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Frank Küchlin,
Obstbauer und Betreiber
einer Brennerei
Traditionelles neu
interpretiert
Das Brennerhandwerk ist für mich
zugleich Beruf und Leidenschaft. Seit
über 30 Jahren destilliere ich über 40
verschiedene Brände und seit einem
Jahrzehnt Whisky, Gin und Rum.
Meine Erfahrung als Brenner brachte
mich 2013 nach Namibia. Dort galt es
eine Brennerei einzurichten und die
Menschen vor Ort in die Bedienung
der Brennerei einzuweisen und auf
dem Gebiet der Brennerei zu schulen.
Durch die Brennerei sind zahlreiche
Arbeitsplätze in der Früchtevorberei-
tung und in Abfüllung, Etikettierung
und Verkauf der Destillate entstan-
den. Bei meinem zweiten Besuch in
Namibia reiste ich mit der Idee an,
den ersten Gin des Landes zu destil-
lieren – im Gepäck die Rezeptur und
das notwendige Equipment. Außer
der traditionellen Ingredienzen für
die Destillierung von Gin verwendeten
wir auch die namibische Teufelskralle
– eine Heilpflanze, die in den Steppen
des Landes wächst. Ziel war es, dem
Gin dadurch eine individuelle Note
Elisabeth Winter, Leserin
Getrieben und frei
Die größte Leistung, die Bauern in
meinen Augen vollbringen, ist zwei-
fellos das frühe Aufstehen. Ich habe
in meiner Verwandtschaft zwei Bau-
ernfamilien. Hier beginnt der Tag
meistens schon um fünf Uhr, wäh-
rend der Ernte teilweise noch früher.
Weitverbreitet ist hier aber offenbar
noch das ausgestorben geglaubte
Phänomen des Mittagsschlafs. Das
scheint sowieso einer der größten
Vorteile des Berufs zu sein: sein ei-
gener Herr zu sein, sich die Arbeit
selbst einteilen zu können und am
Abend zu wissen, was man geschafft
zu geben. Mittlerweile ist der „Nam-
gin“ ein Topseller und wird in vielen
Bars im südlichen Afrika getrunken.
Gin-Tonic hat dort zwölf Monate im
Jahr Saison. Mit dem Leiter der Bren-
nerei in Namibia stehen wir nun seit
mehr als fünf Jahren in engem Kon-
takt und tauschen unser Wissen über
die Destillation edler Brände aus. Es
ist sehr schön, wenn man mit seinem
Fachwissen in fernen Ländern etwas
bewirken kann. Mitzuerleben, wie sich
ein Projekt weiterentwickelt, ist die
höchste Entlohnung für sein Schaffen.
Andrea Knierim, Leserin
Falsch gefragt
„Unsere Bauern“, die gibt es nicht.
Tatsächlich suggeriert diese For-
mulierung: Wir und die Bauern sit-
zen alle in einem Boot. Oder anders
ausgedrückt: Wir „haben“ Bauern.
Wer sind wir, dass wir beurteilen,
was Bauern leisten? Warum sollten
wir uns etwas von ihnen wünschen?
Ja, es ist wichtig, dass wir uns in der
Gesellschaft darüber austauschen,
SCHLECHTES GESCHÄFT Was den Landwirten vom Endverkaufspreis bleibt
22,2%
Gesamt
35,4%
Kartoffeln
38,2%
Milch und Milcherzeugnisse
Fleisch und Wurst
41,9%
Eier
18,1%
4,6%
Brotgetreideerzeugnisse
Verkaufserlöse der Landwirtschaft in Prozent der
Verbraucherausgaben bei ausgewählten Produkten, 2015
Quelle: DBV
Margarete Bause,
Bundestagsabgeordnete
Bündnis 90/Die Grünen
Für den Wandel
Ich bin auf einem niederbayerischen
Bauernhof mit Kühen, Schweinen,
Hühnern, Hund und Katze aufge-
wachsen und weiß aus eigener Er-
fahrung, welche Leistungen Bauerin-
nen und Bauern erbringen: Sieben
Tage die Woche rund um die Uhr
verfügbar sein, kaum Urlaub, häufig
schwere Arbeit für zu geringen Lohn.
Und das, obwohl sie es sind, denen
wir unsere Lebensmittel verdanken.
Doch der Wert der Nahrung ist vielen
heute kaum mehr bewusst. Und die
Landwirte sind einem Agrarsystem
ausgesetzt, das sie zwingt, so viel und
so billig wie möglich zu produzieren.
Das ist schlecht für Wasser und Bö-
den, schlecht für die Tiere, schlecht
für die Artenvielfalt und letztlich auch
schlecht für die Verbraucherinnen
und Verbraucher. Übrigens: Auch die
Bauern profitieren nicht davon. Denn
trotz der Milliardensubventionen
müssen immer mehr Höfe aufgeben
und die Liste der Lebensmittelskan-
dale wird immer länger. Dieses Sys-
tem hat keine Zukunft. Deshalb muss
als erstes eine Reform der Agrarförde-
rung her. Weg von der Förderung von
Masse und industriellen Strukturen
hin zur Unterstützung bäuerlicher Be-
triebe, die ökologisch nachhaltig und
tiergerecht wirtschaften, ohne Gen-
technik, Glyphosat und Antibiotika.
Gerade der diesjährige Dürresommer
führt uns vor Augen, dass wir auch in
der Landwirtschaft nicht weiterma-
chen können wie bisher. Eine gute
Zukunft wird es nur geben, wenn wir
erhalten, was uns erhält – erst recht in
Zeiten der Klimaerhitzung.
DIES IST EINE GESPONSERTE ANTWORT, ALSO EINE ANZEIGE
Eva Piepenbrock,
Redaktion f3
farm.food.future
Landwirtschaft loading
Rund um die Landwirtschaft for-
miert sich gerade eine Startup-Szene,
die bewährte Geschäftsmodelle infra-
ge stellt und nach Lösungen abseits
der ausgetrampelten Pfade sucht.
Denn mehr als je zuvor hängt die Zu-
kunft eines Betriebes an der Fähig-
keit, neue Chancen zu erkennen. Die
welche Formen der Landwirtschaft
wir möchten, wofür wir bereit sind
(mehr) zu bezahlen oder wie sich
unsere Wünsche als Konsumenten
mit unseren Werten als Bürger ver-
einbaren lassen. Bauern und Bau-
erinnen sind Unternehmer. Mit ih-
ren Tätigkeiten verfolgen sie (auch)
wirtschaftliche Ziele. Sie möchten
ihre Existenz und die ihrer Famili-
en und Mitarbeiter sichern. Welche
Ziele, Interessen und Zwänge lei-
ten Landwirte, wenn sie mit Boden,
Pflanzen, Tieren und Maschinen
umgehen? Und wie sind landwirt-
schaftliche Praktiken und die Land-
schaften, die Dörfer und Städte, die
Ökosysteme und die natürlichen
Ressourcen Wasser, Boden und
Luft miteinander verwoben? Diese
Fragen berühren essenziell die in
der Gesellschaft wahrgenommenen
Leistungen von landwirtschaftli-
chen Akteuren. Da sie nicht allge-
mein, sondern immer nur für den
konkreten Fall beantwortet werden
können, brauchen wir den Dialog
auf Augenhöhe zwischen Landwir-
ten und anderen engagierten Akteu-
ren über die Erbringung und Aner-
kennung bäuerlicher Leistungen für
die Gesellschaft. Hierzu kann auch
Ihr Magazin beitragen. Dafür möch-
te ich werben.
Leistung der Landwirte besteht heu-
te darin, Produkte zu erzeugen, die
auf eine wachsende Nachfrage in der
Gesellschaft abzielen. Dabei müssen
sie effizient mit knappen Ressour-
cen umgehen und die Chancen, aber
auch die Risiken neuer Technologien
richtig einordnen. Sei es der Neben-
erwerbslandwirt, der Deutschlands
erste Gänsebratwurst bis in die Golf-
staaten exportieren will, oder die
beiden Gründer, die in Eigenregie
eine neuartige Saatgutbeschichtung
entwickeln. Sie eint die Offenheit für
Neues und die Verantwortung gegen-
über einer einfachen Gleichung: Bis
zum Jahr 2050 wird die Weltbevölke-
rung auf über neun Milliarden wach-
sen. Immer mehr Menschen müssen
mit Nahrung und nachwachsenden
Rohstoffen versorgt werden – und
das auch noch auf weniger Ackerflä-
che. Dadurch wird das nächste gro-
ße Ding in der Landwirtschaft nicht
„höher, schneller, weiter“ – sondern
„smarter, effizienter und ressour-
censchonender“. Nicht zusätzliche
Pferdestärken und größere Getriebe
werden den Wandel antreiben, son-
dern das Heben von Datenschätzen,
Künstliche Intelligenzen und Fragen
der Robotik. Wer mehr über die In-
novationen der grünen Branche lesen
und sich vernetzen will: www.f3.de
Josef Haber,
Leser
Vorstellung trifft
Realität
Landwirte haben einen sehr wichti-
gen Beruf und stellen den Bürgern
hochwertige und kostengünstige
Nahrungsmittel bereit. Die Aus-
gaben der Konsumenten für Er-
nährung sind sehr niedrig und ge-
sundheitlich gibt es nach Meinung
der Fachleute keine Risiken, es
sie denn, man isst und trinkt ein-
fach zu viel. Welch ein Unterschied
zum Mangel in historischen Zeiten
oder anderen Regionen der Welt.
Dennoch erfährt der Landwirt we-
nig Wertschätzung – weder in der
öffentlichen Diskussion noch in
Form von fairen Preisen. Dabei er-
warten wir noch viel mehr: schöne
Landschaften, glückliche Tiere und
nachhaltiges Wirtschaften. Vieles
ist möglich und Landwirtschaft war
immer ein Spiegel der Gesellschaft.
Um junge Leute für die Landwirt-
schaft zu begeistern, bedarf es ech-
ter Wertschätzung und Planungssi-
cherheit für ihre Betriebe. Unsere
Landwirte sind begeisterungsfähig
für Neues und offen für den Dialog
mit der Gesellschaft. Es ist an der
Zeit, sich selbst ein Bild zu machen
und Landwirtschaft zu erleben. Jen-
seits der Klischees. Landwirte leis-
ten auch einen Beitrag zur Erfah-
rung der nächsten Generation über
Natur und Ernährung. Es gibt jede
Menge Foren und „offene Hoftage“.