Bücher über Interreligiöse Spiritualität, Meditation und Universaler Sufismus Die Seele der Blumen - Heilende Pflanzen-Essenzen | Page 13

Was sind Pflanzen ? hen? An diesem Punkt stoßen wir auf etwas Wesentliches. Murshid stellt in aller Deutlichkeit klar, dass wir Menschen eine Weiterentwicklung des Pflanzenreiches sind. Wir sind so wie die Pflanzen, weil in uns das Pflanzenreich als Erbe weiterlebt. Wir sind die Pflanzen, und zwar alle! Die Schöpfung ist in der Sufilehre ein einziger Entwicklungsprozess. Das Leben hat sich aus dem Mineralreich ins Pflanzenreich weiterentwickelt. Nach der Stufe des Tierreiches ist momentan Gott dabei sich in den Menschen zu entfalten. Die verschiedenen Naturreiche sind also jeweils Weiterentwicklungen des Prinzips „freie Bewegung“. Die Bewegung, die alle Naturreiche durchzieht, hat ihren Ursprung im Klang. Murshid bezieht sich auf die vedantische Lehre von Nada Brahma: Klang als Schöpfer, Klang als kreativer Geist. Am Anfang der Schöpfung war und ist ein Vibrieren. Die Sufis nennen diesen Klangursprung Saut-e-Sarmad. Die Pythagoreer hatten Kenntnis über die Harmonie der Sphären. In der Bibel heißt es: Am Anfang war das Wort. Der nächste Schritt im Schöpfungsprozess ist das Sichtbarwerden dieses Klanges: Das Licht entsteht. Alle Formen und Farben der Blätter und Blüten sind Ausdruck von Aspekten der Sonne. Murshid: „Es sind die verschiedenen Abstufungen dieses Lichts und der Vergleich untereinander, die die unterschiedlichen Farben entstehen lassen. Farben sind nur die verschiedenen Schattierungen von Licht… Diese Farben scheinen die Farben von Blumen, Pflanzen und Blättern zu sein, aber in der Realität sind sie die Farben der Sonne.“ Der Klang, das Licht, die Bewegung sind das Le- ben. Das Leben ist also ein göttlicher Schöpfungsimpuls. Dieser Impuls durchwandert in seiner Entwicklung verschiedene Stadien des Erwachens. Der Sufi Meister Jelalludin Rumi sagt, dass Gott in den Steinen schläft, in den Pflanzen träumt, in den Tieren aufwacht und in den Menschen zur Einheit erwacht. In jedem Naturreich befreit sich die Bewegung des Lebens, wird lebendiger. Die Pflanzen bringen als Erbe aus dem Mineralreich die Geduld mit. Sie warten geduldig auf Regen. Sie fragen nie nach einer Entlohnung, wenn ihre Blumen und Früchte genommen werden. Sie geben einfach ohne Dankbarkeit zu erwarten. Der Unterschied zwischen Mineralreich und Pflanzenreich wird von Inayat Khan so definiert, dass im Vergleich zu den Steinen die Pflanzen eine viel größere Biegsamkeit und Flexibilität entwickelt haben. Eine Pflanze, sagt er, lässt sich beeinflussen und wird dadurch produktiv und kreativ. Die Öffnung, die entsteht bei der Entwicklung der Schöpfung aus dem Mineralreich ins Pflanzenreich, ist eine seelische. Pflanzen haben, anders als Steine, die Fähigkeit, mit zu fühlen. Pflanzen sind einfühlsam, mild, freundlich, so Murshid: “Wenn wir nur die Pflanzen genau beobachten würden, würden wir sehen, wie sehr sie unsere Anwesenheit und unsere Liebe fühlen“. Ich weiß noch, wie in den 70er Jahren das Buch von Tompkins und Birds „Das geheime Leben der Pflanzen“ wie eine Bombe einschlug. Pflanzen fühlen, nehmen wahr, erleben Schmerzen, so die Botschaft des Buches, das auf wissenschaftlichen Beobachtungen beruht. Neueste Untersuchungen belegen, dass Pflanzen riechen, sehen, hören, tasten können. - 13 -