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Klaus Hartmann,
ehemaliger Kapitän der
Deutschen Hochsee-
handelsflotte
Mit allen Wassern
gewaschen
Als Kapitän bin ich auf einem Fracht-
schiff in 86 Tagen um die ganze Welt
gefahren – von Nordeuropa nach
Amerika, über die Karibik, Panama
und Tahiti nach Neuseeland, Aust-
ralien und Asien, danach durch den
Suez-Kanal ins Mittelmeer und zu-
rück nach Hamburg. Auch wenn der
nautische Reiseplan sehr getaktet
war und wir keine langen Stopps in
den Häfen machen konnten, war es
mir doch immer wichtig, Land und
Leute kennenzulernen. Und das ist
es auch, was mich in die Ferne zieht:
Wenn ich schon auf der Welt bin, will
ich auch die Welt wirklich kennenler-
nen. Und damit meine ich keine All-
inclusive-Reisen nach Mallorca, wo
die Deutschen noch deutscher sind
als in Deutschland. Nein, ich will ein
Land so wahrnehmen, wie es Ein-
heimische tun. Einmal machte ich
Halt im Hafen von Rio de Janeiro.
Ich hatte ein paar Stunden Zeit, also
ging ich in die Favelas. In die Gegen-
den, wo keine Touristenbusse halten,
sondern das normale Volk lebt, das
in Brasilien nun mal arm ist. Als ich
später davon einem Bekannten er-
zählte, schaute er mich fassungslos
an. „Bist du verrückt“, sagte er, „das
ist doch viel zu gefährlich“. Ich mach-
te ihm klar, dass mich das wahre Le-
ben in den Favelas mehr interessiert
als das Brasilien der Hochglanzbro-
schüren. Schon als Kind in der DDR
träumte ich von der Welt hinter dem
eisernen Vorgang. Für mich habe
ich ihn durchtrennt, indem ich als
16-jähriger Junge vom Binnenland
begann, als Lehrling auf einem Schiff
anzuheuern.
Ihr Name,
Leserin
Was ist Ihre Meinung?
19
Jost Kobusch,
Solo-Extrembergsteiger
und Autor
Ich stürzte in die Leere, als ich mein
Leben durch das Buch sah, das ich
über mich und meinen Beruf, das
Bergsteigen, geschrieben habe. Auf
der Suche nach Liebe und Anerken-
nung war ich wohl losgerannt, so
wirkte es jetzt auf mich. Dieser Irrweg
erschien mir so sinnlos. Was ich ge-
sucht hatte, hätte ich auch hier finden
können, dafür musste ich nicht die
Welt bereisen. Am Ende ist es doch
nur ein bedeutungsloser eisbedeck-
ter Steinhaufen, den ich besteige. Ich
produziere nichts, hinterlasse nichts.
Alles was ich tue, spielt sich in mei- nem Kopf ab. Es hat gebraucht, bis
ich verstand, dass es der Aufbruch
ins Unbekannte ist, der mich immer
wieder auf meine Expeditionen zieht.
Egal wie hoch, wie schwer das Erklim-
men ist – am Ende muss das Ziel den
harten Weg wert sein. Ich selbst gebe
diesem Aufbruch Bedeutung und
nichts könnte meine Neugierde mehr
befriedigen, als mich auf den Weg
zu begeben, um neues Land zu ent-
decken. Meinen eigenen Weg zu fin-
den und zu gehen. Jede Bewegung in
dieser anderen Welt ohne Menschen,
ohne Kommunikation, ist Meditation.
Es ist kein Urlaub, es ist eine Reise. Es
ist ein Spiegel auf mich selbst. In den
hohen Bergen wachse ich über mich
hinaus und lasse mich dabei nicht
von Gedanken limitieren. Es ist viel
zu einfach, etwas als unmöglich ab-
zustempeln. Das, was ich am meisten
bereue, sind die Risiken, die ich nicht
eingegangen bin, die vertanen Chan-
cen. Auf der Suche nach Freiheit.
Freiheit durch Verzicht.
Ding. Wenn ich verreise, dann meis-
tens, weil ich einen meiner Freunde
oder Verwandten besuchen will. Das
gibt mir einen Grund, zu reisen. Auf
diese Weise lerne ich auch andau-
ernd neue Städte kennen. Und von
dort aus das Umland. Oft fährt man
über das Wochenende in die Natur.
Es gibt hierzulande doch immer wie- der etwas zu entdecken. Wenn ich
irgendwo jemanden kenne, macht es
mehr Spaß, als wenn man als Tourist
in ein fernes Land reist und dann ir-
gendwie isoliert ist. Mit Freunden ist
es immer so, dass man etwas Beson-
deres macht und automatisch auch
schnell neue Leute kennenlernt. Das
ist genau das Richtige für mich.
Auf der Suche nach
Wahrheit
Schreiben Sie uns Ihre Antwort und viel-
leicht erscheinen Sie im nächsten Heft.
Leo Steingart, Leser
Knackige Kurztrips
In die Ferne zieht es mich eigent-
lich gar nicht. Romantisch verklärte
Weltreisen sind mir jedenfalls zu kli-
scheehaft und überhaupt nicht mein
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