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Uwe Runkel,
Direktor einer Berliner
Gemeinschaftsschule und
Jakob-Muth-Preisträger
Schule für alle
Die Herausforderungen einer inklu-
siven Schule bestehen in der fehlen-
den flächendeckenden Schaffung von
räumlichen und personellen Rahmen-
bedingungen innerhalb jeder einzel-
nen Schule, dem selektiv und damit
elitär angelegten deutschen Bildungs-
system und den nicht vorhandenen
inklusiven Strukturen in unserer Ge-
sellschaft überhaupt. Dieses Dilemma
lässt einer Schule nur die Wahl, sich
mit den eigenen Ressourcen selbst
auf den Weg zu machen. Dazu gehört
als erster und unabdingbarer Schritt,
eine Haltung zu entwickeln, wie: „Je-
der, der zu uns kommt, ist richtig.“
Außerdem braucht es den Willen,
dass kein Kind, sei die Problemla-
ge augenscheinlich erst einmal auch
noch so groß, gezwungen werden
muss, die Schule zu verlassen. Inklu-
sion muss letztlich damit verbunden
werden, dass alle Kinder den größten
Teil ihrer Schulzeit gemeinsam mit-
einander und voneinander lernen.
Die Bildungsbiografie jedes Kindes
ist einzigartig und muss daher indi-
viduell betrachtet und weiterentwi-
ckelt werden. Bisher trägt jede einzel-
ne Schule selbst die Verantwortung
Sonja Mattes, Leserin
Filter ausschalten
Arbeitgeber tun sich nach wie vor
schwer, Menschen mit Behinderung
einzustellen. In Zeiten des Fachkräf-
temangels sollten sich Unternehmen
darauf besinnen, individuelle Talente
zu fördern – unabhängig davon, ob sie
ein Handicap haben oder nicht.
für den Aufbau multiprofessioneller
Teams, die Einleitung innovativer
und kreativer Unterrichtsentwick-
lung und die Implementierung ko-
operativer Projekte. Unter den be-
stehenden Grundvoraussetzungen ist
all dies ein langer und zeitweise auch
steiniger Weg. Belohnt wird er durch
das Sichtbarwerden einer oft enor-
men Entwicklung jedes einzelnen
Kindes und den Effekt einer größeren
Bildungsgerechtigkeit.
INKLUSION AM ARBEITSPLATZ
Es muss noch viel getan werden für die Inklusion von Menschen ...
in Prozent
... mit dauerhaften körperlichen Einschränkungen, wie Querschnislähmung
53
37
... mit besonders schweren Erkrankungen, wie Krebs
56
32
7
23
... mit geistigen Behinderungen, wie Down-Syndrom
48
Friedhelm Julius Beucher,
Präsident Deutscher
Behindertensportverband
(DBS)
5 23
39
8 2 4
46 9 2 3
43 11 2 3
... mit chronischen Erkrankungen, die sehr persönlich sind, wie Inkontinenz
40
... mit psychischen Erkrankungen, wie Burn-out
41
... mit heilbaren körperlichen Erkrankungen, wie Rückenleiden
Zugang für alle
28
Sport überwindet Grenzen und bietet
Möglichkeiten zur Teilhabe an der Ge-
sellschaft. Zweifelsfrei hat sich seit dem
Inkrafttreten der Behindertenrechts-
konvention der Vereinten Nationen
vor elf Jahren einiges getan. Dennoch
muss sich vieles mehr ändern, damit
eine gleichberechtigte Teilhabe in der
Gesellschaft Wirklichkeit wird. Un-
überwindbare Hürden sind in der Pra-
xis viel zu häufig noch Sportstätten, die
nicht barrierefrei sind und somit das
wohnortnahe Sporttreiben für Men-
schen mit Behinderung einschränken
oder gar ausschließen. Diese Barrie-
ren müssen abgebaut werden – im öf-
fentlichen Raum, in Sportstätten und
auch in den Köpfen. Darüber dürfen
wir nicht nur reden, sondern müssen
handeln und Änderungen einfordern.
Es bedarf dringend einer politisch
vorgegebenen Strategie, beim Neubau
und der Sanierung von Sportstätten
immer auch die Bedürfnisse von Men-
schen mit Behinderung mitzudenken.
Und es bedarf noch mehr Vereine, die
sich für Menschen mit Behinderung
öffnen. Wir haben einiges erreicht und
können stolz darauf sein, aber es gibt
46
22
... mit chronischen Erkrankungen, über die man relativ offen spricht, wie Diabetes
22
43
5 2
27
Sehr viel
Viel
Etwas
Nichts
Weiß nicht/
Keine Angabe
Umfrage unter
1.000 Personen, Mai 2016;
Abweichung von
100 Prozent durch Rundung
Quelle: Coloplast
noch viel zu tun. Das ist und bleibt eine
gesamtgesellschaftliche
Herausfor-
derung und ist insbesondere wichtig
für die deutsche Sportlandschaft. Wir
müssen jetzt gemeinsam die Weichen
für die Zukunft stellen. Deshalb muss
in einem neuen „Goldenen Plan“ für
Sportstätten in Deutschland die barri-
erefreie Sportstätte die Regel sein.
Maria Jahn, Leserin
Inklusion lässt sich nicht einfach von
oben verordnen, sondern muss auch
ermöglicht werden. Aus meiner Sicht
bringt es nichts, Inklusion in den
Schulen nur zu implementieren, wenn
die Lehrkräfte nicht entsprechend
ausgebildet sind und die Klassengrö-
ßen endlich verringert werden.
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