+3 Magazin März 2020 | Page 4

+1 4 WIE GELINGT INKLUSION? WIR FRAGEN: ... und was ist Ihre Meinung? www.plus-drei.de [email protected] In Österreich gibt es bereits 41 landwirtschaftliche Betriebe, auf denen Menschen mit und ohne Handicap aus allen Altersgruppen unter dem Label „Green Care“ mitarbeiten. Quelle: landwirtschaftskammer.de © iStock./SolStock Alhassane Baldé, Rennrollstuhlfahrer Der Gleichmacher Sport ist ein absoluter Inklusions- motor. Durch Sport werden viele Menschen zusammengebracht – egal welcher Hautfarbe, Religion, Orientierung und Kultur, egal wel- chen Alters oder eben ob mit oder ohne Behinderung. Beim Sport tritt es in den Hintergrund, aus welchem Land jemand kommt oder welche Unterschiede wir haben, ob jeman- dem ein Arm oder Bein fehlt, ob er im Rollstuhl sitzt oder sehbehindert ist. Es geht darum, zusammen zu schwitzen, Spaß zu haben, sich ge- genseitig zu pushen, bis an die Gren- zen zu gehen und ein gemeinsames Ziel zu verfolgen. Beim inklusiven Sporttreiben wird ein Wir-Gefühl erzeugt, das auch darüber hinaus Strahlkraft haben und bis in die Gesellschaft vordringen kann. Wir haben in Deutschland schon viel erreicht und einige Verbesserungen auf den Weg gebracht, doch es liegt auch noch viel Arbeit vor uns. Wir brauchen zum Beispiel noch mehr Vereine, die Angebote für Menschen mit und ohne Behinderung machen. Ein Meilenstein wäre auch die Aus- tragung von Paralympischen Spielen in Deutschland – das wäre nicht nur ein Traum für alle Athletinnen und Athleten, sondern würde darüber hi- naus dem Sport von Menschen mit Behinderung einen riesigen Schub geben. Zudem hätte es positive Aus- wirkungen auf die Barrierefreiheit im öffentlichen Raum und damit auch auf die Teilhabe von Menschen mit Behinderung am öffentlichen Leben. Manfred Witten, Leser Weg mit den Barrieren Inklusion von Schülern mit sonder- pädagogischem Förderbedarf ist seit vielen Jahren ein Thema. Trotzdem sind die Lehramtsstudiengänge nach wie vor getrennt nach gegliedertem Schulsystem und Förderschule. Mein Vorschlag: Bildet auch die Lehrer für Regelschulen für die Inklusion aus. So bekommen wir in absehbarer Zeit an allen Schulen sonderpädagogisch geschulte Lehrkräfte, die Inklusion können. Wenn ich den Begriff der In- klusion erweitern darf, dann fasst er für mich auch Schüler aus bildungs- fernen Haushalten oder mit Migra- tionshintergrund ein. Eine Tendenz junger Eltern scheint mir in diesem Zusammenhang alarmierend. Oft wird da gefragt: „Welche Grundschu- le ist für unser Kind die richtige?“ Da- bei schließen sich dann Schulen mit hohem Migrationsanteil oder in den sozial schwächeren Wohngebieten einer Stadt aus. Eltern erwägen sogar einen Umzug, um dem Kind eine be- stimmte Schule „zu ersparen“. Andere wählen eine Schule in freier Träger- schaft, damit ihr Kind unter „Glei- chen“ ist. Dieser Trend steht gegen jeglichen Inklusionsgedanken und schwächt den sozialen Zusammenhalt unserer Gesellschaft. Grundschüler sollten wohnortnah beschult werden, den Schulweg allein zurücklegen, ihre Freunde im Wohnumfeld finden und sich auch gegenseitig besuchen und die volle Bandbreite unserer Gesell- schaft dabei erleben können. Dazu gehören Menschen aus anderen sozi- alen Schichten und Kulturen genauso wie Menschen mit Förderbedarf.