+3 Magazin März 2020 | Page 6

+1 6 › Uwe Runkel, Direktor einer Berliner Gemeinschaftsschule und Jakob-Muth-Preisträger Schule für alle Die Herausforderungen einer inklu- siven Schule bestehen in der fehlen- den flächendeckenden Schaffung von räumlichen und personellen Rahmen- bedingungen innerhalb jeder einzel- nen Schule, dem selektiv und damit elitär angelegten deutschen Bildungs- system und den nicht vorhandenen inklusiven Strukturen in unserer Ge- sellschaft überhaupt. Dieses Dilemma lässt einer Schule nur die Wahl, sich mit den eigenen Ressourcen selbst auf den Weg zu machen. Dazu gehört als erster und unabdingbarer Schritt, eine Haltung zu entwickeln, wie: „Je- der, der zu uns kommt, ist richtig.“ Außerdem braucht es den Willen, dass kein Kind, sei die Problemla- ge augenscheinlich erst einmal auch noch so groß, gezwungen werden muss, die Schule zu verlassen. Inklu- sion muss letztlich damit verbunden werden, dass alle Kinder den größten Teil ihrer Schulzeit gemeinsam mit- einander und voneinander lernen. Die Bildungsbiografie jedes Kindes ist einzigartig und muss daher indi- viduell betrachtet und weiterentwi- ckelt werden. Bisher trägt jede einzel- ne Schule selbst die Verantwortung Sonja Mattes, Leserin Filter ausschalten Arbeitgeber tun sich nach wie vor schwer, Menschen mit Behinderung einzustellen. In Zeiten des Fachkräf- temangels sollten sich Unternehmen darauf besinnen, individuelle Talente zu fördern – unabhängig davon, ob sie ein Handicap haben oder nicht. für den Aufbau multiprofessioneller Teams, die Einleitung innovativer und kreativer Unterrichtsentwick- lung und die Implementierung ko- operativer Projekte. Unter den be- stehenden Grundvoraussetzungen ist all dies ein langer und zeitweise auch steiniger Weg. Belohnt wird er durch das Sichtbarwerden einer oft enor- men Entwicklung jedes einzelnen Kindes und den Effekt einer größeren Bildungsgerechtigkeit. INKLUSION AM ARBEITSPLATZ Es muss noch viel getan werden für die Inklusion von Menschen ... in Prozent ... mit dauerhaften körperlichen Einschränkungen, wie Querschnislähmung 53 37 ... mit besonders schweren Erkrankungen, wie Krebs 56 32 7 23 ... mit geistigen Behinderungen, wie Down-Syndrom 48 Friedhelm Julius Beucher, Präsident Deutscher Behindertensportverband (DBS) 5 23 39 8 2 4 46 9 2 3 43 11 2 3 ... mit chronischen Erkrankungen, die sehr persönlich sind, wie Inkontinenz 40 ... mit psychischen Erkrankungen, wie Burn-out 41 ... mit heilbaren körperlichen Erkrankungen, wie Rückenleiden Zugang für alle 28 Sport überwindet Grenzen und bietet Möglichkeiten zur Teilhabe an der Ge- sellschaft. Zweifelsfrei hat sich seit dem Inkrafttreten der Behindertenrechts- konvention der Vereinten Nationen vor elf Jahren einiges getan. Dennoch muss sich vieles mehr ändern, damit eine gleichberechtigte Teilhabe in der Gesellschaft Wirklichkeit wird. Un- überwindbare Hürden sind in der Pra- xis viel zu häufig noch Sportstätten, die nicht barrierefrei sind und somit das wohnortnahe Sporttreiben für Men- schen mit Behinderung einschränken oder gar ausschließen. Diese Barrie- ren müssen abgebaut werden – im öf- fentlichen Raum, in Sportstätten und auch in den Köpfen. Darüber dürfen wir nicht nur reden, sondern müssen handeln und Änderungen einfordern. Es bedarf dringend einer politisch vorgegebenen Strategie, beim Neubau und der Sanierung von Sportstätten immer auch die Bedürfnisse von Men- schen mit Behinderung mitzudenken. Und es bedarf noch mehr Vereine, die sich für Menschen mit Behinderung öffnen. Wir haben einiges erreicht und können stolz darauf sein, aber es gibt 46 22 ... mit chronischen Erkrankungen, über die man relativ offen spricht, wie Diabetes 22 43 5 2 27 Sehr viel Viel Etwas Nichts Weiß nicht/ Keine Angabe Umfrage unter 1.000 Personen, Mai 2016; Abweichung von 100 Prozent durch Rundung Quelle: Coloplast noch viel zu tun. Das ist und bleibt eine gesamtgesellschaftliche Herausfor- derung und ist insbesondere wichtig für die deutsche Sportlandschaft. Wir müssen jetzt gemeinsam die Weichen für die Zukunft stellen. Deshalb muss in einem neuen „Goldenen Plan“ für Sportstätten in Deutschland die barri- erefreie Sportstätte die Regel sein. Maria Jahn, Leserin Inklusion lässt sich nicht einfach von oben verordnen, sondern muss auch ermöglicht werden. Aus meiner Sicht bringt es nichts, Inklusion in den Schulen nur zu implementieren, wenn die Lehrkräfte nicht entsprechend ausgebildet sind und die Klassengrö- ßen endlich verringert werden. Anzeige 1 3 Flüchtlingsdrama Syrien Jetzt spenden! In Syrien kennen Millionen Kinder nichts als Krieg. Wer vor der Gewalt fl ieht, muss alles hinter sich lassen – Zuhause, Freunde und Familie. Aktion Deutschland Hilft leistet Nothilfe. Gemeinsam, schnell und koordiniert. Helfen Sie den Menschen jetzt – mit Ihrer Spende! Spendenkonto: DE62 3702 0500 0000 1020 30 Online spenden: www.Aktion-Deutschland-Hilft.de