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Simone Rethel-Heesters,
Schauspielerin,
Buchautorin und Witwe
von Johannes Heesters
Kein Selbstläufer
Kürzlich stellte mir eine Journalistin
etwas provozierend die Frage: „Gibt es
überhaupt ein Altern in Würde?“ Sie
weiß, das ist mein Thema, da bin ich
wie elektrisiert. „Ja, das gibt es!“, habe
ich geantwortet. Aber wir alle müssen
endlich etwas dafür tun. Schon seit
Jahren kämpfe ich dagegen an, dass
der Mensch sich im Alter zur Ruhe
setzen muss. Ich bin der festen Über-
zeugung, dass dieser vielgelobte Ruhe-
stand zum Abbau des Körpers und des
Geistes führt. Alter ist kein Horror-
szenario, das nur mit Krankheit und
Gebrechlichkeit gleichgesetzt werden
kann, aber es ist auch kein Selbstläu-
fer. Richtige Ernährung und Aktivitä-
ten jeglicher Art sind Voraussetzungen
für ein langes und gesundes Leben.
In meinen Augen ist der Schlüssel für
gesundes Altern ohnehin die Arbeit.
Deshalb bin ich für die Abschaffung
der Altersgrenzen. Ich protestiere da-
gegen, dass Menschen, die nicht in den
Ruhestand treten wollen, nachgesagt
wird, sie könnten nicht loslassen. Ich
bin dafür, dass jeder Einzelne selbst
entscheiden kann, wie lange er arbei-
ten möchte. Ich bin dafür, dass nie-
mand mehr verpflichtet wird, sich mit
5
PYRAMIDE WAR GESTERN
65 aus dem (Berufs-)Leben zurückzu-
ziehen. Ich bin dafür, dass niemand
mehr die Worte hören muss: „Du bist
zu alt, du musst gehen.“ Ich hoffe, dass
einmal die Zeit kommt, in der man
selbst entscheiden kann, ob und wann
man für etwas zu alt ist. Doch hoffen
allein reicht nicht. Solche Verände-
rungen müssen von der ganzen Gesell-
schaft getragen werden.
Altersverteilung in Deutschland 2014
Alter in Jahren
Männer
100
Frauen
90
80
70
60
50
40
Susanne Tyll,
Leserin
30
20
10
0
Lebenslang lebenswert
Die meisten – nicht nur ältere – Men-
schen wollen in ihrer vertrauten Umge-
bung wohnen bleiben. Wohnumfelder
sollten so gestaltet sein, dass sie diesem
Bedürfnis entsprechen. Weniger Barrie-
ren bedeuten höheren Komfort für alle.
Ältere Menschen bewegen sich viel zu
Fuß, mit Fahrrad oder Gehhilfen. Das
direkte Wohnumfeld gewinnt mit stei-
gendem Alter an Bedeutung. Der Bewe-
gungsradius wird häufig kleinräumiger.
Viele ältere Menschen mit und ohne
Mobilitätseinschränkungen tun sich
mit Barrieren schwer. Die Wohnumge-
bung ist mitentscheidend für alltägliche
Routinen: Rituale, Kontaktaufnahme,
800
600 400 200 0
Anzahl in Tausend
0
200 400 600
Quelle: Destatis
allgemeine Versorgung, Sicherheits-
gefühl, Bewegungsmöglichkeiten und
somit Gesundheitsprävention, Selbst-
bestimmtheit und Selbstständigkeit.
Alle Quartiere sind unterschiedlich.
Die Bedürfnisse der jeweiligen Men-
schen sind verschieden, deren Betei-
ligung unabdingbar. Wünschenswert
wäre ein flächendeckendes Angebot von
professionellen Wohnberatungsstellen
mit kostenlosem und unabhängigem
Beratungsangebot zu allen Fragen des
Wohnens – präventiv und bei Mobi-
litätseinschränkungen. Das beschleu-
nigt und unterstützt die Anpassung der
Karin Unkrig, Leserin
Gute Vorsätze
Was ich mir für das Alter vorgenom-
men habe? Nicht über Neues schimp-
fen, die „gute alte Zeit“ ruhen lassen.
Die Dinge nehmen ihren Lauf. Wer
weiß, vielleicht rückt Besseres nach?
Nicht über Zipperlein klagen, es macht
sie weder kleiner noch erträglicher.
Junge Leute interessieren sich nicht
dafür, ältere Semester kämpfen selber
damit. Nicht Verlorenem nachtrauern,
sondern etwas anbieten: Du hast zu
viel Zeit, deine Kinder meist zu wenig.
Nicht in Sack und Asche gehen, in Po-
pelinejacken und Beigegrau. Chic und
Charme verblassen von allein, ehe du
dich versiehst. Nicht unablässig ver-
gleichen, mit Blick auf den eigenen
Vorteil. Einer scheidet immer aus, am
Ende bist du es selbst. Nicht an Mate-
riellem festhalten, du kannst es nicht
hinüberretten in die „andere Welt“.
Aber krachend verlieren unterwegs.
vorhandenen Wohnungsbestände und
Quartiere an die individuellen Bedürf-
nisse. Ziel einer solchen Quartiersent-
wicklung ist auch, möglichst allen Men-
schen den Verbleib in ihrer vertrauten
Wohnung dauerhaft zu ermöglichen
oder zumindest individuellen „Ersatz“,
zum Beispiel Wohngemeinschaften in
der Nachbarschaft, anzubieten.
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