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Stefanie Blockus,
Diabetes-Patientin und
Leistungssportlerin
ERHÖHTES RISIKO Diabetes kann zahlreiche chronische Erkrankungen auslösen
Makrovaskulär
Mundgesundheit
Paradontose/-itis
Jetzt erst recht
Ich war 14 Jahre, als mein Arzt Dia-
betes Typ 1 diagnostizierte. Ich wusste
nichts über die Autoimmunkrankheit.
Erst in der Klinik verriet man mir,
was mich fortan erwartete: Blutzu-
cker messen, Tagebuch schreiben,
Insulin spritzen, Diät einhalten. Mein
Tagesablauf änderte sich von nun auf
gleich. Es war keine einfache Zeit. Bis
heute hat sich viel in der Diabetes-
Therapie zum Positiven verändert.
Es gibt neue Insuline, keine strikten
Ernährungsregeln mehr, die Digi-
talisierung und die fortgeschrittene
Technik erleichtern den Alltag unge-
mein. Diabetes ist jedoch weiterhin
ein 24/7-Job ohne Urlaub, der einem
viel abverlangt. Ich stehe heute mitten
im Leben, der Diabetes ist „nur“ mein
ständiger Begleiter, der mal mehr und
mal weniger Aufmerksamkeit fordert.
Ich passe den Diabetes an mein Leben
an, nicht umgekehrt – natürlich im-
mer mit Blick auf die Blutzuckerwer-
te. Höhen und Tiefen gehören dazu.
Die Tiefen bewältige ich mit Hilfe der
Diabetes-Community, die sich aus-
tauscht, Mut macht und füreinander
da ist. Ich bin als Redakteurin im Di-
abetes-Bereich tätig, Fitnesstrainerin,
habe an Marathons und Radrennen
teilgenommen. Ich werde oft gefragt,
was mich zu all dem motiviert, wenn
die Krankheit im Alltag doch schon
genug abfordert. Es ist der Diabetes
selbst und eine gute Mischung aus
Trotzreaktion, Ehrgeiz, Motivation
und Beharrlichkeit, die mir das Di-
abetesmanagement jeden Tag aufs
Neue abverlangt.
www.diabetes-leben.com
Elke Heida, Leserin
Warum hört man in den Medien
kaum etwas über Diabetes, obwohl er
als Volkskrankheit gilt? Es ist schon
so viel passiert an Forschungsarbeit,
die Wissenslage hat sich enorm ver-
bessert und trotzdem werden es Jahr
um Jahr mehr Diabetiker.
GEHIRN
Schlaganfall
2-4-fach erhöhtes Risiko
Mikrovaskulär
HERZ
Herzerkrankungen/Herztod
2-6-fach erhöhtes Risiko
GEHIRN
Chronisches hirnorganisches
Psychosyndrom (HOPS)
PERIPHERE ARTERIEN
Durchblutungsstörungen
3-5 Mal häufiger
AUGEN
Häufigste Erblindungsursache der
Bevölkerung im erwerbstätigen Alter
NIEREN
Hauptursache der terminalen
Niereninsuffizienz
NERVEN
Funktionsstörungen bei
ca. 50 Prozent aller Diabetiker
Haut, Bindegewebe- und
Gelenkkrankheiten
Psychosoziale
Belastungen
Diabetisches
Fuß-Syndrom
Hauptursache nicht-traumatischer
Amputationen der unteren Extremitäten
Quelle: IDF
Thomas Danne,
Kinderdiabetologe
Erschwerte
Bedingungen
In Deutschland sind mehr als 30.000
Kinder und Jugendliche am Diabetes
Typ 1 erkrankt. Gerade Jugendliche
leiden an der Autoimmunerkrankung,
da sie oft mit dem Wunsch nach einem
flexiblen Lebensstil kollidiert. Wer Di-
abetes hat, muss sich an bestimmte
Regeln halten, zum Beispiel regelmä-
ßig den Glukosespiegel messen und
Insulin spritzen. Hinzukommt, dass
die Hormone in der Pubertät die In-
sulinempfindlichkeit senken. Das
erschwert nochmal die Behandlung.
Aber auch Eltern trifft die Erkrankung
ihres Kindes. Laut der 2018 bundes-
weit durchgeführten AMBA-Studie zu
beruflichen, finanziellen und psychi-
schen Folgen der Stoffwechselstörung
ihres Kindes haben sich die Belastun-
gen der Eltern im Vergleich zu Daten
aus dem Jahr 2004 noch verstärkt.
Und: Je jünger ein Kind an Diabe-
tes erkrankt, umso ausgeprägter sind
die Folgen, insbesondere für Mütter.
Knapp 40 Prozent reduzieren in Folge
der Diabetesdiagnose ihre Berufstätig-
keit, etwa zehn Prozent geben sie ganz
auf. Bei Vätern ergeben sich dagegen
kaum Veränderungen. Aber es gibt
auch Fortschritte zu vermelden, zum
Beispiel im medizinisch-technischen
DIES IST EINE GESPONSERTE ANTWORT, ALSO EINE ANZEIGE
Melanie Huml,
Bayerische
Staatsministerin
für Gesundheit
und Pflege
Wir engagieren uns
Diabetes mellitus tritt vergleichsweise
häufig auf und kommt doch auf leisen
Sohlen daher. Selbst Betroffene merken
oft lange Zeit nichts davon. Umso wich-
tiger ist es, öffentlich darauf aufmerk-
sam zu machen. Mit der Informations-
kampagne „Diabetes bewegt uns“ hat
das bayerische Gesundheitsministerium
im Jahr 2014 daher einen Scheinwerfer
auf diese Erkrankung gerichtet. Ange-
sichts von einer Million Erkrankten in
Bayern muss das Thema eine wichtige
Rolle in der Gesundheitspolitik spie-
len. Einerseits geht es uns um die vie-
len Menschen, die an Diabetes Typ 2
leiden – jener Erkrankung, die viel mit
dem Lebensstil zu tun hat, vor allem
mit Bewegungsmangel und ungesunder
Ernährung. Mit dem Bayerischen Prä-
ventionsplan haben wir uns daher zum
Ziel gesetzt, möglichst viele Menschen
für eine gesunde Lebensweise zu be-
geistern und überall in Bayern gesunde
Lebenswelten zu schaffen. Neben der
Prävention ist mir wichtig, dass für die
medizinische Versorgung qualifizierte
Einrichtungen bereitstehen. Auch haben
wir die Menschen im Blick, die unter Di-
abetes Typ 1 leiden. Diese Erkrankung
geht auf einen Autoimmunprozess zu-
rück und beginnt oft schon im Kindes-
alter. Unter meiner Schirmherrschaft
wird im Rahmen der Studien „Fr1da“
und „Freder1k“ intensiv an Früherken-
nung und Behandlung geforscht. Mein
Ziel ist es, Eltern stärker zu sensibilisie-
ren und betroffene Kinder bestmöglich
vor der Entwicklung schwerwiegender
Folgeerkrankungen zu schützen.
Bereich. Sehr viele Kinder tragen in-
zwischen eine Insulinpumpe, die in re-
gelmäßigen Abständen Insulin in den
Körper abgibt. Ihr Leben ist dadurch
weniger einschränkt. Außerdem gibt
es kaum einen Beruf, der später nicht
infrage kommt. Kinder mit Diabetes
können genauso gut Nobelpreisträger
oder Olympiasieger werden wie Kin-
der ohne Diabetes.
Hans Röhr, Leser
Neue Erfahrung
Ich habe mich eigentlich noch nie
wirklich mit dem Thema Diabetes
auseinandergesetzt. Klar, ich wusste,
dass es das gibt, aber hätte bis vor ei-
niger Zeit nicht zwischen Typ 1 und
Typ 2 unterscheiden können. Dann
wurde bei meiner Cousine Diabetes
Typ 2 festgestellt und die Krankheit
hielt Einzug in meine Familie. Erst
jetzt weiß ich, was Diabetes bedeu-
tet und welche Auswirkungen die
Krankheit auf den Körper und das
komplette Leben nimmt. Mir sind
dabei zwei Dinge aufgefallen. Ers-
tens habe ich festgestellt, dass auch
ich aufgrund meines Lebensstils –
übergewichtig und sportfaul – nicht
unerheblich gefährdet bin, selbst in
naher Zukunft an Diabetes zu leiden.
Und zweitens merke ich, dass dieses
Thema in der Gesellschaft viel zu
stiefmütterlich behandelt wird. An
beidem muss sich etwas ändern.