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IMMER PRODUKTIVER So viele Menschen ernährte eine Bauer in Deutschland
21
Joachim Rukwied,
Präsident Deutscher
Bauernverband (DBV)
135
127
119
Hüter des Landes
104
69
47
27
10
1949
17
1960
1970
1980
1990
1995
2000
Ohne tierische Produktion auf Basis importierter Lebensmiel
Frank Uekötter,
Umwelt- und
Agrarhistoriker,
University of Birmingham
Einmaliges Experiment
Haben die Bauern erst die heutige
Industriegesellschaft möglich ge-
macht? Der Industriellen Revolution
in England ging ein Aufschwung der
Landwirtschaft und eine ungewöhn-
lich lange Zeit ohne Hungerkrisen vo-
raus. Ob sich hinter diesem zeitlichen
Zusammenhang auch eine Ursache-
Wirkung-Beziehung verbirgt, liefert
seit Generationen Diskussionsstoff für
Historiker. Klarer wird das Bild, wenn
man den chronologischen Rahmen
erweitert. Auf lange Sicht ist nämlich
offenkundig, dass der Wandel der Ag-
rarproduktion einen Beitrag zur In-
dustriegesellschaft leistete: Ohne hö-
2010
2016
Quellen: BLE, Statista
here Hektar- und Arbeitsproduktivität
hätte man die wachsenden Großstädte
der Moderne gar nicht ernähren kön-
nen. Für den größten Teil der Weltge-
schichte arbeiteten die weitaus meisten
Menschen in der Landwirtschaft, und
doch reichte es oft nur zu einem Leben
an der Schwelle zum Hunger. Ein Bau-
er des Mittelalters wäre wohl mächtig
erschrocken beim Gedanken an eine
Welt, in der ein einzelner Landwirt
mehr als 100 Menschen ernährt – von
dem massiven Einsatz von Technik
und Wissen, der hinter solchen Leis-
tungen steckt, einmal ganz zu schwei-
gen. Agrarhistorisch gesehen sind die
überwiegend urbanen Gesellschaften
der Gegenwart eine Errungenschaft
ohne Vorbild – oder, je nach Stand-
punkt, eine Anomalie. Denn man kann
die moderne Landwirtschaft auch als
ein welthistorisches Experiment mit
ungewissem Ausgang betrachten. So
etwas hat die Menschheit noch nie zu-
vor gemacht.
Ob Fleisch, Getreide, Obst und Ge-
müse, Milch oder Wein – die deutsche
Landwirtschaft schafft die Grundlagen
für unsere Ernährung. Aber die Bau-
ernfamilien leisten noch mehr: Gera-
de in diesem Sommer sehen wir, wie
wichtig es ist, auch auf den Klimawan-
del zu reagieren. Wir wissen, dass die
Landwirtschaft mit etwa sieben Pro-
zent an den Emissionen beteiligt ist.
Deshalb tragen wir auch zur Lösung
bei: Schon vor einigen Jahren haben
wir in unserer Klimastrategie eigene
Emissionsreduktionsziele formuliert.
Wir setzen auf eine schonende Bo-
denbearbeitung und wassersparende
Anbauverfahren wie etwa Mulchsaat,
auf vielfältige Fruchtfolgen und Zwi-
schenfrüchte, und wir werden bei der
Düngung noch präziser werden. Die
deutsche Landwirtschaft befindet sich
also seit längerem in einem Verände-
rungsprozess hin zu noch mehr Nach-
haltigkeit. Zudem spielt Tierwohl für
viele Verbraucher eine zunehmend
größere Rolle. Das ist richtig und
auch darauf haben wir Antworten.
Der Deutsche Bauernverband hat ge-
rade beim Schweinefleisch eine ver-
Sabine Meisel, Leserin
Täglich Brot
In meinen Augen ist das, was unse-
re Bauern leisten, gar nicht genug
zu würdigen. Kein Markt ist so hart
umkämpft. Mit Subventionen in Mil-
lionenhöhe wird Arbeit finanziert, auf
die wir alle angewiesen sind. Dabei
geht es längst nicht mehr um Quali-
tät, sondern um Quantität. Es wird
so viel der produzierten Güter ver-
schwendet, da kann einem übel wer-
den. Kein Landwirt auf der Welt wür-
de seine Tiere so halten, wenn es ihm
nur um hochwertige Produkte ginge.
Doch sie müssen. Aber nur der Ver-
braucher kann daran etwas ändern.
Indem er die unterstützt, die trotz
widriger Voraussetzungen das Wohl
der Tiere über ihr eigenes setzen.
pflichtende Haltungs- und Herkunfts-
kennzeichnung für alle Fleisch- und
Wurstwaren vorgeschlagen. Und wir
waren es, die gemeinsam mit dem
Lebensmitteleinzelhandel die „Initia-
tive Tierwohl“ ins Leben gerufen ha-
ben. Seit Jahrhunderten setzen sich
die deutschen Bauernfamilien für die
Pflege der Kulturlandschaft und des
ländlichen Raumes ein. Das ist heute
wichtiger denn je – denn 70 Prozent
Europas sind ländlicher Raum.
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