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Schaden wie beispielweise die Inflation , die immer neue Gipfel erklimmt .
Zwei Prozent wieder zu erreichen ? So erstreckt sich der Pessimismus nämlich auf die wirtschaftliche Entwicklungen 2023 nicht nur auf die beschriebenen Zahlen zum Wachstum bzw . Schrumpfen des Bruttoinlandsproduktes , sondern auch auf die weiteren Teuerungen . Nach dem Rekordwert von 11,6 % Inflationsrate in Deutschland im Oktober , war es im November zu einer Verbesserung auf 10,4 % gekommen . Doch es gilt , sich davor zu hüten , diese Zahlen für das nächste Jahr mit ihrer kurzzeitig positiven Entwicklung fortzuschreiben . Dann wäre tatsächlich bis zum Sommer die angestrebte Inflationsrate von 2 % erreicht . Tatsächlich aber wird die Inflationsrate für 2022 wohl insgesamt nach dem vom Statistischen Bundesamt ausgewiesenen harmonisierten Verbraucherpreisindex ( HVPI ) bei 8,5 % liegen . Die Inflationsprognose der Europäischen Kommission sieht für 2023 eine Inflationsrate von 6 % und erst für 2024 eine von 2,6 %. Das wäre dann ein Wert wie ihn die EZB mit ihrer Geldpolitik anstrebt .
Dabei frisst sich die Inflation in weitere Größen der Konjunktur . Vielfach befürchtet wird eine Lohn-Preis-Spirale , weil die Arbeitnehmer natürlich einen Ausgleich für die Teuerung über ihre Löhne und Gehälter erwarten . Der Abschluss aus der Metallindustrie mit 8,5 % und weiteren Boni ist durchaus zurückhaltend . Das Ifo-Institut hat ausgerechnet , wie hoch die realen Einkommensverluste sind . Für 2022 gehen die Fachleute von einem Real- Einkommensverlust von 64 Milliarden Euro aus . Auch der erwähnte Abschluss der Metaller lässt die Arbeitnehmer ja noch mit einem realen Einkommensverlust zurück . Dabei dreht sich dann noch die Spirale weiter , denn die Unternehmen müssen nun nicht nur die Kostensteigerungen direkt beim Einkauf der Energie , sondern auch bei den höheren Lohnkosten auffangen . Sie werden ihre Preise erhöhen .
So hatte eine Umfrage von Creditreform unter Handwerksbetrieben schon im Frühjahr die Klagen der Betriebe zur Kenntnis nehmen müssen , die sich deutlich teureren Einkaufspreisen gegenübersahen . Das Baugewerbe etwa ist eben nicht nur von dem Nachlassen des Baubooms im Zeichen steigender Zinsen betroffen , sondern auch von den deutlich gestiegenen Preisen beim Einkauf .
Pessimismus macht sich breit Rückgänge verzeichnen auch die Einzelhändler . Der GFK-Konsumklimaindex zeigt , wie sich die Lust am Einkauf zunehmend eintrübt . Veranstalter , die gerade dem Lockdown entkommen sind , werden nun mit leeren Sitzplätzen konfrontiert . Weder im Handel noch in der Gastronomie sind die Preise bisher markant gestiegen . Die Kunden aber halten sich zurück , die Furcht verschließt ihnen das Portemonnaie . So spielt die Psychologie bei der Inflation eine große Rolle . Die Angst geht um , und sie betrifft nicht nur die erwartete Heizkostenabrechnung im Frühjahr , sondern das gesamte weitere wirtschaftliche Verhalten aller Player .
Nun wird die Globalisierung zunehmend skeptisch gesehen . Es geht darum , Lieferketten sicherer zu machen und sich von Abhängigkeiten , nicht nur bei der Energie , zu befreien . Dabei besteht die Gefahr , dass dieser Rückzug auf Binnenmärkte und Kooperationen nur noch mit befreundeten Ländern zu deutlichen Wohlstandsverlust führen werden .
Inflation und Geldentwertung führen aber nicht nur zu finanziellen Verlusten . Immer wieder wird im Zusammenhang mit der deutschen Mentalität , mit dem Hang zu Solidität und Sparsamkeit , die Erfahrung der Inflation von 1923 und der Geldentwertung Ende der 40er Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg in Verbindung gebracht . Befürchtungen werden laut , dass die Inflation , wenn es nicht gelingt sie in den Griff zu bekommen , zu ähnlich traumatischen Erfahrungen führen wird . Eine Jugend im Schatten der Inflation ist keine gute Lehre für das weitere Leben .
Patrik-Ludwig Hantzsch
Leiter Wirtschaftsforschung Verband der Vereine Creditreform e . V .
p . hantzsch @ verband . creditreform . de
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