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WO SIND DIE FACHKRÄFTE
VON MORGEN?
WIR FRAGEN:
... und was ist
Ihre Meinung?
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2018 fehlten deutschlandweit bereits 183.000 Fachkräfte. Einer der beliebtesten Tipps
für suchende Unternehmen auf Karriereplattformen: auf einen strengen Dresscode
verzichten, dann klappt’s auch mit dem Nachwuchs.
Quelle: Bundesagentur für Arbeit
© iStock./Rawpixel Ltd
Elisabeth Schöppner,
Projektleiterin Bundes-
koordinierungsstelle
Girls’Day – Mädchen-
Zukunftstag
Raus aus der Schublade
Berufe für Frauen – Berufe für Män-
ner? Ja, es gibt sie noch. In Deutsch-
land treffen 69 Prozent der jungen
Frauen ihre Berufswahl aus nur 20
Ausbildungsberufen im dualen System
– darunter ist kein einziger naturwis-
senschaftlich-technischer Beruf. Zu
den Top Ten bei den Männern zählen
weiterhin die Klassiker: Kraftfahr-
zeugmechatroniker, Industriemecha-
niker oder Elektriker. Hier setzen all-
jährlich im Frühjahr der Girls’Day und
der Boys’Day an und sagen: Tschüss,
Geschlechterklischees! Tausende Un-
ternehmen sind dabei und geben bun-
desweit für einen Tag praktische Ein-
blicke in Berufe und Studienfächer, in
denen bisher nur wenige Frauen oder
Männer zu finden sind. Der Girls’Day
fördert so den weiblichen Nachwuchs
in Handwerk, Industrie, Informa-
tik, Wissenschaft und Technik. Beim
Boys’Day erforschen Jungen Berufs-
felder in den Bereichen Gesundheit,
Pflege, Soziales, Erziehung, Bildung
oder Dienstleistungen. Fachkräfte-
nachwuchs von morgen wird durch
eine frühe, klischeefreie Personalge-
winnung unterstützt. Wer bei den Ak-
tionstagen mitmacht, erreicht technik-
begabte junge Frauen oder sozialaffine
junge Männer, kann später aus dem
Vollen schöpfen und sorgt außerdem
für mehr Vielfalt in der Belegschaft.
Die nachhaltige Wirkung ist belegt: 38
Prozent der Girls’Day- und 24 Prozent
der Boys’Day-Unternehmen erhalten
nach dem Aktionstag Bewerbungen
für ein Praktikum oder eine Ausbil-
dung. Davon sind jeweils über 70 Pro-
zent erfolgreich.
Hubertus Heil,
Bundesminister für
Arbeit und Soziales
Lebenslang lernen
Die Fachkräfte von morgen sind viel-
fach die Menschen, die heute schon ar-
beiten. Gleichzeitig führen Digitalisie-
rung und Strukturwandel dazu, dass
Tätigkeiten sich verändern. Wir schät-
zen, dass 1,3 Millionen Jobs wegfallen,
aber auch 2,1 Millionen neue Jobs ent-
stehen werden. Für viele Beschäftigte
wird das Spektrum ihrer Aufgaben
wachsen und damit wachsen auch die
Anforderungen an ihre persönlichen
Fähigkeiten. Unser Ziel ist es, dass die
Beschäftigten von heute die Arbeit von
morgen machen können. Das kann nur
gelingen, wenn sie rechtzeitig Zugang
zu Qualifizierung und Weiterbildung
bekommen. Bund, Länder, Wirtschaft,
Gewerkschaften und die Bundesagen-
tur für Arbeit haben sich deshalb in
diesem Sommer auf eine Nationale
Weiterbildungsstrategie geeinigt. Da-
mit ist der Grundstein für eine neue
Weiterbildungskultur in Deutschland
gelegt. Ein erster Schritt war das Qua-
lifizierungschancengesetz, mit dem
Betriebe und Beschäftigte bei der Wei-
terbildung unterstützt werden. Noch
2019 wollen wir mit dem Arbeit-von-
morgen-Gesetz den nächsten Schritt
gehen und Möglichkeiten für Wei-
terbildung und Qualifizierung über
den gesamten Lebensverlauf schaffen.
Kern der Gesetze ist es, für unkompli-
zierte Einstiege, gelingende Umstiege
und mögliche Aufstiege im Berufsle-
ben zu sorgen. Mit dieser vorausschau-
enden Arbeitsmarktpolitik schaffen
wir für jeden Einzelnen, aber auch für
unsere Wirtschaft als Ganzes die Basis,
die Herausforderungen der Zukunft zu
meistern.