+3 Magazin März 2020 | Page 5

+1 Ruth Moser, Leserin Wenn man jeden und jede als das be- trachtet, was er und sie ist, braucht man keine Inklusion. Wir sind alle Menschen, unabhängig von Hautfar- be, Geschlecht, Behinderung, Alter oder sexueller Orientierung. Aletta Gräfin von Hardenberg, Geschäftsführerin Charta der Vielfalt Entdecke das Potenzial Es ist wichtig, die eigenen Stereotype aufzubrechen, die man mit der Viel- falts-Dimension Behinderung verbin- det. Viele Menschen denken noch im- mer an eine Person im Rollstuhl. Der überwiegende Teil von Behinderun- gen ist allerdings nicht sichtbar, zum Beispiel bei chronischen Krankheiten oder psychischen und seelischen Er- krankungen. Gerade letztere nehmen in unserer modernen Arbeitswelt stark zu. Damit ist der Kreis von Menschen mit Behinderungen deutlich höher, als die meisten wahrnehmen. Wir se- hen Behinderungen in einem positi- ven Sinn als unterschiedliche geistige und psychische Fähigkeiten und damit als Potenzial, das für Organisationen ein großer Gewinn sein kann. Dieses erkennen immer mehr Arbeitgeben- Raul Krauthausen, Aktivist für Inklusion und Barrierefreiheit Selbst loslegen Wenn Inklusion gelingen soll, müssen wir den Wert der Tat erkennen. Und dem ganzen Gerede dagegen nicht all- zu viel Bedeutung beimessen. Seit über zehn Jahren reden wir in Deutschland über Inklusion – weil die Bundesre- gierung endlich die UN-Behinderten- rechtskonvention unterschrieb. Damit landete ein Raumschiff mit der Auf- schrift „Inklusion“ irgendwo in der Nähe Berlins. Und seitdem reden wir. Doch passieren tut wenig. Oft höre ich die Beschwörungsformel: „Zur Umset- zung von Inklusion müssen zunächst die Barrieren im Kopf abgebaut wer- den.“ Nun, über Barrieren könnte ich eine Menge berichten, auch über die in- neren. Aber ich rede mir seit zehn Jah- ren den Mund fusselig, wobei mich ein Eindruck beschleicht: Der Aufruf an 5 die Barrieren im Kopf ist meist nur eine Schönwetterrede, hinreichend unscharf und vor allem ein cleveres Manöver, um keine Verbindlichkeit zu schaffen. Inklusion wird dadurch aufgeschoben, auf den Sankt Nimmerleinstag. Daher fängt meiner Meinung nach Inklusion dort an zu gelingen, wo wir Menschen mit Behinderung selbst unser Schick- sal in die Hand nehmen. Die meisten Gespräche über Inklusion finden über uns statt, nicht mit uns. Inklusion ist nicht nett, sondern bedeutet den Abbau von Diskriminierung. Vorbild ist mir die Umweltbewegung: Veränderung begann nicht mit netten Filmchen, sondern als Konflikte auf die Straße gebracht wurden oder die Politik harte Grenzen gesetzt hat und Lösungen at- traktiver werden als ein „Weiter so“. BUNTE GESELLSCHAFT Das Prinzip Inklusion einfach erklärt Exklusion Integration Inklusion Quelle: Aktion Mensch de in Deutschland und etablieren ein Diversity Management. Aus gutem Grund, denn Inklusion hat viele Vor- teile: Sie trägt zur Fachkräftesicherung bei, stärkt die Vielfalt im Betrieb und macht Teams leistungsfähiger und innovativer – und ist damit ein wich- tiger Wettbewerbsfaktor. Die Charta der Vielfalt zeichnet gemeinsam mit ihren Partnern, der Bundesagentur für Arbeit, der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände und dem Unternehmensforum, besonders gute Beispiele mit dem Inklusions- preis für die Wirtschaft aus. Gemein- sam wollen wir Impulse dafür geben, wie die Potenziale von Menschen mit Behinderung genutzt werden können. Der Inklusionspreis für die Wirtschaft wird am 27. April bereits zum achten Mal verliehen. Anzeige ›