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Johannes Klaus,
Reiseblogger
und Verleger
Das echte Leben sehen
Was zieht uns in die Ferne? Angst
und Bange könnte mir werden. Ver-
rückte Terroristen wollen mir an den
Kragen. Das Klima geht den Bach
runter. Und meinen Job macht be-
stimmt bald ein Roboter. Und zwar
besser. Warum sollen wir da noch
wegfahren? In der Ferne treffe ich
Menschen wie Reza. Er ist Soldat
an der Grenze zum Iran und trotz
der Kalaschnikow über der Schulter
ein ausnehmend herzlicher Mensch.
„Welcome to Iran!“, ruft er. Er notiert
die Adresse seiner Familie, falls ich in
seinem Heimatort vorbeikomme. Ich
begegne Menschen in Bangladesch,
die mir stolz ihr Land zeigen und sich
freuen, dass jemand sie nicht nur
als Synonym für Ausbeutung wahr-
nimmt. Ich sehe Naturspektakel, die
mich ehrfürchtig machen vor der
Kraft und Schönheit der Erde. Noch
nie war es so einfach zu reisen. Und
niemals war es leichter, einen Bei-
trag zu erbringen, dass es auch den
Menschen, die weniger Glück haben
als wir, in Zukunft besser geht. Auch
das ist unsere Verantwortung. Die
Welt ist heute nicht schlechter als
vor fünfzig oder tausend Jahren. Ich
würde sogar behaupten: ganz im Ge-
genteil. Den meisten Menschen geht
es besser, sie leben länger, sind frei-
er, haben mehr Möglichkeiten. Es ist
leicht, sich in Paranoia zu verlieren.
Doch mit einem offenen Blick sieht
man: Wir leben in einer faszinieren-
den Welt und es ist ein großes Privi-
leg, sie selbst entdecken zu können.
Keine Fernsehdoku, kein Reiseblog
und kein Buch kann das ersetzen.
Helge Timmerberg,
Reiseschriftsteller
Was wir vergessen
Zu viel Nähe zieht mich in die Fer-
ne. Zu viel Sicherheit ins Abenteuer.
Zu viel Sofa in die Schlaglöcher. Und
manchmal sind es auch die Sterne,
die mir den Weg weisen. Aus dem
Wissen ins Ungewisse. Aus der All-
tagshölle in die Urlaubsparadiese.
Ferien vom Schicksal. Raus aus dem
Karma. Beziehungsauszeit. Die Gna-
de der Einzelzimmer. Sex mit Frem-
den. Die heilige Hängematte. Sand
statt Stein, Ruhe statt Lärm, Reggae
statt modern. Hüfttücher, Freizeit-
hosen, Hemden aus Hawaii. Voll-
mond in den Tropen. Pina Colada.
Auf der anderen Seite des Äquators
Julia Nowak, Leserin
Flucht in die Ferne
Es gibt viele gute Gründe, die uns in
die Ferne ziehen, Motive wie Wis-
sensdurst und Neugier. Doch ich
beschäftige mich bei Ihrer Fragestel-
lung vor allem mit den Motiven, die
Menschen dazu veranlassen, mit ih-
rer Familie ihre gewohnte Umgebung
sind die Cocktails immer süßer und
die Palmen immer grüner, die Frauen
schöner, die Männer selbstsicherer,
die Leute leutseliger, das Schwere
leichter, die Liebe freier, das Verbün-
den unverbindlicher. Beachlife statt
Leben. Streetlife statt Rattenren-
nen. Bezahlbare Bambushütten im
Südchinesischen Meer, im Golf von
Thailand, an den Karibikküsten. Bil-
lige Ferne, billiges Bier, billige Züge,
billige Moral. If you can’t be with the
one you love, love the one you with,
Honey. Die Urlaubsabschnittsbezie-
hung, die Etappenaffäre, die Well-
ness-Orgasmen, der ewige Moment
statt die ewige Liebe, die Reise in den
Rausch. Legal, illegal, scheißegal. All
das und noch viel mehr, unendlich
viel mehr, als das bereits Gesagte,
zieht uns immer wieder gerne in die
weite Ferne und immer wieder fallen
wir darauf rein. Erst bei der Ankunft
fällt es uns ein. Wir haben schon wie-
der die Mosquitos vergessen.
hinter sich zu lassen und ihre Heimat
aufzugeben. Wieso zieht es ganze
Familien weg in die Fremde? In ent-
fernte Länder, in denen eine ganz an-
dere Sprache gesprochen wird? Wer
so viel Mut aufbringt und so viel Risi-
ko eingeht, der würde sich mit diesem
Mut doch viel lieber etwas in seiner
Heimat aufbauen, oder? Ich glaube,
in solchen Fällen werden Menschen
hauptsächlich von ihrer Angst in die
Ferne getrieben.
Pauline Knof,
Leserin und
Schauspielerin
Die Welt erleben
Ich packe regelmäßig meinen Ruck-
sack und fahre ganz allein weit weg.
Nichts bringt mich näher zu mir
selbst, als mit fremdem Menschen zu
reden, meine Komfortzone zu verlas-
sen und sprichwörtlich zu erfahren,
wie es in der Welt zugeht. Es rela-
tiviert die Blase, in der ich lebe. Ich
reise allein, damit ich im Moment
leben kann, mit den Leuten, die mir
begegnen in dieser Sekunde. Durch
die Ferne bin ich geduldiger, tole-
ranter und dankbarer geworden. Die
Ferne ist Inspiration, Lernen, Sehn-
sucht, Abenteuer und gleichzeitig die
Sicherheit, dass es zu Hause doch am
schönsten ist.
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