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Integrierte Lebensräume
Frank Schulz-Nieswandt , Professor für Sozialpolitik und Methoden der qualitativen Sozialforschung , Universität Köln
Altert man in Würde in einem Pflegeheim ? Ja , wenn sich Pflegeheime in ihrer Kultur des Wohnens weiterhin wandeln zu Orten der Selbstbestimmung und Teilhabe am sozialen Leben . Auch in privater Häuslichkeit kann der alt werdende Mensch isoliert sein , vereinsamen und verwahrlosen , verzweifeln , an der Aufgabe , die Endlichkeit des Lebens anzunehmen , scheitern . In allen Wohnformen geht es um eine zentrale Frage : Schafft die dortige Umwelt , in die der Mensch gestellt ist , eine anregende , aktivierende Atmosphäre , die
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Möglichkeiten bietet , dass der Mensch weiter in seiner Persönlichkeit wächst und sein Werden bis weit ins hohe Alter hinein nicht gehemmt wird . Er soll am Leben teilhaben und sein eigenes Selbst-Sein im sozialen Miteinander erleben können . Er muss allerdings auch zu dieser anregenden Umwelt hin offen sein . Das ist sein eigener Beitrag zum Gelingen des würdevollen Alterns . Aber die soziale Umwelt ist ebenso gefordert : Heime können so eine Kultur der Teilhabe in ihrem Innenraum als Erlebnisraum sein . Sie müssen aber auch geöffnet sein zur Außenwelt der Heimanlage , offen hin zum Quartier in der Stadt , zum Dorf hin , die Begegnung mit dem Leben im umgebenden Sozialraum möglich machen . Gelingt diese Beziehung zwischen Mensch und Umwelt nicht , bleibt der alte Mensch abgedrängt , ausgegrenzt und erleidet , bereits einen sozialen Tod , bevor er biologisch stirbt . Er ist bedeutungslos geworden . Aber es geht auch anders . |
Walter Hömberg , Leser
Neue Möglichkeiten
Der Eintritt in den sogenannten Ruhestand ist ein großer Einschnitt . Die längste Phase im Leben war bestimmt vom Beruf – und diese ist jetzt offiziell abgeschlossen . Wenn man gesund ist und noch voller Energie , dann bedeutet die Verabschiedung in den Ruhestand nicht selten auch eine narzisstische Kränkung . Wie geht man damit um ? Hier lassen sich drei Typen beobachten : Der erste Typ ist der „ Weitermacher “. Ein Onkel von mir , ein bedeutender Archäologe , ging auch jenseits der 80 noch jeden Tag in „ sein “ Institut . Er hielt Vorträge und schrieb Aufsätze über sein Fachgebiet – als wenn
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sich nichts geändert hätte . Der zweite Typ ist der „ Anknüpfer “. Er knüpft an seine Erkenntnisse und Erfahrungen an , freut sich aber , dass er jetzt all die Pflichtübungen auf dem Eis der beruflichen Routinen nicht mehr laufen muss , sondern sich ganz der Kür widmen kann . Der dritte Typ ist der „ Neubeginner “. Er beginnt vielleicht ein Liebhaberstudium in einem Orchideenfach . Oder er schultert den Rucksack und geht endlich auf die lange verschobene Weltreise . Ich versuche , Typ 2 und Typ 3 miteinander zu verbinden – anzuknüpfen an alte Erkenntnisse und Einsichten und sie zu ergänzen durch neue Erfahrungen und Exkursionen in unbekanntes Land . Die Lebensfreude ist dabei wichtiger als die Würde .
Monika Fischer , Leserin
Viele verstärken im Alter ihre Eigenheiten . Wollen wir ihnen die Würde lassen , müssen wir toleranter werden .
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