Der_CreditManager_11.2022_LR | Page 16

AKTUELL

TEUERUNG , DIE ZUM TRAUMA WIRD

Lieber Leser , es ist guter Brauch , zum Ende eines Jahres einen Blick vorauszuwerfen . Es geht darum , auf der Basis des noch laufenden Jahres , aber auch der Zeiten davor , abzuschätzen , was das neue Jahr bringen wird . Am Ende des Jahres 2021 dominierte ein wiedergewonnener Optimismus . Der stützte sich darauf , dass die Corona-Pandemie , wenn nicht vorbei , so doch im Griff war . Ein Ende der Lockdown-Maßnahmen schien in Sicht , jetzt galt es , konjunkturell die Scharte durch den wirtschaftlichen Einbruch auszuwetzen . Es kam bis zum Sommer zu den vielberufenen Corona-Nachholeffekten . Hohe Auftragsbestände waren abzuarbeiten , der Arbeitsmarkt war gut durch die Krise gekommen und der Fachkräfte- und Personalmangel wurde deutlich spürbar . Und als sich dann auch noch die gestörten Lieferketten wieder stabilisierten und die Transportwege sich öffneten , da schien das Gröbste überstanden zu sein .
Granaten , Gas und Inflation Aber dann griff Ende Februar Russland die Ukraine an und die wirtschaftliche Lage , besonders aber die Perspektiven , verschlechterten sich rapide . Zwar lag das gesamtwirtschaftliche Wachstum im dritten Quartal – wider Erwarten – noch bei plus 0,4 % gegenüber dem entsprechenden Vorjahresquartal . Doch wagt es kein Forschungsinstitut und kein Politiker , aus diesem dünnen Plus den Schluss zu ziehen , dass eine Rezession nicht ins Haus steht . Im Gegenteil : Die Europäische Kommission geht für Deutschland im nächsten Jahr von einer Rezession in der Größe von minus 0,6 % aus . Und dies obwohl die anderen Länder nach Ansicht der
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Kommission doch immerhin ein kleines Wachstum erhoffen können . Wer Prognosen zur weiteren Entwicklung der Konjunktur abgeben will , der muss vom Krieg in Osteuropa ausgehen , über die Embargen zu der enormen Kostensteigerung bei der Energie kommen , um dann schließlich bei der Inflation zu landen , die auch in 2023 der entscheidende Faktor sein wird . Dabei ist Deutschlands Wirtschaft von den Problemen besonders betroffen . Es ist nicht weit von Berlin nach Kiew - und schließlich bis nach Russland . Deutschland bezieht im besonderen Maße Energie aus Russland , die Abhängigkeit vom russischen Gas war schon kritisiert worden , als Nord Stream 2 noch im Bau war . Schließlich hat sich Deutschland im besonderen Maß auch im Krieg profiliert . Bei den Embargen , die auf europäischer Ebene gemeinschaftlich beschlossen wurden , ist Deutschland bei der Umsetzung stark betroffen . Es ist , gerade im Hinblick auf die Konjunkturentwicklung insgesamt , immer daran zu erinnern , dass ein Embargo nicht nur wirtschaftliche Schäden beim Zielland , also Russland , anrichtet , sondern natürlich auch in besonderem Maße beim Verhängerland , dem besonders mit Russland verflochtenen Deutschland . Hinzu kommt , dass ein Embargo in vielen Fällen mit eben solchen Maßnahmen beantwortet wird , was insgesamt die Schäden immer noch mehr in die Höhe treibt . Einen