Bücher über Interreligiöse Spiritualität, Meditation und Universaler Sufismus Wanderer auf dem inneren Pfad (Leseprobe) | Page 12
besuchte er Yogis und Derwische, um ihnen still
zuzuhören. Er wuchs als Muslim auf und pflegte die
vorgeschriebenen Gebete auf dem Dach des Hauses
zu verrichten. Eines Abends kam ihm der Gedanke,
dass er noch nie eine Antwort von Gott bekommen
habe und nicht wisse, wo Gott sei. Er lief zu seinem
Großvater und sagte: »Ich will nicht mehr beten;
es scheint mir nicht vernünftig, zu einem Gott zu
beten, den man nicht kennt.« Moula Baksh lächelte
und erklärte ihm: »Die Zeichen Gottes können in
der Welt gesehen werden, und die Welt wird in dir
selbst gesehen.« Diese Worte berührten Inayat tief
und waren der erste Anlass für ihn, Gott überall zu
suchen, in der Welt, in seinen Mitmenschen, in sich
selbst. Der Tod von Moula Baksh im Jahre 1896 war
für Inayat, der in dessen liebevoller Fürsorge und
Obhut aufgewachsen war, ein schwerer Schlag. Sein
Vater nahm ihn auf eine Reise nach Nepal mit. In der
Einsamkeit der Berge um Katmandu begegnete er auf
einem Ritt einem Mahatma (»Große Seele«) an einem
fast unzugänglichen Ort. Inayat fühlte sich von der
Atmosphäre des Friedens und der Stille angezogen,
kam näher und sang für den Heiligen. Ein segnender
Blick des Mahatmas enthüllte ihm das innere
Geheimnis der Musik als Belohnung.
Mit 18 Jahren wa