Rechts : Pfarrer Friedrich Benning
Fotos : B . Steiert Von links : Ursula A . M . Hatzold , Sibylle Schulz
6 ASO ! Mai 2016
Schwabhof und Stierhof : Ur- Hochzoller Besitz
Sucht man das älteste Bauwerk im Ort , stößt man häufig auf die Kirche . Im jetzt erst 212 Jahre alten Hochzoll wurden die beiden älteren Kirchen 1954 erbaut . Älter sind : der Holzerbau ( 1916 ), der Goldene Stern ( 1907 ), der Schwabhof ( 1907 ), das Feuerwehrhaus ( 1879 ), die alte Schule ( 1875 ).
Der einzige erhaltene Bau aus der Anfangszeit Hochzolls vor über 200 Jahren ist der Stierhof in der Meringer Straße ( Nr . 116 a ). Der ehemalige Gutshof mit dem Mansarddach hat keinen Denkmalschutz ,
Der Plan von 1866 zeigt ( oben links ) den Stierhof ( der Sohnlehof steht noch nicht ), daneben den kleinen Bahnhof , unten den Schwabhof und den Hostienbäcker . Die Afrakirche ( rechts ) wurde zu dieser Zeit als Pulvermagazin der bayerischen Armee missbraucht .
Quelle : Geodatenamt Augsburg
könnte also jederzeit abgerissen werden . Er würde dann dieses Schicksal teilen mit den verschwundenen ähnlichen Gutshöfen Siebenbrunns aus eben dieser Zeit . Einige unvorteilhafte Veränderungen am Äußeren musste das ältestete Haus Hochzolls , in das das älteste Gewerbe eingezogen ist , schon hinnehmen .
Stier- und Schwabhof an der Westseite der Meringer Straße hatten einiges gemeinsam : sie waren die größten Höfe , beide waren schon in der Gründungszeit Hochzolls entstanden und hatten zeitweise die selben Besitzer , und die spielten lange Zeit eine wichtige Rolle im Ort . Werfen wir einen Blick auf die Geschichte dieser Höfe . Wie kamen sie zu ihren Namen ?
Einen bischöflichen Stierhof gab es in Augsburg schon lange vor der Gründung Hochzolls in der Spitalgasse beim Roten Tor . Als ab 1803 in den Lechauen vom bayerischen Staat Grundstücke nahezu kostenlos angeboten wurden , gab der Stierbauer Michael Sailer seinen bischöflichen Hof in der Stadt auf und übernahm 124 Tagwerk am Lech . Damit war er nach dem Schwabhofbauer mit 140 Tagwerk der zweitgrößte Grundbesitzer in der entstehenden Kolonie . Den Namen des Hofs nahm er mit .
Beide Kolonisten kauften kräftig dazu und brachten es 1814 schon auf 220 bzw . 259 Tagwerk . Damit gehörte ein Fünftel des ( späteren ) Gemeindegebiets dem Schwabbauer . Doch es ging manchmal auch bergab , zunächst beim Stierhof . Ab 1827 wurden von Franz Anton Sailer , dem Sohn des Hofgründers , große Flächen verkauft . Das zog Bauernsöhne aus dem Ries an , die zu Hause keine Zukunft mehr für sich sahen . So viele kamen , dass die Rieser die Mehrheit bekamen , die Bürgermeister stellten und Hochzoll ein Rieser Dorf bei Augsburg wurde . Das Jahr 1844 brachte dann das Aus für die Familie Sailer auf dem Stierhof . Der Enkel des Gründers verkaufte an seinen verwandten Nachbarn , den Schwabbauern , der dadurch zum „ König “ Hochzolls wurde . Ortsvorsteher war er obendrein . Mit dem Jahr 1840 kam der Anschluss der Friedberger Au an die Eisenbahnstrecke Augsburg-München , die zweite in Bayern . Haltepunkt war am Stierhof . Seinen Bahnhof im Ort bekam Hochzoll erst 1870 .
Und der Schwabhof - warum heißt er so ? „ Für die Entstehung des Namens Schwabhof habe ich nicht einmal Vermutungen ,“ schrieb Herbert Cramer 1963 in seiner verdienstvollen Arbeit „ Die Entstehung Hochzolls “. Dabei lieferte er selbst die Erklärung . Der Hofgründer Andreas Schweyer war aus Feldbach bei Lauterbach an der Zusam gekommen , also aus Schwaben , was in der damals oberbayerischen Umgebung auffiel . Er war , wahrscheinlich wegen seines Dialekts , der Schwabenbauer , sein Hof der Schwabenhof , aus dem allmählich der Schwabhof wurde . 18 Kinder hatte der schwäbische Bauer , alle von seiner einzigen , bis ins hohe Alter gesunden Frau . Vier Generationen der Schweyers saßen auf dem Schwabhof und schrieben eine Erfolgsgeschichte . Schon 1806 kaufte Schweyer das überflüssig gewordene Hochzollschloss mit dem Kontrolleurshaus , die er allerdings nicht lange behielt . Georg , der Sohn des Hofgründers war gar Abonnent der „ Landwirtschaftlichen Blätter “ und , weil nur wenige Hochzoller damals lesen konnten , bestellte die Gemeindeverwaltung sie ab . Wer es könne , ließ sie verlauten , solle sie bei Schweyer lesen . Seine Mutter hatte noch mit den drei Kreuzen unterzeichnet . Victoria Sailer , die Stierbäuerin unterschrieb mit „ figdoria “, jeden Buchstaben einzeln setzend . Joseph Schweyer , der dritte in der Reihe und Gemeindevorsteher , kaufte 1844 den Stierhof dazu und war damit der am höchsten besteuerte Gemeindebürger . In Friedberg besaß er Gaststätte und Brauerei „ Zieglerbräu “, das „ Pamperlbräu “ und zahlreiche weitere Immobilien .
Nach einem Brand 1866 wurde der Schwabhof von seinem Sohn Joseph sofort wieder aufgebaut , doch bereits im nächsten Jahr um 109 000 Gulden für die 109 Tagwerk verkauft . Über 60 Jahre waren die Schweyers die Herren des Schwabhofs gewesen .
Nach einem weiteren Besitzerwechsel kaufte 1869 Robert Schnider den Hof , den er bis 1906 bewirtschaftete . Schnider pflügte