+3 Magazin März 2018 | Page 5

+1 Simone Rethel-Heesters, Schauspielerin, Buchautorin und Witwe von Johannes Heesters Kein Selbstläufer Kürzlich stellte mir eine Journalistin etwas provozierend die Frage: „Gibt es überhaupt ein Altern in Würde?“ Sie weiß, das ist mein Thema, da bin ich wie elektrisiert. „Ja, das gibt es!“, habe ich geantwortet. Aber wir alle müssen endlich etwas dafür tun. Schon seit Jahren kämpfe ich dagegen an, dass der Mensch sich im Alter zur Ruhe setzen muss. Ich bin der festen Über- zeugung, dass dieser vielgelobte Ruhe- stand zum Abbau des Körpers und des Geistes führt. Alter ist kein Horror- szenario, das nur mit Krankheit und Gebrechlichkeit gleichgesetzt werden kann, aber es ist auch kein Selbstläu- fer. Richtige Ernährung und Aktivitä- ten jeglicher Art sind Voraussetzungen für ein langes und gesundes Leben. In meinen Augen ist der Schlüssel für gesundes Altern ohnehin die Arbeit. Deshalb bin ich für die Abschaffung der Altersgrenzen. Ich protestiere da- gegen, dass Menschen, die nicht in den Ruhestand treten wollen, nachgesagt wird, sie könnten nicht loslassen. Ich bin dafür, dass jeder Einzelne selbst entscheiden kann, wie lange er arbei- ten möchte. Ich bin dafür, dass nie- mand mehr verpflichtet wird, sich mit 5 PYRAMIDE WAR GESTERN 65 aus dem (Berufs-)Leben zurückzu- ziehen. Ich bin dafür, dass niemand mehr die Worte hören muss: „Du bist zu alt, du musst gehen.“ Ich hoffe, dass einmal die Zeit kommt, in der man selbst entscheiden kann, ob und wann man für etwas zu alt ist. Doch hoffen allein reicht nicht. Solche Verände- rungen müssen von der ganzen Gesell- schaft getragen werden. Altersverteilung in Deutschland 2014 Alter in Jahren Männer 100 Frauen 90 80 70 60 50 40 Susanne Tyll, Leserin 30 20 10 0 Lebenslang lebenswert Die meisten – nicht nur ältere – Men- schen wollen in ihrer vertrauten Umge- bung wohnen bleiben. Wohnumfelder sollten so gestaltet sein, dass sie diesem Bedürfnis entsprechen. Weniger Barrie- ren bedeuten höheren Komfort für alle. Ältere Menschen bewegen sich viel zu Fuß, mit Fahrrad oder Gehhilfen. Das direkte Wohnumfeld gewinnt mit stei- gendem Alter an Bedeutung. Der Bewe- gungsradius wird häufig kleinräumiger. Viele ältere Menschen mit und ohne Mobilitätseinschränkungen tun sich mit Barrieren schwer. Die Wohnumge- bung ist mitentscheidend für alltägliche Routinen: Rituale, Kontaktaufnahme, 800 600 400 200 0 Anzahl in Tausend 0 200 400 600 Quelle: Destatis allgemeine Versorgung, Sicherheits- gefühl, Bewegungsmöglichkeiten und somit Gesundheitsprävention, Selbst- bestimmtheit und Selbstständigkeit. Alle Quartiere sind unterschiedlich. Die Bedürfnisse der jeweiligen Men- schen sind verschieden, deren Betei- ligung unabdingbar. Wünschenswert wäre ein flächendeckendes Angebot von professionellen Wohnberatungsstellen mit kostenlosem und unabhängigem Beratungsangebot zu allen Fragen des Wohnens – präventiv und bei Mobi- litätseinschränkungen. Das beschleu- nigt und unterstützt die Anpassung der Karin Unkrig, Leserin Gute Vorsätze Was ich mir für das Alter vorgenom- men habe? Nicht über Neues schimp- fen, die „gute alte Zeit“ ruhen lassen. Die Dinge nehmen ihren Lauf. Wer weiß, vielleicht rückt Besseres nach? Nicht über Zipperlein klagen, es macht sie weder kleiner noch erträglicher. Junge Leute interessieren sich nicht dafür, ältere Semester kämpfen selber damit. Nicht Verlorenem nachtrauern, sondern etwas anbieten: Du hast zu viel Zeit, deine Kinder meist zu wenig. Nicht in Sack und Asche gehen, in Po- pelinejacken und Beigegrau. Chic und Charme verblassen von allein, ehe du dich versiehst. Nicht unablässig ver- gleichen, mit Blick auf den eigenen Vorteil. Einer scheidet immer aus, am Ende bist du es selbst. Nicht an Mate- riellem festhalten, du kannst es nicht hinüberretten in die „andere Welt“. Aber krachend verlieren unterwegs. vorhandenen Wohnungsbestände und Quartiere an die individuellen Bedürf- nisse. Ziel einer solchen Quartiersent- wicklung ist auch, möglichst allen Men- schen den Verbleib in ihrer vertrauten Wohnung dauerhaft zu ermöglichen oder zumindest individuellen „Ersatz“, zum Beispiel Wohngemeinschaften in der Nachbarschaft, anzubieten. Anzeige Senioren sind wie Du und ich – nie langweilig. Der SENIOREN RATGEBER. 1803_446_19694_SZ_+3Magazin_SR03.indd 1 Das Magazin für uns. 09.03.18 09:34 ›