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Jens-Uwe Meyer,
Autor und Keynote
Speaker
Anwender gesucht
Der Treiber von Innovation wird in
den kommenden Jahren nicht eine
einzelne Technologie sein. Es ist die
nutzenstiftende Kombination von
Technologien. Ob Künstliche Intel-
ligenz, Blockchain oder 5G: Innova-
tion ist zwar technologiegetrieben,
aber trotzdem steht die Technologie
dabei nicht im Mittelpunkt. Innova-
tion wird heute vielmehr darin be-
stehen, neue Kundenbedürfnisse zu
entdecken und innovative Anwen-
dungsfälle zu schaffen. Diese An-
wendungsfälle nutzen zwar neue
Technologien, aber der wesentliche
Treiber ist die Schaffung eines neu-
en Kundennutzens. Entsprechend
werden die Unternehmen zu digi-
talen Gewinnern, die es verstehen,
die neuen Technologien gezielt zu
bündeln und anzuwenden. Nehmen
wir als Beispiel 5G: Die Technologie
kann beispielsweise in der Baubran-
che perfekt dazu genutzt werden, um
dem Fachkräftemangel zu begegnen
– wenn beispielsweise Kranführer
Geräte aus mehreren hundert Kilo-
metern Entfernung steuern können.
Die technologische Grundlage ist die
geringe sogenannte Latenzzeit – also
die Tatsache, dass die Steuerung fast
in Echtzeit erfolgt. Die eigentliche
Innovation besteht aber im Aufbau
des Geschäftsmodells „Kranführer
Remote Service“. Die Innovation
hört also nicht bei der Lösung einer
technischen Fragestellung auf. Häu-
fig sind damit Umstrukturierungen
von Unternehmen verbunden. Der
technologischen Innovation folgt die
Nutzeninnovation und dann die In-
novation in den Strukturen von Un-
ternehmen.
Christine Lemaitre,
Geschäftsführender
Vorstand Deutsche
Gesellschaft für
Nachhaltiges Bauen
(DGNB)
Zurück zum
Wesentlichen
Im Bau- und Immobiliensektor ist
Nachhaltigkeit das Gebot der Stun-
de. Dabei geht es um mehr als Ener-
gieeffizienz, nämlich um Qualität.
Es geht um die Umwelt, eine lang-
fristige Wirtschaftlichkeit und nicht
zuletzt die Menschen, die die Ge-
bäude nutzen. Verschiedenste Tech-
nologien können helfen, den nach-
haltigen Weg möglich zu machen.
Dabei entsteht Innovation oft mit
FUTURE TECHNOLOGY
Diese Innovationen könnten in den nächsten Jahren kommen
2020
DIAGNOSTIK MIT
SPEZIALPAPIER
2023
DESIGNER-ANTIBIOTIKA
erlaubt die
Früherkennung
vieler Krankheiten
bekämpfen
multiresistente Keime
Ihr Name,
Leserin
Andreas Kronenberg, Leser
2024
ESSBARE ROBOTER
2026
SMARTE BEKLEIDUNG
Was ist Ihre Meinung?
heilen Verletzungen
im Körper
passt sich wechselnden
Bedingungen an
Schreiben Sie uns Ihre Antwort und viel-
leicht erscheinen Sie im nächsten Heft.
Maja Schmitz, Leserin
Human first
An beeindruckenden Technologien
mangelt es derzeit wohl kaum. Ich
würde mir wünschen, dass der Durch-
bruch kommender Technologien vor
allem daran gekoppelt wird, wie diese
in der Praxis funktionieren. Aktuell
gibt es schon genug unausgereifte Pro-
totypen, mit denen wir in den letzten
Jahren beworfen wurden. Es muss
doch möglich sein, Fortschritt und
Achtsamkeit zu gewährleisten.
2027
PHOTONIK
2029
CO₂ -AUFNEHMENDE
BATTERIEN
helfen uns aus
der Klimakrise
CO₂
beschleunigt
Kommunikationssysteme
2031
2033
NANOTECHNOLOGIE
ist weit verbreitet
und günstig
BATTERIEN AUS
KÜNSTLICHEN DIAMANTEN
verwandeln
Atommüll in Strom
Quellen: Visual Capitalist, Futurism
Moritz Dressel,
Kurator Technikmuseen
Sinsheim und Speyer
Zurück in die Zukunft
Die Entwicklung des ersten Automo-
bils ist nun 133 Jahre her, die des an-
treibenden Aggregats geht sogar bis
auf das Jahr 1670 zurück. Von ver-
schiedensten Antriebsarten haben
wir geglaubt, sie seien die Zukunft.
Doch die meisten Ideen wurden
der individuellen Bauaufgabe, denn
praktisch jedes Gebäude ist ein Uni-
kat. Trotzdem muss nicht jedes Mal
das Rad neu erfunden werden. Es
geht darum, für die jeweilige Bau-
aufgabe die intelligenteste, nachhal-
tigste Lösung zu finden, anstatt sich
gleich in die Suche nach der neues-
ten technologischen Finesse zu stür-
zen. Denn nicht alles, was smart ist,
macht auch Sinn. Vieles ist Spielerei,
wartungsintensiv und beim Einbau
im Grunde schon veraltet. Vielmehr
beschäftigen sich die wirklich span-
nenden Innovationen im Bauen bei-
spielsweise mit den Ideen einer Cir-
cular Economy. Unsere Ressourcen
sind endlich. Deshalb muss lineares
Wirtschaften in zirkuläre Geschäfts-
modelle überführt werden. Erste
Lösungen gibt es, viele weitere wer-
den folgen müssen. Genauso wich-
tig sind Architekten und Planer, die
verstehen, Gebäude so zu konzipie-
ren, dass ihnen der Weg in die Kli-
maneutralität gelingt – zum Beispiel
über Lowtech-Ansätze. Und es gibt
genug Beispiele, die zeigen, dass dies
ohne Abstriche im Wohlempfinden
der Nutzer möglich ist.
wieder verworfen. Schauen wir auf
die Geschichte der Automobilent-
wicklung, dann finden wir schon in
den frühen Jahren den Einsatz von
Elektromotoren. Ein Beispiel dafür
ist der in Sinsheim ausgestellte Co-
lumbia von 1904. Doch war damals
schon die Reichweite der Batterie zu
gering. Um diese zu erhöhen, setzte
man seine Hoffnung in den Hyb-
ridantrieb. Was man damals schon
in der Automobilindustrie für eine
gute Idee hielt, sehe ich auch heute
noch als die Zukunft der automobi-
len Fortbewegung an. Denn die Er-
zeugung des Stroms für den Elektro-
antrieb direkt im Fahrzeug erspart
viel Gewicht für Batterien und sorgt
für hohe Reichweiten sowie schnel-
leres Aufladen. Um ein möglichst
breites Spektrum an Kraftstoffen
verwenden zu können, bietet sich
hier die Brennstoffzelle an. Diese
kann sowohl mit Wasserstoff als
auch mit anderen Brennstoffen, wie
zum Beispiel Erdgas oder Methanol,
betrieben werden. Ich denke, dass
keine einzelne Technologie vor dem
Durchbruch steht, sondern dass die
Zukunft der automobilen Fortbewe-
gung in der Verbindung der einzel-
nen Technologien liegt.
Renaissance der Ideen
Können wir in der Zukunft wirklich
sensationell Neues erwarten, wo
MINT-Fächer kaum noch jemanden
interessieren und wir das Denken
den Computern überlassen? Wer
hinterfragt denn noch Dinge oder
überlegt gar, wie man etwas besser
machen könnte? Die Klimadiskus-
sion, der ich persönlich sehr skep-
tisch gegenüberstehe, zeigt gerade,
wie wir uns in diffusen Ängsten
verlieren. Sie wird meiner Meinung
nach aber bewirken, dass wir wie-
der zur Technik zurückfinden. Und
daher glaube ich fest, dass wir eine
Renaissance von Ideen wie Über-
schall-Flugzeugen, Transrapid und
Kerntechnik erleben werden. Auch
wenn ich den Verbrennungsmotor
nicht als das Übel aller Dinge und
seine Öko- und Live-Cycle-Bilanz
sogar sachlich falsch in den Medien
dargestellt sehe, wird es eine Ver-
knappung von Öl geben. Deshalb
glaube ich daran, dass wir die Kern-
energie nicht nur als Energiequelle
wiederentdecken, sondern sogar als
Antriebssystem. Nuklear angetrie-
bene Autos, Züge und Flugzeuge
sind Ideen der 1960er-Jahre, aber
erst jetzt haben wir die Materialien
und die Erfahrungen, um sie uni-
versell sicher zu machen. Das Atom-
schiff „Otto Hahn“ gab es ja sogar in
Deutschland für einige Jahre. Ich
glaube auch daran, dass wir uns vom
elektrischen Strom verabschieden
müssen, weil die Leitungsverluste
einfach zu groß sind. Wir werden
Licht aus Plasmareaktoren übertra-
gen und erst beim Verbraucher das
Licht in andere Energieformen um-
wandeln.