+2
Rita Korus, Leserin
Eine Zahl ändert alles
Der Unterschied zwischen Diabetes
Typ 1 und Typ 2 ist immens, denn
eigentlich muss man hier von zwei
unterschiedlichen Krankheiten spre-
chen. Schockierend ist vor allem,
dass eine Typ-2-Erkrankung oftmals
selbstverschuldet ist.
Johann Lafer,
Spitzenkoch
Weniger ist mehr
Eine diabetesgerechte Ernährung
darf nicht mit völligem Verzicht
gleichgesetzt werden. „Bewusst“ ist
das Schlagwort, was aber für jeden
Menschen gilt. Bewusst leben, be-
wusst essen. Für Diabetiker ist be-
sonders ein bewusster Umgang mit
Kohlenhydraten wichtig, damit der
Blutzuckerspiegel stabil bleibt. Circa
die Hälfte der Nahrung sollte aber
wie auch bei Nicht-Diabetikern aus
gesunden Kohlenhydraten wie etwa
Vollkornprodukten bestehen, denn
sie enthalten viele Nährstoffe. Für
Menschen mit Diabetes Typ 2, also
dem nicht angeborenen Typus, kann
die richtige Ernährung die Lebens-
qualität steigern. Dabei ist die vege-
tarische Küche ein Glücksfall. Wer
viel Gemüse – sei es gegart, gekocht,
als Salat oder Suppe – isst, verhin-
dert eine Übersäuerung des Körpers
und fördert den Basen-Haushalt.
Auch gesundes Fasten setzt auf eine
basische Ernährung. Beim Intervall-
Matilde Tropf, Leserin
Gut informiert
Langsam scheint es Politik und Wirt-
schaft zu dämmern, dass die zuneh-
menden Diabetes-Erkrankungen in
der westlichen Hemisphäre etwas mit
Jens Kröger,
Vorstandsvorsitzender
Deutsche Diabetes-Hilfe
(diabetesDE)
Die Forschung liefert
Von den über sieben Millionen Betrof-
fenen in Deutschland haben etwa 90
Prozent Diabetes Typ 2. Für das Jahr
2040 wurden jüngst zwölf Millionen
prognostiziert. Auslöser sind neben
Übergewicht, mangelnder Bewegung
oder genetischer Disposition auch
Umweltfaktoren wie Stickoxide und
Feinstaub. Wir gehen davon aus, dass
es Untergruppen gibt, die in Zukunft
noch gezielter anhand von klinischen
Markern therapiert werden können.
Zwar kann man diesen Diabetes-Typ
durch eine radikale Lebensstilände-
rung zeitweise zurückdrängen, dau-
erhafte Heilungen aber sind selten.
Aus einer aktuellen Umfrage bei über
1.500 Menschen mit Typ-2-Diabetes
geht hervor, dass sich 71 Prozent bei
11
dem Gedanken an Folgeerkrankungen
sehr belastet fühlen. Dagegen helfen
neue antidiabetische Medikamente,
die zum Beispiel Menschen mit Herz-
Kreislauf-Erkrankungen nachweisbar
länger leben lassen. Sie sind mittler-
weile wichtige Bausteine in der Dia-
betestherapie. Der Diabetes Typ 1 ist
dagegen eine Autoimmunerkrankung
mit „absolutem Insulinmangel“. Eine
Heilung ist bisher nicht möglich. Eine
DIABETES IN ZAHLEN Sechs Wahrheiten über die Volkskrankheit
2
Sicher süß genießen
Für Diabetiker ist der Alltag oft mit
zahlreichen Einschränkungen ver-
bunden. Besonders bei der Ernäh-
rung müssen sie darauf achten, ihren
Zuckerkonsum im Blick zu behalten.
Zwar ist Industriezucker für Diabeti-
ker kein vollständiges Tabu, er soll-
te allerdings in Maßen konsumiert
Alle ...
Millionen
95
6
Prozent
Sekunden
... aller Menschen
mit Diabetes sind
von Typ-2-Diabetes
betroffen.
... Menschen in Deutschland
leiden an Diabetes,
ohne es zu wissen.
... stirbt ein
Mensch an Diabetes.
Jeder
fasten wird beispielsweise ab 18 Uhr
gar nichts mehr gegessen. Somit ha-
ben die Zellen genügend Zeit, sich
zu regenerieren. Ich für meinen Teil
schwöre auf Heilfasten. Wenn ich
heilfaste, dann esse ich morgens ei-
nen Haferbrei, mittags eine eiweiß-
reiche Kost und abends eine Basen-
suppe, begleitet von stillem Wasser
oder Tee. Und das Tolle daran ist:
Nach einer solchen Kur schmeckt
das Mineralwasser wie Champag-
ner. Egal also, ob man Diabetes hat
oder nicht: Ab und zu auf etwas zu
verzichten, tut gut. Und dann spürt
man, dass der Spruch „Weniger ist
mehr“ keine bloße Plattitüde ist.
den Produkten der Lebensmittelin-
dustrie zu tun haben könnten. In fast
jedem käuflichen Erzeugnis der be-
deutenden Nahrungshersteller findet
sich der süchtig machende Zucker. Wir
alle sollten als mündige Konsumenten
handeln und nicht als Zuckerjunkies
am Gängelband der Industrie.
10
te
50
werden. Süßstoffe sind eine will-
kommene Alternative für Diabetiker,
denn sie bieten süßen Geschmack,
ohne sich auf den Blutzuckerspiegel
auszuwirken. Süßstoffe liefern kei-
ne Kalorien und können daher ideal
in eine diabetesgerechte Ernährung
integriert werden. Experten bestä-
tigen, dass Süßstoffe sogar das Po-
tenzial haben, die Gesamtaufnahme
an Kalorien und Kohlenhydraten zu
verringern. Dass Süßstoffe Diabetes
verursachen oder das Diabetesrisiko
steigern, ist also ein Mythos – das
bestätigen auch aktuelle, groß ange-
legte Übersichtsstudien. Sie steigern
vielmehr die Lebensqualität von
Über
7
Prozent
Millionen
… Mensch wird im
Jahr 2040 weltweit
an Diabetes
erkrankt sein.
... der Menschen
mit Diabetes erreichen
ihre Therapieziele
(HbA 1C -Wert) nicht.
... Menschen in
Deutschland
sind von Diabetes
betroffen.
Quellen: DDG, diabetesDE, IDF, Diabetes Care
Rüdiger Landgraf,
Mitglied des
Kuratoriums Deutsche
Diabetes-Stiftung
Spiegelbild Haut
Diabetes mellitus ist ein Sammelbegriff
für vielfältige Stoffwechselveränderun-
gen. Diabetes-assoziierte Krankheiten
sind daher zwar häufig, aber werden
seltener mit Diabetes in Verbindung
gebracht. So treten bei bis zu 80 Pro-
DIES IST EINE GESPONSERTE ANTWORT, ALSO EINE ANZEIGE
Dipl. oect. troph.
Anja Roth,
Leiterin
Öffentlichkeitsarbeit
Süßstoff-Verband e.V.
wichtige Unterstützung der Insulin-
therapie sind hier die kontinuierliche
Glukosemessung (CGM) und Insulin-
pumpen. Ein erster wichtiger Schritt
in der Versorgung Richtung künstliche
Bauchspeicheldrüse ist dieses Jahr in
Deutschland erfolgt. In Zukunft wer-
den die Analyse von Glukosedaten und
Bewegungs- und Ernährungsinforma-
tionen durch Computer wertvolle The-
rapieunterstützungen liefern.
Diabetikern, für die süßer Genuss
ohne Süßstoffe eingeschränkt wäre.
Auch um Diabetes Typ 2, dem nicht-
angeborenen Typus, vorzubeugen,
sollte auf eine gesunde, zuckerarme
Ernährung geachtet werden. Dabei
geht es nicht darum, ständig auf ge-
wisse Lebensmittel zu verzichten.
Regelmäßige Bewegung und das Er-
setzen bestimmter Produkte durch
kalorienarme Varianten wirken be-
reits präventiv. So kann in vielen
Fällen weißes Brot durch Vollkorn-
brot ersetzt werden, Fertiggerichte
durch Selbstgekochtes oder, in ent-
sprechender Menge, Zucker durch
Süßstoff.
zent der Menschen mit Diabetes Haut-
veränderungen auf. Die Funktionen
der Haut können beeinträchtigt sein,
was zu trockener, schuppiger, fettar-
mer Haut führt, die häufig juckt, leicht
verletzlich ist und Risse bildet: eine
Eintrittspforte für Pilze und Bakterien.
Daneben kann es auch zu blasen- oder
knotenbildenden Entzündungen der
Haut kommen, deren Ursachen häu-
fig ungeklärt sind. Sichtbar und damit
für den Patienten störend sind Pig-
mentstörungen. Vor allem bei langer
Diabetesdauer wird die Haut weniger
elastisch und verdickt sich an vielen
Stellen. Diese Störungen können auch
Sehnen und Gelenkkapseln betreffen
und zu schnellendem Finger, steifen
Gelenken und der Einklemmung von
Nerven führen. Daneben gibt es noch
eine Vielzahl weiterer Probleme an der
Haut, die zum Teil mit der Güte der
Stoffwechseleinstellung korrelieren
oder auf allergisch-toxische Reaktio-
nen auf Medikamente zurückgehen.
Die Verbesserung des diabetischen
Stoffwechsels und Früherkennungs-
strategien haben diabetische Kom-
plikationen an der Haut deutlich
verringert. Es liegt aber insbesonde-
re an den Betroffenen selbst, wie gut
geschult sie sind, um die vielfältigen
Probleme rechtzeitig zu erkennen und
sich medizinische und psychosoziale
Hilfe zu holen.
›