+3 Magazin Oktober 2019 | Page 11

+2 Peter-André Alt, Präsident Hochschul- rektorenkonferenz Höherer Zweck Beim Thema Fachkräftebedarf werden auch die Hochschulen mit hohen Er- wartungen konfrontiert. In Zeiten, in denen die meisten Absolventen außer- halb der Wissenschaft arbeiten wer- den, stehen die Hochschulen zu ihrer Verantwortung: Neben der Stärkung der Praxisbezüge und der Vermittlung fachübergreifender Schlüsselqualifika- tionen üben Career Services wichtige Funktionen an der Schnittstelle zwi- schen Hochschule und Arbeitsmarkt aus. Dennoch wird immer wieder ge- fordert, die Hochschulen sollten für einen immer dynamischeren Arbeits- markt die passenden Arbeitnehmer bereitstellen. Die Absolventen seien nicht unmittelbar in den Unterneh- men einsetzbar und müssten erst auf- wändig an die berufliche Praxis heran- geführt werden. Verbunden wird diese Klage oft mit der diffusen Forderung nach „mehr Praxis im Studium“. So be- rechtigt der Arbeitsmarktbezug auch im Studium ist: Durch forschendes Lernen sollen Studierende nicht nur Fachwissen erwerben und anwenden, sondern auch kritisch reflektieren Gesamt 2018 Gesamt 2017 Wo der Marktmechanismus aus so- zialen, ethischen oder hoheitlichen Gründen nicht anwendbar ist, wie in den Bereichen Gesundheit und Bil- dung, werden immer dann Engpässe entstehen, wenn der Staat die Per- sonalkosten nicht vollständig tragen will. Hier liegt das tieferliegende Pro- blem in der Konkurrenz mit der Pri- vatwirtschaft, die Arbeitskräfte mit höheren Löhnen und Gehältern zu sich zieht, zulasten des öffentlichen Sektors. Der öffentliche Arbeitgeber kann im Wettbewerb der Einkom- men nur durch höhere Steuerein- nahmen oder eine deutliche Verlage- rung staatlicher Ausgaben zugunsten der öffentlichen Aufgaben bestehen. Ansonsten wird der Mangel an Pfle- gekräften und anderen wichtigen Fachkräften des öffentlichen Sektors beklagenswert sein und bleiben. 18% 20% 49% 47% Industrie 2018 Industrie 2017 53% 49% 61% 60% Bau 2018 Bau 2017 40% 38% Dienstleistungen 2018 Dienstleistungen 2017 Arbeitgeber Staat und eine eigenständige, akademische Professionalität entwickeln. Wenn wir dem Fachkräftebedarf erfolgreich begegnen wollen, sollten wir die be- rufliche und hochschulische Bildung in ihren jeweiligen Merkmalen stär- ken und die Attraktivität bestimmter Berufsbilder steigern. Beim Versuch, das Studium auf die vermeintlichen Bedarfe eines nicht vorhersehbaren Arbeitsmarkts auszurichten, würde es seinen Wesenskern verlieren: Bildung durch Wissenschaft zu vermitteln. FACHKRAFT GESUCHT Offene Stellen bleiben oft längerfristig unbesetzt Handel 2018 Handel 2017 Hans-Joachim Schemel, Leser 11 21% 25% 26% 26% 12% 13% 27% 27% 43% 42% 17% 20% 49% 47% Umfrage unter mehr als 23.000 deutschen Unternehmen, Herbst 2018; längerfristig heißt „mehr als zwei Monate” 33% 33% 17% 19% 34% 34% Ja, Stellen können nicht besetzt werden Nein, keine Probleme Nein, derzeit kein Personalbedarf Quelle: DIHK Michael Zimball, Leser Oberste Priorität Alle Unternehmen in Deutschland müssten verpflichtet werden, je nach Größe des Unternehmens mehr oder weniger junge Leute auszubilden. So haben sich gerade viele Großunter- nehmen jahrzehntelang kaum oder gar nicht an der Ausbildung beteiligt. Sie haben es überwiegend den Hand- werksbetrieben überlassen, die Leute gut auszubilden, um sie dann um- sonst abzugreifen. Wir müssen uns für bestimmte Berufe, wie Bäcker, Verkäufer oder Altenpfleger, Arbeits- kräfte aus dem Ausland holen. Dort gibt es oft gut ausgebildete Jugend- liche, die millionenfach arbeitslos sind. Um solche Leute aus dem Aus- land zu motivieren, müssen auch ei- nige Anreize geboten werden. So geht es um Anreisekosten, das Stellen von Wohnungen, den Zuzug von Famili- enangehörigen, Intensivsprachkurse, die Begleitung bei Behördengängen. Dazu kommt eine angemessene Be- zahlung. Diese gilt natürlich auch für deutsche Auszubildende. In einigen Betrieben werden Auszubildende als billige Arbeitskräfte missbraucht, das muss aufhören. DIES IST EINE GESPONSERTE ANTWORT, ALSO EINE ANZEIGE Lars-Roderich Stintzing, Geschäftsführer IfT Institut für Talententwicklung Selbstdenker bilden Die Fachkräfte von morgen sind neu- gierige, selbstdenkende Menschen. Daher sollten wir alle – egal ob in der Familie, in der Schule, in Vereinen oder in unserem persönlichen Um- feld – Kinder und Jugendliche zum Selbstdenken motivieren, ihr Interes- se für die Welt wecken, zum lebens- langen Lernen anhalten. Selbstdenker reifen heran in einer ausgeprägten Bildungskultur des Ausprobierens. Lernen und Fehler machen, Bildung und Ausprobieren – das sind zwei Sei- ten einer Medaille. Selbstdenker sind „notorische Abbrecher“, die Fehler, die ihnen unterlaufen, als eine Chance nach der anderen nutzen. Das erfah- ren bereits Kinder. Erfinder und Pi- oniere wissen davon täglich ein Lied zu singen. Die Gesellschaft tut gut daran, Orte der Freiheit verstärkt zu fördern, an denen (junge) Menschen sich selbstwirksam erleben und ent- wickeln können. Ein außerschulischer Lernort dieser Art sind die 85 voca- tium-Fachmessen für Ausbildung und Studium. Jährlich 500.000 Jugendli- che im Berufswahlalter sprechen wir auf den vocatium-Besuch direkt an, bereiten sie vor. Die Fachkräfte von morgen fühlen sich von Orten ange- zogen, die sie anstoßen und beflügeln. Orte, wo die Menschen lernen, sich Ziele zu setzen, die auch sozialverträg- lich sind. Wo sie Leistungen in hoher Qualität anstreben und Produkte in attraktivem Format. Orte, wo Men- schen sozialen Respekt üben und ein Klima des sympathischen Umgangs pflegen. Eine vocatium-Fachmesse in Ihrer Nähe finden Sie auf: www.vocatium.de Anzeige Sie sind auf der Suche nach Fach- und Führungskräften? Jeden Monat vertrauen über 1 Million Jobsuchende und rund 4.000 Arbeitgeber aus dem Mittelstand auf Yourfirm.de. Setzen auch Sie beim Recruiting auf den TESTSIEGER. Yourfirm.de ›