+1
Ruth Moser, Leserin
Wenn man jeden und jede als das be-
trachtet, was er und sie ist, braucht
man keine Inklusion. Wir sind alle
Menschen, unabhängig von Hautfar-
be, Geschlecht, Behinderung, Alter
oder sexueller Orientierung.
Aletta Gräfin von
Hardenberg,
Geschäftsführerin
Charta der Vielfalt
Entdecke das Potenzial
Es ist wichtig, die eigenen Stereotype
aufzubrechen, die man mit der Viel-
falts-Dimension Behinderung verbin-
det. Viele Menschen denken noch im-
mer an eine Person im Rollstuhl. Der
überwiegende Teil von Behinderun-
gen ist allerdings nicht sichtbar, zum
Beispiel bei chronischen Krankheiten
oder psychischen und seelischen Er-
krankungen. Gerade letztere nehmen
in unserer modernen Arbeitswelt stark
zu. Damit ist der Kreis von Menschen
mit Behinderungen deutlich höher,
als die meisten wahrnehmen. Wir se-
hen Behinderungen in einem positi-
ven Sinn als unterschiedliche geistige
und psychische Fähigkeiten und damit
als Potenzial, das für Organisationen
ein großer Gewinn sein kann. Dieses
erkennen immer mehr Arbeitgeben-
Raul Krauthausen,
Aktivist für Inklusion
und Barrierefreiheit
Selbst loslegen
Wenn Inklusion gelingen soll, müssen
wir den Wert der Tat erkennen. Und
dem ganzen Gerede dagegen nicht all-
zu viel Bedeutung beimessen. Seit über
zehn Jahren reden wir in Deutschland
über Inklusion – weil die Bundesre-
gierung endlich die UN-Behinderten-
rechtskonvention unterschrieb. Damit
landete ein Raumschiff mit der Auf-
schrift „Inklusion“ irgendwo in der
Nähe Berlins. Und seitdem reden wir.
Doch passieren tut wenig. Oft höre ich
die Beschwörungsformel: „Zur Umset-
zung von Inklusion müssen zunächst
die Barrieren im Kopf abgebaut wer-
den.“ Nun, über Barrieren könnte ich
eine Menge berichten, auch über die in-
neren. Aber ich rede mir seit zehn Jah-
ren den Mund fusselig, wobei mich ein
Eindruck beschleicht: Der Aufruf an
5
die Barrieren im Kopf ist meist nur eine
Schönwetterrede, hinreichend unscharf
und vor allem ein cleveres Manöver,
um keine Verbindlichkeit zu schaffen.
Inklusion wird dadurch aufgeschoben,
auf den Sankt Nimmerleinstag. Daher
fängt meiner Meinung nach Inklusion
dort an zu gelingen, wo wir Menschen
mit Behinderung selbst unser Schick-
sal in die Hand nehmen. Die meisten
Gespräche über Inklusion finden über
uns statt, nicht mit uns. Inklusion ist
nicht nett, sondern bedeutet den Abbau
von Diskriminierung. Vorbild ist mir
die Umweltbewegung: Veränderung
begann nicht mit netten Filmchen,
sondern als Konflikte auf die Straße
gebracht wurden oder die Politik harte
Grenzen gesetzt hat und Lösungen at-
traktiver werden als ein „Weiter so“.
BUNTE GESELLSCHAFT Das Prinzip Inklusion einfach erklärt
Exklusion
Integration
Inklusion
Quelle: Aktion Mensch
de in Deutschland und etablieren ein
Diversity Management. Aus gutem
Grund, denn Inklusion hat viele Vor-
teile: Sie trägt zur Fachkräftesicherung
bei, stärkt die Vielfalt im Betrieb und
macht Teams leistungsfähiger und
innovativer – und ist damit ein wich-
tiger Wettbewerbsfaktor. Die Charta
der Vielfalt zeichnet gemeinsam mit
ihren Partnern, der Bundesagentur
für Arbeit, der Bundesvereinigung der
Deutschen Arbeitgeberverbände und
dem Unternehmensforum, besonders
gute Beispiele mit dem Inklusions-
preis für die Wirtschaft aus. Gemein-
sam wollen wir Impulse dafür geben,
wie die Potenziale von Menschen mit
Behinderung genutzt werden können.
Der Inklusionspreis für die Wirtschaft
wird am 27. April bereits zum achten
Mal verliehen.
Anzeige
›