der Corona-Pandemie , berichteten noch über 90 Prozent von Zahlungsverzögerungen . Die Zahlungsmoral hat sich 2024 zwar gegenüber dem Vorjahr verschlechtert , ist jedoch noch deutlich besser als vor Corona “, sagt Coface-Volkswirt Grzegorz Sielewicz . Auch der Blick auf benachbarte Volkswirtschaften relativiert das Ergebnis : In Deutschland berichteten zuletzt 78 % und in Frankreich gar 85 % der Befragten von Zahlungsverzug .
Positiver Ausblick Der wirtschaftliche Ausblick dagegen ist vielversprechend : Für 2025 prognostiziert Coface ein Wirtschaftswachstum von 3,5 % gegenüber 2024 . Dieser Aufschwung wird hauptsächlich durch Privaten Konsum und Investitionen in Sachanlagen getragen . Auch die polnischen Unternehmen blicken optimistisch auf ihre kurzfristigen wirtschaftlichen Perspektiven : Während 41 % der Befragten für 2025 keine Veränderung erwarten , gehen fast 44 % von einer Verbesserung aus . Die günstige Konjunktur dürfte auch zu einer Verbesserung der Rentabilität beitragen .
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