+3 Magazin März 2020 | Page 10
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WAS IST DIE ZUKUNFT
DES WOHNENS?
WIR FRAGEN:
... und was ist
Ihre Meinung?
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Bis zu 70 Prozent der Weltbevölkerung werden 2050 in Ballungsgebieten
wohnen – um die Natur in die Metropolen zu holen sind hängende Gärten
an Hochhäusern derzeit hoch im Kurs.
Quelle: future-briefings.de
© iStock./martinwimmer
Manfred Jost,
Präsident
Verband Wohneigentum
Vision Smart Home
Freitagnachmittag, 15:30 Uhr. Auf
dem Heimweg von der Arbeit nimmt
Uwe mit seinem Smartphone Kon-
takt mit der „Zentrale“ seines Hauses
auf: „Hallo (Alexa, Siri oder derglei-
chen), aktiviere Plan B fürs Wochen-
ende, Raum fünf und sechs sind
nicht belegt (die Kinder sind bei den
Großeltern). Heute Abend kommen
Gäste. Überprüf den Inhalt des Kühl-
schranks und sende mir eine Liste
seines Inhalts. Pass die Heizzeiten
für heute Abend an und deaktivie-
re die Alarmanlage (Wintergrill im
Garten). Starte die Waschmaschine,
nachdem die Autobatterie geladen
ist. Ab 0:00 Uhr kann die Tiefkühl-
truhe auf minus 36 Grad herunter-
gekühlt werden.“ Vision oder bald
Alltag? Smartphones steuern bereits
heute Heizungs-, Lüftungs- und
Alarmanlagen, smarte Türklingeln,
Kameraüberwachungen,
Bewe-
gungsmelder. Sie überwachen die
Luftqualität einzelner Räume, schla-
gen Alarm bei Fehlfunktionen. Doch
mehr elektronische Geräte verbrau-
chen mehr Energie. Die zunehmende
Digitalisierung der Gebäudetechnik
erhöht den Nutzungskomfort und
versucht, den Energieverbrauch zu
zügeln. Die Gebäude werden insofern
energieeffizienter, als deren Energie
nur dann und dort verbraucht wird,
wenn und wo sie vor Ort vorhanden
ist. Wohnraum muss so flexibel sein,
dass er sich unseren Bedürfnissen
anpasst und nicht umgekehrt. Künf-
tig werden Digitalisierung und Ver-
netzung der Gebäudetechnik immer
wichtiger und können einen Beitrag
für die Versorgungssicherheit der
Quartiere leisten.
Karsten Tichelmann,
Professor für Architektur,
Technische Universität
Darmstadt
Nach innen wachsen
Was wäre, wenn bis zu 2,5 Millionen
neue Wohnungen in ungesättigten
Wohnungsmärkten entstehen, also
dort, wo sie dringend benötigt wer-
den? Ohne zusätzliche Pendlerströ-
me, ohne neues Bauland auszuwei-
sen und ohne zusätzliche Flächen zu
versiegeln. Und das kostengünstig
und energieneutral, weil das Grund-
stück und die Infrastruktur zum
Wärmen und Versorgen schon vor-
handen sind. Der Schlüssel für mehr
Wohnraum in unseren Städten ist
die Innenentwicklung, eine höhere
Flächeneffizienz und Dichte. Die-
se neuen Wohnungen entstehen auf
vorhandenen Wohngebäuden und
im Kontext von Nichtwohngebäuden
– doch eine höhere städtische Dichte
muss gut gemacht sein. Was können
wir von Stadtteilen wie Kreuzberg in
Berlin, Bornheim in Frankfurt am
Main, Schwabing in München oder
Eimsbüttel in Hamburg lernen? In
diesen Stadtteilen wird gerne ge-
wohnt und gelebt. Sie sind gemischt
in jeder Hinsicht und weisen eine
dreifach höhere Einwohnerdichte
auf als der restliche Teil ihrer Stadt.
Dichte ist durchaus attraktiv und be-
reichernd. Die städtischen Transfor-
mationen hin zu mehr qualitätsvoller
Dichte und Mischung ist gleichzeitig
die Chance für mehr Attraktivität
und baukulturelle Gestaltungsquali-
tät, für ernsthaften Klimaschutz und
gesellschaftlichen
Zusammenhalt.
Aber dafür bedarf es Bewusstsein,
Sensibilität und Unterstützung. 2,5
Millionen bezahlbare Wohnungen
hängen von unseren gesellschaftli-
chen Entscheidungen und der Quali-
tät der politischen Umsetzung ab.