+3 Magazin November 2019 | Page 7
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Frank Thelen,
Investor
Die Welle rollt
Historisch betrachtet standen noch
nie so viele und entscheidende
Technologien vor dem Durchbruch:
Künstliche Intelligenz, das Mobil-
funknetz 5G, Blockchain, 3D-Druck,
Roboter, die Genschere CRISPR,
Quantencomputer.
Durch
diese
Technologien werden Innovations-
sprünge möglich, die heute für viele
noch schwer vorstellbar sind. Künst-
liche Intelligenz, Sensoren, Big Data
und neue Chips ermöglichen schon
sehr bald autonomes Fahren, den
nächsten Durchbruch in der Mobi-
lität nach der Entwicklung von der
Kutsche zum Auto. Dank 3D-Druck-
Technologie wird die Produktion von
Möbeln, aber auch von ganzen Häu-
sern um ein Vielfaches günstiger und
on demand verfügbar. Drohnen und
Roboter werden eine große Rolle in
der Logistik spielen – vor allem für
Martin Rambick, Leser
Vom Schach zum Krebs
Nachdem Garri Kasparov Mitte der
1990er von Deep Blue geschlagen und
der Begriff Künstliche Intelligenz (KI)
global bekannt wurde, blieb es lange
Zeit ruhig um diese Technologie. Den
nächsten großen Auftritt hatte sie erst
vor einigen Jahren, als uns das noch
viel komplexere Spiel Go bekannt ge-
macht wurde und es hieß, die KI hätte
nun die Oberhand gewonnen. Mittler-
weile sind die Anwendungsbeispiele
bedeutend vielfältiger. Da uns nun
auch die technologische Infrastruk-
tur zur Verfügung steht, KI weiterzu-
entwickeln, sollten wir gespannt sein,
was in den nächsten Jahren hier auf
uns zukommen wird. Meine Hoffnung
sind Entwickler, die sich ihrer Verant-
wortung bewusst sind und verstehen,
mit welchem Feuer sie hier spielen.
Andreas Bett,
Leiter Fraunhofer-Institut
für Solare Energiesysteme
(ISE) Freiburg
Solarstrom wird Alltag
Die Photovoltaik ist heute die kosten-
günstigste Stromquelle überhaupt.
Nicht nur in sonnigeren Regionen
der Welt, auch hier in Deutschland
kann man heute für weniger als fünf
Cent pro Kilowattstunde Solarstrom
erzeugen. In den letzten 15 Jahren
konnten dank Marktanreizprogram-
men und Massenproduktion die Kos-
ten für Solarmodule um 90 Prozent
den Transport auf der sogenannten
letzten Meile. Allen Technologien
voran wird die Künstliche Intelli-
genz einen Einfluss auf beinahe je-
den Industriezweig haben. Es ist
noch nicht abzusehen, wann hier
der Durchbruch erreicht ist und wir
an Sprachassistenten wie Alexa oder
Siri nicht mehr verzweifeln. Fakt ist
aber, dass die Entwicklung dieser
Technologie ab einem bestimmten
Punkt exponentiell verläuft und ab
da quasi nicht mehr zu bremsen ist.
Das mag aktuell noch schwer zu be-
greifen sein, aber dieser Durchbruch
wird kommen und viele Chancen und
Möglichkeiten mit sich bringen, uns
aber auch vor einige gesellschaftliche
Herausforderungen stellen.
macht jeden TV smarter*
Heinrich Möllersleben, Leser
Doppelbödig
„Der Mensch erfand die Atombombe,
doch keine Maus der Welt würde eine
Mausefalle konstruieren“, mahnte
schon Albert Einstein, der als ehe-
maliger Patentamtsangestellter si-
cher kein Technologiefeind gewesen
ist. Doch auch als Freund des tech-
nologischen Fortschrittes sollte man
bedenken, dass dieser von ethischen
Werten flankiert werden sollte, um
dystopischen Zukunftsszenarien à la
Terminator präventiv zu begegnen.
Die Neugierde und der Wissensdrang
der Menschheit sind schwer zu limi-
tieren. Dennoch müssen moralische
Grenzen gesetzt werden – nicht nur,
um Katastrophen zu verhindern, wie
sie Einstein im Fall der Atomtechno-
logie andeutet, sondern auch, um sich
das Menschsein per se zu bewahren.
gesenkt werden. Um die Energiewen-
de in allen Sektoren mit bis zu 100
Prozent CO 2 -Freiheit zu realisieren,
müssen wir in Deutschland mehr als
zehnmal so viel Photovoltaik installie-
ren, als wir heute haben. Das ist auch
ohne Probleme machbar. Wir wer-
den dabei allerdings nicht nur beim
Ausbau auf Dächern und Freiflächen
stehen bleiben. Solarmodule werden
auch jetzt schon und künftig noch
mehr in unsere bereits bebaute Um-
welt integriert werden: in Fassaden
von Gebäuden, als Panoramadächer
in Autos, als schwimmende Einheiten
auf nicht anderweitig genutzten Ge-
wässern oder als Agrophotovoltaik,
die mit aufgeständerten Modulen auf
Agrarflächen eine doppelte Landnut-
zung erlaubt. Es ist ein riesiger Markt
im Entstehen, für den die Technolo-
gie immer noch hier in Europa ent-
wickelt und vorangetrieben wird. Die
produzierenden Firmen aber sitzen
derzeit in Asien. Es bedarf industrie-
politischer Entscheidungen – konkret
einer Wiederansiedlung der Produk-
tion in Europa – um uns nicht für
alle Zukunft bei unserer Energiever-
sorgung ähnlich abhängig zu machen
›
wie heute von Öl und Gas.
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