Bücher über Interreligiöse Spiritualität, Meditation und Universaler Sufismus Wanderer auf dem inneren Pfad (Leseprobe) | Page 11
Fallen des Ego erkennt und so lernt, seine Vorurteile
zu überwinden, Toleranz zu üben - da, wo es ihm
schwerfällt, sich zu konzentrieren und das Wesentliche
vom Unwesentlichen zu unterscheiden. Vor allem aber
lernt er, sich selbst und damit den Mitmenschen zu
erkennen und zu verstehen. Für viele ist die Sufischulung zunächst eine Lebenshilfe; denn wir sind
nicht bereit und offen für spirituelle Erkenntnisse, ehe
wir nicht unsere Alltagsprobleme gelöst haben.
Hazrat Inayat Khan sagt aber auch: »Du brauchst
nach einem Heiligen, einem Meister nicht zu suchen,
ein weiser Mensch genügt dir zur Führung auf dem
Pfad.« Wenn wir offen werden für die innere Führung
kann schließlich jeder Mensch in irgendeiner Weise
uns zum Lehrer werden.
ieser Inder Pir-o-Murshid Hazrat Inayat Khan
D
war der erste Sufi-Meister, der diese Lehren in den
heutigen Westen brachte. Er wurde am 5. Juli 1882 in
Baroda geboren. Musik und Mystik waren väterlicherwie mütterlicherseits sein Erbe. Sein Großvater Moula
Baksh entwickelte das erste indische Notensystem und
gründete die königliche Musikakademie Gayanshala
in Baroda, die Ende des vorigen Jahrhunderts zur
führenden Musikschule Indiens wurde. Sein Haus
wurde zum Treffpunkt nicht nur berühmter Musiker,
sondern auch der Dichter, Philosophen und Mystiker
verschiedenster Herkunft. In dieser Atmosphäre
wuchs der junge Inayat auf. Großen Einfluss hatte
sein Großvater auf seine Erziehung. So pflegte er
ihn jeden Morgen zu wecken und den Vormittag mit
ihm zu verbringen. Inayat zeigte bereits als Kind
ein ungewöhnliches Interesse für Religion. Oft
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